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Schutzlos ausgeliefert auf der Balkanroute
Gewalt an geflüchteten Kindern: Save the Children fordert sichere und legale Fluchtrouten
Für geflüchtete Kinder ist Gewalt auf der Balkanroute allgegenwärtig. Zu diesem Schluss kommt der am Dienstag veröffentlichte Bericht »Wo wir auch hingehen, tut uns jemand Gewalt an« von Save the Children und der Universität Sarajevo. Alle Kinder, die an dieser Untersuchung teilnahmen, berichteten, dass sie direkt oder indirekt körperliche, psychische, sexuelle oder andere Arten von Gewalt erfahren haben, heißt es im Bericht. Meist handele es sich bei den Täter*innen um Erwachsene in Machtpositionen wie Grenzpolizist*innen und Schleuser*innen. »Wir wurden von der Polizei festgenommen. Sie sagten uns, wir sollten uns hinsetzen, und wir setzten uns alle hin; dann wählten sie zwei Personen aus der Gruppe aus und schlugen sie«, berichtet der 16-jährige Basit.
Für den Bericht wurden in Bosnien-Herzegowina und Serbien 48 Kinder im Alter von 13 bis 19 Jahren interviewt, darunter 30 unbegleitete Jungen sowie acht Jungen und zehn Mädchen, die mit ihren Familien oder engen Verwandten unterwegs waren. Im Schnitt seien die befragten Kinder seit vier Jahren unterwegs gewesen. Kinder machen etwa ein Drittel aller in Europa ankommenden Flüchtlinge und Migrant*innen aus.
Dadurch, dass Jungen öfter auf der Balkanroute flüchten und viel häufiger unbegleitet unterwegs sind, sind sie einem höheren Risiko von körperlicher Gewalt, sexueller Gewalt sowie Ausbeutung und Kinderarbeit ausgesetzt. »Unbegleitete Kinder müssen Entscheidungen treffen, die oft über ihre emotionale und soziale Reife, ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung hinausgehen. Dies macht sie besonders anfällig für verschiedene Formen des Missbrauchs«, heißt es in dem Bericht. Mädchen haben ebenfalls ein hohes Risiko, Opfer sexueller Gewalt, von Zwangsverheiratungen oder Menschenhandel zu werden.
Auffällig ist, dass die befragten Kinder kaum Vertrauen in die europäischen Institutionen oder die Bevölkerung haben. »Niemand hilft uns«, wird die 13-jährige Mehdia zitiert. Die Kinder hätten oft nicht ausreichend Essen und Trinken zur Verfügung und zeigten zahlreiche negative Coping-Strategien wie Selbstverletzung, Suizidversuche und Substanzmissbrauch.
Die Organisation sieht die Verantwortung bei der Europäischen Union. »Weil sich Europa auf die Abschreckung von Ankommenden konzentriert, sind Kinder schockierender Gewalt durch Polizei und Grenzschutz ausgesetzt – Gewalt, die ungestraft bleibt«, sagte Ylva Sperling, Direktorin von Save the Children Europe. Außerdem kritisierte die Organisation die Unterbringung von Kindern in haftähnlichen Anstalten. Die EU und die europäischen Regierungen sollten »Kindern auf der Flucht den Zugang zu sicheren, geregelten und legalen Migrationsrouten ermöglichen«, forderte Save the Children. Außerdem sollten Pushbacks beendet und insgesamt die Einhaltung der Menschenrechte an den Grenzen besser kontrolliert werden.
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