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Einfach kein Sieger am Molkenmarkt
Dubioses Ende des Werkstattverfahrens zur Neubebauung
Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (parteilos, für SPD) sagt bei der Pressekonferenz am Mittwoch, dass nun »ein wesentlicher Schritt« beim städtebaulichen Qualifizierungsverfahren für den Molkenmarkt gegangen werden konnte, nachdem »intensive zwei Jahre« daran gearbeitet worden sei. Nun ja. Denn nach zwölfstündigen Beratungen wurde zwischen den zwei konkurrierenden Entwürfen der Architekturteams einerseits um Wolfgang Albers und Silvia Malcovati (AMVT) und andererseits um das Büro OS Arkitekter (OSCKA) keiner der beiden ausgewählt, der Basis für die Formulierung der Charta Molkenmarkt werden sollte.
Kahlefeldt und die Jury-Vorsitzende Christa Reicher mühten sich redlich, auf der Pressekonferenz darzustellen, dass es niemals vorgesehen gewesen sei, eine Siegerin oder einen Sieger zu küren. Selbst auf eine Nachfrage mit Konfrontation mit dem Auslobungstext wird diese Linie gehalten. »Zum Abschluss des Werkstattverfahrens tritt das Preisgericht erneut zusammen und berät über die Empfehlung eines der beiden Entwürfe als Grundlage einer Charta für die Entwicklung am Molkenmarkt«, heißt es da.
Wie aus der Jurysitzung von mehreren Seiten an »nd« herangetragen wird, hätte die Jury selbst sich auf den Kandidaten OSCKA einigen können, der seinen Entwurf aus den Vorgaben wie Nachhaltigkeit und günstiger Wohnraum heraus entwickelt hat. AMVT ging vor allem vom Ansatz einer Altstadtrekonstruktion heran, näherte sich in vielen Lösungen jedoch an OSCKA an. Doch die Senatsbaudirektorin soll beides schrecklich gefunden und eine echte Altstadt gefordert haben.
Entsprechend gallig reagiert auch der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen im Abgeordnetenhaus: »Dass es keine Entscheidung gibt, irritiert und wirft Fragen auf, die noch zu klären sind«, erklärt Julian Schwarze. »Es darf am Molkenmarkt keine Abstriche bei Grünflächen und bei der Bezahlbarkeit von Wohnungen geben. Schließlich hat der Entwurf von OSCKA gezeigt, dass eine Quote von 100 Prozent Sozialwohnungen möglich ist«, so Schwarze weiter.
»Die widersprüchlichen Aussagen der Senatsverwaltung sind inakzeptabel und werfen schwerwiegende Fragen auf«, sagt Linke-Stadtentwicklungsexpertin Katalin Gennburg zu »nd«. »Wir lassen ihr nicht durchgehen, dieses hochkarätige Verfahren absichtlich an die Wand zu fahren und dabei gleich noch das Parlament zu entmachten«, so Gennburg weiter. Denn entgegen Aussagen von 2021 soll das Abgeordnetenhaus bei der Charta nicht mitentscheiden. Es gehe »nur darum, die Interessen des Berliner Baufilzes für noch mehr Eigentumswohnungsbau mitten im Herzen der Stadt durchzusetzen«.
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