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Columbo statt Fußball-WM in Katar
Aert van Riel über den Boykottaufruf des exzentrischen Ex-Fußballspielers Éric Cantona
Wenn im November die Fußballweltmeisterschaft in Katar beginnt, wird sich zumindest ein prominenter ehemaliger Profi weigern, die Spiele anzuschauen. Éric Cantona hat im Kurznachrichtendienst Twitter einen langen Brief veröffentlicht, in dem er die Folgen für Umwelt und Klima in den klimatisierten Stadien anprangert und an die vielen Menschen erinnert, die beim Bau der Sportstätten zu Tode gekommen sind.
Widerständigkeit liegt in Cantonas Familie. Sein Großvater, ein Katalane, hatte einst im spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten von General Franco gekämpft. Nach der Niederlage gegen die Rechten musste die Familie nach Frankreich fliehen. Cantona wurde 1966 in Marseille geboren. Auf den Straßen der südfranzösischen Stadt herrscht ein rauer Umgang. Gewalt gehörte für Cantona auch auf dem Fußballplatz dazu. Er verließ 1991 den Lieblingsverein seiner Jugend, Olympique Marseille, und ging kurze Zeit später nach England, erst zu Leeds United und dann zu Manchester United. Dort sammelte er nicht nur viele Titel. Unvergessen bleibt auch sein Kung-Fu-Tritt gegen einen Fan des Londoner Clubs Crystal Palace im Jahr 1995. Dieser hatte Cantona zuvor rassistisch beleidigt und den Nazigruß gezeigt. Später tat Cantona nur leid, dass er nicht härter zugetreten hatte.
Als er zu alt zum Fußballspielen wurde, ließ sich Cantona einen Bart wachsen und trat als Filmschauspieler auf. Sein Plan, den »Finanzkapitalismus« dadurch zu besiegen, dass alle Menschen gleichzeitig Geld von der Bank abheben, scheiterte 2010. Die Resonanz war zu gering. So wird es wohl auch bei seinem WM-Boykottaufruf sein. Cantona will sich statt Fußball die US-amerikanische Krimiserie Columbo anschauen, die von den 70ern bis in die 90er Jahre populär war. Da schwingt viel Nostalgie mit. War früher alles besser? Für den Fußball gilt das sicherlich nicht. Es sei daran erinnert, dass Cantona in aufwendigen Spots einst Reklame für Nike gemacht hat, obwohl damals viele Berichte über die miesen Arbeitsbedingungen beim Sportartikelhersteller kursierten. Auch für den Exzentriker gibt es kein richtiges Leben im falschen.
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