Kampf der Botschaften

Larissa Kunert über Kunst neben der Zerbster »Judensau«

»Nie wieder!« ist deutsche Staatsräson. Trotzdem hat man zumindest in letzter Instanz nichts dagegen, judenfeindliche Schmähskulpturen im öffentlichen Raum stehen zu lassen. Das hat der Fall der »Wittenberger Judensau« gezeigt. Geschichte dürfe nicht vergessen werden und die Objekte bedürften eben einer Einordnung, heißt es oft. So wurde auch der »Judensau« an der St. Nicolai-Kirche im sachsen-anhaltischen Zerbst eine Erklärtafel hinzugefügt. Nun soll dem mittelalterlichen Relief zudem in unmittelbarer Nähe ein neues Kunstwerk »mit eigener Botschaft« entgegengesetzt werden. Zwei konkurrierende Botschaften nebeneinander also – welche Botschaft wiederum soll uns das vermitteln? Stattdessen hätte man auch dem Vorschlag von Max Privorozki, dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Sachsen-Anhalt, folgen und aus allen judendiffamierenden Kunstwerken eine Wanderausstellung konzipieren können. Dem Vergessen geweiht wären die herabwürdigenden Gebilde damit nicht, und trotzdem müsste man nicht jeden Tag, vielleicht wider Willen, an ihnen vorbeilaufen. Doch die Deutschen, allen voran der Denkmalschutz, wissen es wieder einmal besser.

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