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Gefährlicher Arbeitsort für Frauen
Bericht deckt verbreitete sexuelle Belästigung bei Antarktis-Expeditionen auf
Rund 4000 Kilometer sind es von der zu Australien gehörenden Insel Tasmanien bis in die Antarktis. Die Nähe des Landes zum Kontinent aus Eis hat auch die Forschung über die Region gefördert. So betreibt Australien mit Mawson, Davis und Casey gleich drei Forschungsstationen in der Antarktis. Bisher galten Entsendungen zu diesen Stationen eher als ein Privileg.
Doch eine von der Australian Antarctic Division (AAD) in Auftrag gegebene externe Untersuchung der dortigen Arbeitskultur enthüllte nun weitreichenden Missbrauch. So sollen sexuelle Belästigung, unerwünschte Aufforderungen zum Sex, Verspottungen und offen präsentierte Pornografie die Arbeitsbedingungen für Frauen zur Qual gemacht haben. Auch homosexuellen Männern soll das Leben mit homophoben Bemerkungen schwer gemacht worden sein.
Meredith Nash, eine Professorin der australischen Nationaluniversität in Canberra, die den Untersuchungsbericht geschrieben hat, sagte dem australischen Sender ABC, dass einige Frauen sogar der Meinung seien, dass die Antarktis-Stationen nicht sicher sind und dass es »unethisch« sein könnte, Frauen weiterhin dorthin zu schicken.
Erschwerend kommt laut Nash hinzu, dass Frauen über Wochen mit den Tätern vor Ort arbeiten müssten, »weil sie einfach nicht gehen können«. Oftmals seien sie aufgrund der Machtdynamik auch nicht in der Lage, eine Beschwerde einzureichen oder sofort um Unterstützung zu bitten, wie sie es zu Hause tun würden, meinte Nash.
Im Sommer auf der Südhalbkugel leben teils bis zu 500 Menschen auf den drei Antarktis-Stationen sowie auf einer weiteren Station auf der subantarktischen Insel Macquarie Island. In den Wintermonaten, wenn die Antarktis in völlige Dunkelheit gehüllt ist und die Temperaturen auf minus 60 Grad fallen können, sind nur noch rund 80 Arbeitskräfte vor Ort. Diese Arbeiter verbringen in der Regel ein Jahr auf einer Station. Laut einem Bericht aus dem Jahr 2020 besteht etwa ein Viertel der Belegschaft in der Antarktis aus Frauen.
Australiens Umweltministerin Tanya Plibersek, unter deren Ministerium die Antarktis-Forschung fällt, sagte, sie habe zunächst mit »Verblüffung« auf den Bericht reagiert. Beispielsweise sei sie der Meinung gewesen, dass es so etwas wie pornografisches Material an den Wänden schon seit Jahrzehnten nicht mehr in australischen Büros gebe. Gleichzeitig betonte die Sozialdemokratin, dass sie »null Toleranz« gegenüber sexueller Belästigung am Arbeitsplatz habe.
»Ich hoffe, der Bericht wird ein Katalysator für weitere Veränderungen sein«, meinte sie. Besonders wichtig sei es laut Plibersek, dass die Menschen, die eine Beschwerde vorbringen, ernst genommen werden, dass jeder Fall ordnungsgemäß untersucht wird und es keine Vergeltung gibt.
Ein ähnlich schockierender Bericht wurde erst im Juni dieses Jahres veröffentlicht: Darin ging es um sexuelle Gewalt und Belästigung in den australischen Minencamps. Sie sind ähnlich wie die Antarktis in schwer erreichbaren Regionen – weit weg von jeder Zivilisation. In Australien – mit seinen 7,68 Millionen Quadratkilometern das sechstgrößte Land der Erde – gibt es zahlreiche Regionen, in denen die nächste Ortschaft etliche Stunden entfernt ist. In den einsam gelegenen Minencamps Westaustraliens beispielsweise werden die Arbeiter für ihre Schichten ein- und ausgeflogen. »Fifo« nennen die Australier das – »Fly in, Fly out«.
Frauen beschweren sich dort seit Jahren über eine Kultur des Sexismus. Der im Juni veröffentlichte Untersuchungsbericht zeigte nun aber, wie ernst die Situation wirklich ist: So werden Mitarbeiterinnen laut dem Bericht häufig Opfer sexueller Gewalt, und Belästigung ist demnach an der Tagesordnung.
Der Bericht, der den Titel »Genug ist genug« trägt, enthält Erlebnisse von verschiedenen Frauen. Ein Opfer berichtete beispielsweise, wie sie »bewusstlos geschlagen« worden sei, und als sie aufwachte, »ihre Jeans und Unterhose um ihre Knöchel herum« vorgefunden habe. Eine andere Frau berichtete, wie ein Mann »mehrmals mit seiner Hand in ihr Oberteil gefasst« und niemand etwas dazu gesagt habe.
Libby Mettam, Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, die den Bericht vorstellte, sagte, es sei »erschütternd« gewesen, von der »gelebten Realität der Verspottungen, Angriffe und gezielten Gewalttaten« zu hören, und »völlig unentschuldbar«.
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