Ende des Doppeldecker-Verbots auf der Buslinie 100 in Aussicht

Senat plant Verfüllung des maroden Lindentunnels

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

In Berlin-Reiseführern wird als eine preiswerte Stadtrundfahrt im Doppeldecker die Buslinie 100 der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zwischen Bahnhof Zoo und Alexanderplatz empfohlen. Doch anstatt Berlin genüsslich vom Oberdeck aus zu entdecken, müssen sich die Besucherinnen und Besucher in Gelenkbusse quetschen, die dazu wegen des akuten Fahrermangels der BVG zu Spitzenzeiten seit ein paar Tagen auch nur noch alle sechs bis sieben Minuten kommen, statt alle fünf Minuten.

Der Grund für das Ende 2021 bekannt gewordene Doppeldecker-Verbot auf der Linie 100 liegt unterhalb des Boulevards Unter den Linden in Höhe des Bebelplatzes: Ein alter Straßenbahntunnel aus der Kaiserzeit, der einst gebaut werden musste, weil der Regent keine oberirdische Querung des Prachtboulevards dauerhaft hinnehmen wollte. Die letzten Züge nutzten ihn 1951, doch das Bauwerk ist noch größtenteils erhalten.

Die Senatsmobilitätsverwaltung erklärte damals, dass eine lastverteilende Platte über dem Bauwerk errichtet worden sei, die eine Tragfähigkeit bis 18 Tonnen ermögliche. Damit schien der Fall für sie erledigt. Doch nun scheint Bewegung in die Sache gekommen zu sein. »Der Senat plant einen Teilrückbau und die Verfüllung des Lindentunnels im Bereich der Fahrbahn der Straße Unter den Linden«, heißt es von der Verwaltung in der »nd« exklusiv vorliegenden Antwort auf eine schriftliche Anfrage des SPD-Abgeordnetenhausmitglieds Jan Lehmann. Die Kosten werden auf 2,85 Millionen Euro geschätzt.

»Wieder Doppeldecker-Busse Unter den Linden zu sehen, wird ein schöner Anblick sein«, sagt der Marzahn-Hellersdorfer SPD-Politiker zu »nd«. »Eine Tram darunter wird es dann wohl leider nicht mehr geben, aber vielleicht in Zukunft oberirdisch?«, denkt Jan Lehmann weit in die Zukunft hinaus. Bisher gibt es überhaupt keine Pläne oder Überlegungen in dieser Richtung.

Die Verwaltung von Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) nennt auch keinen Zeitplan für die geplanten Maßnahmen am Tunnel, erläutert aber, dass ein Teilabbruch mit dem Entfernen der Tunneldecke »das Einbringen von Auffüllmaterial und die spätere Verlegung von Leitungen im Fahrbahnbereich« erleichtere, da die Tunneldecke nah unter der Fahrbahndecke liege.

Der Berliner Fahrgastverband IGEB hatte im August gegenüber »nd« kritisiert, dass die Verfüllung des Tunnels nicht im Zusammenhang mit dem Bau der U5 Unter den Linden erfolgt sei. »Es wurde abgestimmt, dass während der Vortriebsarbeiten für die Tunnelröhren der U5 keine Arbeiten am Lindentunnel vorgenommen werden, die zu einer Beeinflussung der mit Überdruck arbeitenden Schildvortriebsmaschine führen könnten«, begründet das die Mobilitätsverwaltung in ihrer Antwort.

»Natürlich muss die Sicherheit an erster Stelle stehen, daher ist es gut und richtig, dass der Lindentunnel, wo notwendig, verfüllt wird. Ich hoffe jedoch, dass das Maxim-Gorki-Theater auch weiterhin seine Requisiten im Tunnel lagern kann«, sagt Jan Lehmann.

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