Behörde weiter unter Verdacht

Nach dem Tod von Kupa Ilunga Medard Mutombo geht die Polizeipräsidentin nicht von Fremdverschulden aus, die Ermittlungen gehen aber weiter

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.
Bei einer Kundgebung auf dem Oranienplatz wird Mutombo gedacht und der Polizei möderische Gewalt vorgeworfen.
Bei einer Kundgebung auf dem Oranienplatz wird Mutombo gedacht und der Polizei möderische Gewalt vorgeworfen.

Der Vorstand des Linke-Bezirksverbands Spandau hat am Montag eine Stellungnahme zum Tod des 64-jährigen Kupa Ilunga Medard Mutombo, der am 14. September bei einem Polizeieinsatz zusammengebrochen und am 6. Oktober in der Charité verstorben war, veröffentlicht: »Wir sind zutiefst betroffen von dem Schicksal von Kupa Ilunga Medard Mutombo und in Gedanken bei seinen Angehörigen.« Man biete alle zur Verfügung stehenden Ressourcen an, um die Familie im weiteren Verlauf zu unterstützen. Es seien dringend Fragen rund um den Polizeieinsatz zu klären: »Warum muss jemand mit einem Knie auf dem Hals fixiert werden? Warum starten die polizeiinternen Ermittlungen erst mit Bekanntwerden des Falles? Warum unterscheiden sich die Zeugenaussagen gravierend von denen der Polizei?« Man wolle auch wissen, warum »ein Mensch mit einer diagnostizierten, psychiatrischen Auffälligkeit vom Bezirksamt in einem Übergangswohnheim untergebracht« worden sei. Mutombo sei zudem offensichtlich nicht auf eine Umverlegung vorbereitet worden.

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Die Berliner Polizei hat nach eigenen Angaben bislang keine Hinweise dafür, dass der Tod des Mannes auf Fremdverschulden oder rechtswidriges Handeln von Polizisten zurückzuführen ist. Das sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Die Ermittlungen liefen allerdings noch. So stehe das vollständige Ergebnis der Obduktion der Leiche noch aus, so Slowik. Die Polizei ermittelt gegen die beteiligten Beamten. Mutombo, der an Schizophrenie litt, sollte im Beisein seines Betreuers von Polizisten aus einem Heim in Spandau in ein psychiatrisches Krankenhaus verlegt werden. Ein Gericht hatte das angeordnet. Bei dem Einsatz habe der Mann erheblichen Widerstand geleistet, so Slowik. Ihm sei darum eine Handfessel angelegt worden. Außerhalb der Räumlichkeiten sei der 64-Jährige – zumindest für die Beamten – völlig unerwartet kollabiert. Polizeipräsidentin Slowik und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sprachen den Angehörigen des Mannes ihr Beileid aus.

Die Opferberatungsstelle Reachout wirft der Polizei Rassismus und »massive brutale Gewalt« vor. Auch der Bruder des Toten, Mutombo Mansamba, verlangt die Aufklärung der Vorgänge. Der Betreuer seines Bruders habe ihm berichtet, drei Polizisten hätten diesen in dessen Zimmer überwältigt und auf dem Boden fixiert. Er habe geblutet, ein Polizist habe ihm das Knie auf den Hals gedrückt. Jemand habe gerufen, der Kranke atme nicht mehr. Daraufhin hätten die Polizisten ihn aus dem Zimmer gebracht und wenige Meter weiter mit Wiederbelebungsmaßnahmen begonnen. Mit dpa

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