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Dichte Wolken über Madrid
Die Ausgangslage für Bayer Leverkusen gegen Atlético Madrid ist nicht gut – und schon einmal flog man gegen die Spanier aus der Königsklasse
Das Wetter? Na ja, könnte besser sein. Dichte Wolken ziehen sich über Madrid zusammen, was ganz gut passt zur Gefühlslage bei Bayer Leverkusen. Da geht es endlich mal raus aus dem grauen Alltag der Bundesliga, wo es nach elf Spieltagen nur zu Platz 15 reicht. Aber auch der europäische Fußballzirkus heißt Bayer nicht unbedingt herzlich willkommen, jedenfalls nicht aus meteorologischer Perspektive.
Am vorletzten Spieltag der Vorrunde geht es in der Gruppe B der Champions League für den Tabellenletzten Leverkusen am Mittwoch beim Vorletzten Atlético Madrid um die letzte Mini-Chance diese bisher so missratene Saison auf europäischer Ebene noch zum Besseren zu wenden. Allein ein Sieg nährt die Hoffnung auf ein Weiterkommen. Immerhin hat Bayer das Hinspiel deutlich 2:0 gewonnen, aber in der Bundesliga ist es seitdem nicht unbedingt besser geworden. Und Atlético? Tritt in Europa auf der Stelle, aber in der Primera Division sind die so schlecht gestarteten Guerillakämpfer des Comandante Diego Simeone schon wieder bis auf Platz drei vorgestoßen. Alles andere als ein Sieg über Leverkusen würden sie in den Arbeiterbezirken der spanischen Hauptstadt, wo Atlético traditionell seine Anhängerschaft rekrutiert, als schweren Rückschlag empfinden.
Beide Klubs haben sich schon mal zu besseren Zeiten duelliert. Im Frühjahr 2015, Atlético war damals eine große Nummer in Europa und hatte das vorherige Champions-League-Finale gegen den Stadtrivalen Real nur denkbar knapp und unglücklich verloren. Schon zu jener Zeit gab Diego Simeone bei Atlético die Kommandos, damals noch im legendären Estadio Vicente Calderón, das inzwischen einer Wohnsiedlung Platz gemacht hat. Heute spielen die Rojiblancos aus dem Madrider Süden im Estadio Wanda Metropolitano, das mal für Olympische Spiele gebaut wurde, die aber nie nach Madrid vergeben wurden. Das fügt sich bestens in die Ambitionen des Club Atlético de Madrid, der gern und oft ganz vorn mitspielt, sich aber bei drei Endspielen unter Europas Champions doch immer geschlagen geben musste.
Im Frühjahr 2015 litt Atlético noch unter der Finalniederlage gegen Real, als es im Achtelfinale gegen Leverkusen ging. Bayer hatte eine gute Mannschaft beisammen, angeführt vom großartigen Hakan Çalhanoğlu. Bayers türkischer Regisseur war in beiden Spielen die prägende Figur. Symbolisch dafür stand das großartige Siegtor, als Çalhanoğlu den Ball mit Urgewalt aus spitzem Winkel zum 1:0 unter die Latte jagte. Dieses Tor vereinte Schönheit und Entschlossenheit, aber von beidem war zwei Wochen später beim Rückspiel nichts mehr zu sehen. Bayer verzagte vor der lauten Kulisse im Estadio Vicente Calderón, kassierte früh das 0:1 durch Mario Suárez und rettete sich ins Elfmeterschießen.
Es hätte diese Geschichte noch ein gutes Ende nehmen können, nachdem Raúl García Atléticos ersten Versuch weit über das Tor gesemmelt hatte. Çalhanoğlu trat als erster Leverkusener an, ein bekannt sicherer Schütze, aber er schritt so zaudernd zur Exekution, wie seine Mannschaft das gesamte Spiel gestaltet hatte. Drei Schritte Anlauf, den letzten ein wenig zögerlich, dann chippte er den Ball in die Mitte des Tores. Jan Oblak musste nur den linken Arm ein wenig ausfahren, dann war die Arbeit auch schon erledigt. Ähnlich mut- und phantasielos schaufelten in der Folge Ömer Toprak und Stefan Kießling den Ball in den Madrider Abendhimmel. Atlético zog ins Viertelfinale der Königsklasse ein.
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