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Paul Drux: »Cool bleiben und kämpfen«
Der Kapitän der Füchse Berlin über die Spitzenposition in der Bundesliga und Geld im Handball
Wie fühlt sich für einen Berliner Fuchs der erste Platz in der Handball-Bundesliga an?
Paul Drux kam über den SSV Marienheide
und den VfL Gummersbach 2011 zu den Füchsen. »Mir konnte nichts Besseres als Berlin passieren«, sagt er. Mittlerweile ist der 27-jährige Rückraumspieler Kapitän des Teams und seit 2014 auch Nationalspieler. Er lobt die gute Jugendarbeit bei den Füchsen, die ihn einst selbst »echt voranbrachte«. Im Titelkampf mit finanzstärkeren Klubs wollen Drux und die Füchse mit Teamgeist und Einsatzwillen bestehen.
Das ist schon gewaltig. Ich gucke mir auch immer wieder gern die Tabelle an. Natürlich weiß ich aber auch, dass die Tabellensituation nach acht Spieltagen nur eine Momentaufnahme ist. Bis zum letzten Saisonspiel liegt noch ein harter, langer Weg vor uns.
Die Füchse liegen aber nicht nur durch die meisten Punkte vorn, ihr Team hat auch die meisten Tore geworfen. Ist das die neue Qualität der Füchse?
Uns zeichnen in dieser Saison unser verstärktes Tempospiel und unsere gute Abwehr aus. Wir schießen fast in jedem Spiel 30 Tore und lassen den Ball meistens gut laufen.
Sportdirektor Stefan Kretzschmar warnt immer wieder vor Euphorie. Hat er recht?
Natürlich hat er recht. Wir müssen bei aller Freude die Bodenhaftung behalten, denn in der Bundesliga geht es sehr eng zu. Neben den üblichen Meisterschaftsverdächtigen wie Flensburg-Handewitt, Kiel oder den Rhein-Neckar Löwen mausert sich mit Hannover plötzlich ein neuer Titelanwärter. Es ist also angesagt, cool zu bleiben und zu kämpfen.
Sie stecken schon elf Jahre im Fuchsfell. An welchen Erfolg erinnern Sie sich besonders gern?
Da gibt es für mich zwei Siege, die ich ganz besonders in Erinnerung behalte. Einmal war das 2014, als wir den DHB-Pokal gewonnen haben. Noch einen Zahn schärfer war dann in Magdeburg 2015 der Sieg im EHF-Pokal-Finale gegen die Franzosen von Saint-Raphael.
Bei den Füchsen spielen acht Deutsche, vier Dänen, zwei Schweden, zwei Serben, ein Kroate, ein Russe und ein Montenegriner. Wie verständigen Sie sich untereinander?
Meist auf Deutsch. Mit den Dänen und Schweden geht das besonders gut. Die haben unsere Sprache schon in der Schule gelernt. Nur mit dem Russen Wiktor Kirejew sprechen wir Englisch.
Welche Aufgaben müssen Sie bei den Füchsen als Kapitän besonders wahrnehmen?
Zuerst einmal ist es für mich eine große Ehre, in einer solchen Mannschaft der Kapitän sein zu dürfen. Aber ich trage natürlich auch Verantwortung und muss versuchen, viele Interessen unter einen Hut zu bekommen. Wichtig sind die Gespräche mit Trainer Jaron Siewert und Sportvorstand Stefan Kretschmar. Bei diesen Gesprächen mit den Chefs habe ich natürlich die Interessen der Mannschaft zu vertreten.
Bundesliga, DHB-Pokal, EHF-Cup mit allein zehn Gruppenspielen – wird das am Ende nicht ein bisschen viel?
Die Diskussionen kommen jedes Jahr wieder auf. Die Belastung ist natürlich schon unfassbar hoch, zumal auch noch die Spiele in der Nationalmannschaft dazukommen. Aber Trainer Jaron Siewert versteht es wunderbar, die Belastungen geschickt zu verteilen.
Welcher Trainer hat Sie in Berlin besonders vorangebracht?
In der Jugend war das ohne Zweifel Bob Hanning. Bei ihm lernte ich, was Leistungssport im Handball bedeutet. Bei den Profis nahm ich besonders viel vom Isländer Dagur Sigurðsson mit. Jaron Siewert gibt mir jetzt das Gefühl, dass unser Verhältnis besonders menschlich auf einem hohen Niveau angesiedelt ist.
Was ist Ihre Lieblingsposition?
Ohne Zweifel ist das der Rückraum links. Auf dieser Position macht mir das Spiel am meisten Spaß, obwohl man da nicht zimperlich sein darf. Würfe von hinten versuche ich immer wieder gern.
Sie werfen in dieser Saison gefühlt mehr aufs Tor als früher und haben auch schon 17 Treffer erzielt. Hat sich ihre Spielweise geändert?
Ich glaube nicht, dass sich meine und unsere Spielweise grundsätzlich geändert hat, aber es läuft im Moment sehr gut. Dadurch ergeben sich auch für mich mehr Torchancen.
Müsste es im Handball Playoffs wie in Deutschland im Eishockey, Football und Basketball geben?
Ich verstehe den Reiz von Playoffs. Doch da bin ich konservativ. Wir haben ohnehin ausreichend Spiele. Wer sich nach 34 Spielen durchgesetzt hat, ist Meister. Punkt. Da muss man nicht noch siebenmal gegeneinander spielen.
Welche Rolle spielt das Geld im Handball? Wird nur der Finanzstärkste Meister?
Das hoffe ich mal nicht. Natürlich ist eine gute finanzielle Grundlage wichtig. Mehr Geld bedeutet auch mehr Möglichkeiten. Für mich zählen allerdings immer noch ein guter Teamgeist und der Einsatzwille der gesamten Mannschaft als wichtige Grundlagen für einen Titelgewinn oder gute Platzierungen.
Sie haben bisher 115 Spiele in der Nationalmannschaft absolviert. Wie wichtig sind Ihnen diese Einsätze?
Ich empfinde es als große Ehre, wenn ich im Nationaltrikot mein Heimatland vertreten darf. Ich freue mich über jede Einladung zum Nationalteam, mit dem ich zum Beispiel 2016 Olympiabronze gewinnen konnte.
Ihr Mitspieler Hans Lindberg ist mit 41 Jahren immer noch international ein Spitzenspieler. Wie sehen Sie ihn?
Es gibt gar nicht so viele Hüte, wie ich sie vor Hans ziehen möchte. Es ist ein großes Glück, mit einem solchen Spieler zusammenzuspielen. Er ist rundum ein Vorbild für uns alle.
Zum Team gehören auch sechs 20 Jahre alte Spieler wie Tim Freihöfer und Nils Lichtlein, beide schon Torschützen bei den Profis. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Die Füchse haben ein ideales System, in dem sich junge Spieler gut entwickeln können. Sie erhalten Einsätze bei uns und mit Förderlizenzen beim VfL Potsdam in der zweiten Liga. In ein bis zwei Jahren werden diese Spieler wahrscheinlich auch international auflaufen. Unsere Nachwuchsentwicklung in Verbindung mit der Sporteliteschule ist vorbildlich und wird in ganz Europa gelobt. Zahlreiche Jugend-Meistertitel sprechen auch dafür.
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