- Wirtschaft und Umwelt
- Oxfam-Studie zu Emissionen
Reichtum als Klimakiller
Oxfam fordert höhere Steuern für Milliardäre und strengere Regulierung von Investitionen
Die britische Entwicklungshilfeorganisation Oxfam hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit Untersuchungen zum Thema Klimagerechtigkeit von sich reden gemacht. Zum Beispiel mit der Erkenntnis, dass für den Anstieg der Treibhausgasemissionen in den letzten drei Jahrzehnten vor allem die reichsten zehn Prozent der Menschheit verantwortlich seien – und nicht, wie häufig angenommen, die globale Mittelschicht. In einer aktuellen Studie nimmt Oxfam sich nun die CO2-Bilanz der Superreichen vor, der Milliardär*innen.
Im Jahr 2021 gab es laut dem US-Magazin »Forbes« weltweit 2755 von diesen Superreichen, die zusammen über 9,44 Billionen US-Dollar verfügten. Ihr Anteil am weltweiten Vermögen betrug danach 45,8 Prozent. Laut dem Oxfam-Bericht ist jede*r von ihnen im Durchschnitt für so viele Emissionen verantwortlich, wie eine Million Menschen aus den ärmeren 90 Prozent der Weltbevölkerung. Dabei sind allerdings auch die CO2-Folgen der Investitionen eingerechnet, die die Superreichen etwa an den Aktienmärkten tätigen. Vorgelegt wurde der Report »Carbon Billionaires: The investment emissions of World’s richest people« am Montag zum Beginn der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm El-Scheikh.
Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland, kommentierte: Schon die CO2-Emissionen, die Milliardär*innen durch eigenen Konsum mit Privatjets, Superjachten und Luxusvillen verursachen, betrügen das Tausendfache der durchschnittlichen weltweiten Pro-Kopf-Emissionen. Rechne man die Emissionen hinzu, die durch ihre Investitionen mitverursacht werden, seien ihre Emissionen noch um ein Vielfaches höher.
In dem Report werden die CO2-Bilanzen von 125 Milliardär*innen genauer untersucht. Ergebnis: Ihre kumulierten Emissionen betragen jährlich rund 393 Millionen Tonnen und damit so viel wie zum Beispiel ganz Frankreich. Der Bericht zeigt laut Oxfam allerdings auch, dass die untersuchten Superreichen die Emissionsintensität ihrer Investitionen schon allein dadurch auf ein Viertel reduzieren könnten, wenn sie ihre Investitionen in Fonds mit strengeren Umwelt- und Sozialstandards verlagern würden.
Schmitt sagte, in der Klimakrise spielten »die extreme soziale Ungleichheit und insbesondere die enorme Verantwortung der Superreichen« eine große Rolle, dies werde von der Politik aber kaum berücksichtigt. »Das muss sich ändern«, forderte der Experte. »Die Superreichen müssen besteuert und Investitionen so reguliert werden, dass sich Geldanlagen, die den Planeten zerstören, nicht mehr lohnen.« Zudem müssten die Regierungen Unternehmen zu größerer Rechenschaftspflicht und Transparenz sowie zur radikalen Reduzierung ihrer Emissionen verpflichten.
Im Einzelnen fordert Oxfam eine Vermögensteuer für die reichsten Menschen und zusätzlich einen Aufschlag auf Vermögen, das in klimaschädliche Industrien investiert wurde, und eine ambitionierte Übergewinnsteuer, insbesondere für Konzerne aus dem fossilen Energiesektor, die von der aktuellen Energiekrise profitierten. Unternehmen müssten generell ehrgeizige Aktionspläne zum Klimaschutz mit kurz- und mittelfristigen Zielen aufstellen, die mit den Vorgaben des Pariser Weltklimaabkommens kompatibel sind, und sie müssten bis 2050 Klimaneutralität erreichen. Ferner müssten sie dazu verpflichtet werden, Strategien zur Umsetzung ihrer Gemeinwohlpflichten vorzulegen, so Oxfam. Dividendenausschüttungen an die Aktionär*innen sollten an Voraussetzungen gebunden und beim Überschuss eines Geschäftsjahres gedeckelt werden.
Zu den Verhandlungen auf dem UN-Gipfel über stärkere CO2-Ziele der Regierungen hieß es bei Oxfam: Die Verhandler*innen müssten gerade hier die Rolle von Konzernen, Superreichen und ihre Investitionen stärker in den Blick nehmen. Schmitt: »Um die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad Celsius zu halten, wie es das Pariser Abkommen vorsieht, muss der weltweite Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase drastisch sinken. Das erfordert neben engagierter Klimapolitik der Regierungen auch umfassende Veränderungen in der Art und Weise, wie Investoren und Unternehmen ihre Geschäfte führen.«
Aktivist*innen von Oxfam machten zudem am Montag in Berlin auf ihre Anliegen aufmerksam. Sie enthüllten auf der Wiese vor dem Reichstag ein Transparent mit einem überdimensionalen Fußabdruck (33 x 11 Meter) und versammelten sich hinter einem weiteren Plakat mit der Aufschrift »Klima beschützen, Reichtum besteuern!«.
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