- Kommentare
- Twitter und Elon Musk
Eskalation mit Ansage
Ohne Rücksicht auf Verluste wird Elon Musk wird Twitter grundlegend verändern, meint Joel Schmidt
Nachdem er sich zunächst der Hälfte seiner Angestellten entledigte, verkündete Elon Musk kurz darauf: Gelinge es nicht, mehr Geld einzunehmen als auszugeben, sei im nächsten Jahr eine Insolvenz des Unternehmens »nicht ausgeschlossen«.
»Well, that escalated quickly«, kommt einem ein beliebtes Meme aus dem Internet in den Sinn. Oder jener Spruch, den sich schon der Superheld Spider-Man hinter die Ohren schreiben musste: »Mit großer Macht kommt große Verantwortung.«
Eben dieser scheint sich der neue Twitter-Regent nicht im Geringsten bewusst zu sein. In seinem Handeln gleicht er vielmehr einer Mischung aus altertümlichem Machthaber und bockigem Kleinkind. Als jemand, der kein Korrektiv um sich duldet, schaltet und waltet, wie es ihm gefällt. Die Folge: Wichtige Positionen im Unternehmen bleiben unbesetzt, Hass, Hetze und Falschinformationen gedeihen so unbeschwert wie selten zuvor, Werbekunden gehen auf Abstand und Nutzer*innen wechseln in Scharen zu alternativen Plattformen wie Mastodon.
Zwar ist vieles, was Twitter derzeit zu einem weniger angenehmen Ort macht, dem neuen Besitzer anzulasten. Für die finanziellen Schwierigkeiten ist er aber nur bedingt verantwortlich. Schon in der Vergangenheit schrieb das Unternehmen rote Zahlen und suchte vergebens nach neuen Wegen, Geld zu verdienen. Die Beschleunigung dieser Entwicklung lässt sich in Echtzeit verfolgen. Denn mehr als am Erhalt des Status quo dürfte Musk an der Weiterentwicklung von Twitter gelegen sein. Hin zu einer Art Super-App nach dem Vorbild des chinesischen WeChat.
Zu befürchten ist, dass wir gegenwärtig lediglich Zeuge sind, wie der reichste Mensch der Welt sich einen billigen Kalenderspruch zur Maxime macht: hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitermachen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.