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Hype um Hyperschall

EU finanziert Abwehr neuartiger Waffensysteme

Chinesische Hyperschallgleiter bei einer Parade.
Chinesische Hyperschallgleiter bei einer Parade.

Erstmals hat die EU-Kommission Mittel aus dem Europäischen Verteidigungsfonds freigegeben. Die ersten 1,2 Milliarden Euro sollen in 61 Vorhaben unter anderem zur Entwicklung von Kampfflugzeugen der sechsten Generation ausgegeben werden. Den größten Batzen erhält mit rund 100 Millionen Euro das Projekt »European Hypersonic Defense Interceptor« (EU-HYDEF), das an Systemen zur Erkennung und Abwehr von sogenannten Hyperschallwaffen arbeitet. Damit werden Fluggeräte bezeichnet, die schneller als die fünffache Schallgeschwindigkeit fliegen (Mach 5).

Raketen oder Gleiter

Hyperschallwaffen existieren in verschiedenen Bauweisen. So können etwa ballistische Raketen Mach 6 erreichen, wenn sie von einem Kampfjet abgeschossen werden, der selbst mit Überschallgeschwindigkeit fliegt. Gänzlich anders konstruiert sind hingegen Hyperschallgleiter, die von einer Rakete bis zu hundert Kilometern Höhe in den Orbit transportiert werden und dort um die Erde kreisen. Über dem Ziel stoßen sie dann wieder in die Atmosphäre herab.

Auf diese Weise können die neuartigen Waffen praktisch jeden Ort der Erde in großer Geschwindigkeit erreichen. Angriffe können aus unvorhergesehenen Richtungen erfolgen. Aufgrund ihrer Bauweise fliegen Hyperschallgleiter zudem in einer schwer berechenbaren Flugbahn, das liegt unter anderem an der Reibung, die das Fluggerät regelrecht »hüpfen« lässt. Diese Eigenschaften erfordern eine gänzlich neue Aufstellung von Raketenabwehrsystemen – sofern diese überhaupt auf Geschosse mit derart hohen Geschwindigkeiten ansprechen.

Derzeit verfügen nur Russland, China und Nordkorea über Hyperschallwaffen. Während die beiden letztgenannten bislang nur Testflüge mit Gleitern unternahmen, hat das russische Militär zu Beginn des Ukraine-Krieges erstmals zwei »Kinschal«-Raketen mit Hyperschallgeschwindigkeit in einem Krieg eingesetzt, die Geschosse schlugen nahe der Grenze zu Polen ein. Auch die USA forschen an derartigen Systemen, nach mehreren Rückschlägen wird jedoch frühestens im kommenden Jahr mit einem funktionierenden Prototyp gerechnet. Indien, Japan, Großbritannien, Frankreich und Australien arbeiten angeblich ebenfalls an derartigen Systemen.

Aufspüren per Satellit

Das Projekt EU-HYDEF zur Bekämpfung von Hyperschallwaffen wird vom spanischen Rüstungskonzern Sener geleitet. Das Vorhaben firmiert unter der »spanischen Initiative für Raketensysteme«, deshalb dominieren dort Unternehmen und Institute des Landes. Zu den 13 Teilnehmern aus sieben Ländern gehört aber auch die deutsche Firma Diehl Defence, die selbst Abwehrsysteme für Raketen baut.

Bis 2035 soll die in EU-HYDEF entwickelten Systeme einsatzbereit sein. Unterstützung kommt mit »Timely Warning and Interception with Space-based TheatER surveillance« (TWISTER) von einem weiteren EU-Projekt, das im Rahmen der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit gefördert wird. Auch dort soll ein System zur »Abwehr von Hyperschallbedrohungen durch weltraumgestützte Überwachung« entwickelt werden. Gemeint ist die militärische Beobachtung per Satellit: Weil sich Hyperschallwaffen wegen ihrer extremen Geschwindigkeit auf bis zu 2000 Grad Celsius erhitzen, sind sie durch militärische Satelliten leicht zu identifizieren und zu verfolgen.

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