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- Wintersport in der Klimakrise
Auf der Suche nach echtem Schnee
Die Biathleten blicken verstärkt auf das Klima und passende Wettkampfanlagen für die Zukunft
Auf einen Abstecher zu seiner Frau und dem im August geborenen Sohn hat Benedikt Doll diesmal verzichtet. Vom Saisonauftakt in Kontiolahti ging es für ihn statt in den Schwarzwald direkt weiter nach Hochfilzen. Von seiner jungen Familie, zu der er zwischen dem finalen Trainingslager in Vuokatti und den ersten Weltcuprennen im 200 Kilometer entfernten Kontiolahti noch mal für ein paar Tage nach Hause geflogen war, bekam der 32-Jährige nun seinerseits Besuch. Und so postete der Team-Oldie der deutschen Biathleten vor den Wettkämpfen im Pillerseetal ein Foto, das ihn als Lenker eines Kinderwagens vor leicht verschneiten österreichischen Wäldern zeigte.
In der 1300-Seelen-Gemeinde Hochfilzen, von der die internationale Biathlon-Elite am Sonntagnachmittag mit dem Weltcup-Verfolgungswettbewerb der Männer nach vier Tagen schon wieder Abschied nahm, hatte sich Doll 2017 zum Sprint-Weltmeister gekrönt. Doch die knapp 1000 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Anlage in Tirol hat für ihn vor allem auch mit Blick auf die Zukunft eine spezielle Bedeutung. Denn gerade als noch immer recht frisch gebackener Familienvater denkt der Biathlet aus Kirchzarten intensiv darüber nach, welchen Beitrag seine Branche in Sachen Umweltschutz leisten kann.
Mit seinen Überlegungen landet er dabei auch in Hochfilzen, wo am Wochenende Schneefälle und Temperaturen deutlich unter dem Nullpunkt wie vorhergesagt für ein märchenhaft weißes Ambiente sorgten. Der Wintereinbruch passt dabei gut zu einem grundsätzlichen Hinweis, den Doll kurz vor dem Saisonstart im Gespräch mit »nd« gegeben hatte: »Hochfilzen hat einfach Niederschlag und Schnee.« Im Vergleich dazu nannte er das 600 Meter höher gelegene Stadion in Antholz, wo es zwar »immer recht kalt« sei, für das aber gelte: »Dort gibt es auch nicht immer die mega Naturschneemengen. Antholz liegt zwar schon sehr hoch, aber vielleicht passt dann das Klima nicht.«
Dolls zentrale Forderung lautet daher: »Man muss sich Gedanken machen, welche Anlagen Biathlon auf naturverträgliche Weise erlauben.« Auch was die Reisewege und ähnliches angehe. »Vielleicht«, führt er den Gedanken weiter aus, »ist es eine Option, zu sagen: Okay, wir schauen, dass wir Anlagen in einer Höhe bauen, wo für die nächsten 30 Jahre oder so noch eine gewisse Schneesicherheit existiert.« Und wo dementsprechend am wenigsten Kunstschnee produziert werden muss.
Der Biathlon-Weltverband (IBU), zuletzt verstärkt darum bemüht, der Sommervariante auf Rollski einen Schub zu verleihen, gibt sich in Sachen Umweltschutz dabei recht rege: Im Februar unterstrich er in seinem ersten Nachhaltigkeitsreport die Selbstverpflichtung, bis 2030 klimaneutral zu sein. »Es ist nicht einfach, vieles von jetzt auf gleich zu ändern«, gibt DSV-Läuferin Franziska Preuß allerdings zu bedenken. »Das merkt man ja in vielen Bereichen.« So musste die IBU zum Beispiel das geplante Komplettverbot des umweltschädlichen Fluorwachses im August auf die Saison 2023/2024 verschieben – um das Prüfverfahren weiter zu verfeinern.
Allerdings könnte man auf Rennen unter Flutlicht – wie sie zuletzt beim Weltcup im finnischen Kontiolahti zum Teil stattfanden – verzichten, um Energie zu sparen, regt Preuß’ Teamkollege Johannes Kühn an. Und der Norweger Sverre Olsbu Røiseland findet: »Es wäre gut, den Saisonstart um ein, zwei Wochen nach hinten zu verschieben.« Damit könnte man die alljährliche intensive Reiserei auf der Suche nach einem Fleckchen echtem Schnee im November etwas eindämmen, argumentiert der neue Assistenztrainer der deutschen Biathletinnen. Und auch sein Chef Mark Kirchner sagt: »Wir dürfen uns gegenüber möglichen Einsparungspotenzialen in keinem Fall verschließen.«
Jedoch ist der Bundestrainer auch der Ansicht, Biathlon sei im Vergleich »nur ein kleines Licht«. Woraus der Thüringer schließt: »Solange man es nur dort macht, wo es relativ einfach zu bewerkstelligen ist, die Auswirkungen aber relativ klein sind im Vergleich zu anderen Bereichen, in denen es einfach immer so weitergeht wie bisher, bin ich nur bedingt bereit, Abstriche zu machen.«
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