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Munition für Kampfdrohnen bestellt
Die in Israel stationierten »Heron TP« werden demnächst im deutschen Luftraum erprobt
Im April beschloss der Bundestag die Bewaffnung der aus Israel geleasten Aufklärungsdrohne »Heron TP«. Damit fand eine jahrelange »Drohnendebatte« ihr Ende, die Befürworter von Kampfdrohnen konnten sich durchsetzen. Nun hat die Bundeswehr die benötigte Munition bestellt. Ein Vertrag über Beschaffung von 140 Lenkflugkörpern sei bereits geschlossen, will das Militärmagazin »Europäische Sicherheit und Technik« erfahren haben. Das Verteidigungsministerium gibt dafür 43 Millionen Euro aus. Die ersten deutschen Kampfdrohnen sind den Plänen zufolge Mitte 2024 einsatzbereit, die Bundeswehr nennt dies »Anfangsbefähigung«.
Wer den Zuschlag für die Munition erhielt, bleibt offen, die Bundesregierung hat alle Angaben dazu als »geheim« eingestuft. Grund dafür ist die Rücksichtnahme auf die israelische Regierung, die in der Öffentlichkeit über ihre Kampfdrohnen Stillschweigen bewahrt. Im Sommer hat der Chef des israelischen Artilleriekorps mit dieser 20 Jahre währenden Politik gebrochen und erstmals Details und Pläne zu den eigenen bewaffneten, unbemannten Systemen öffentlich gemacht. Das gilt jedoch nicht für die deutschen Drohnen.
Laut dem Verteidigungsministerium ermöglichen die Raketen eine »schnelle, präzise und räumlich begrenzte Wirkung gegen Fahrzeuge und Stellungen«. Es soll möglich sein, einen Angriff bis kurz vor dem Einschlag zu verzögern oder abzubrechen. Für eine solche Waffe existiere »weltweit nur ein Produkt«, erklärte ein Sprecher des Ministeriums vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf im Streit um den Drohnenauftrag. Dort hatte 2017 ein US-amerikanischer Konkurrent gegen die Vergabe an IAI geklagt.
Hersteller der »Heron TP« ist der israelische Rüstungskonzern Israel Aerospace Industries (IAI). Mit einer Spannweite von 26 Metern handelt es sich um das Nachfolgemodell der kleineren »Heron 1«, die seit 2010 in Afghanistan zu den Einsatzmitteln der Luftwaffe gehörte und auch in Mali fliegt. Die Bundeswehr hat von dem neuen System fünf Luftfahrzeuge und vier Bodenstationen bestellt.
Zuständig für den Leasingvertrag ist die Verteidigungssparte von Airbus mit Sitz in Bremen, der eigentliche Hersteller IAI fungiert dabei nur als Unterauftragnehmer. Airbus repariert und wartet die israelischen Drohnen im Einsatzgebiet und führt dort im Auftrag der Bundeswehr auch Starts und Landungen durch. Für den Grundbetrieb, zu dem auch die Wartung und Reparatur im Stationierungsland gehören, erhält Airbus 717 Millionen Euro. Die erste Verlegung in ein Einsatzgebiet soll weitere 100 Millionen Euro kosten.
Die Bewaffnung der Kampfdrohnen regelt die Bundesregierung in einem zusätzlichen Abkommen mit Israel. Dieser Regierungsvertrag bestimmt zudem die Stationierung der »German Heron TP« in einem Containerdorf auf dem Flughafen Tel Nof in der Nähe von Tel Aviv. Dort werden rund 60 deutsche Besatzungen von der israelischen Luftwaffe ausgebildet. Auch die Schießtrainings finden in Israel statt. Die Kooperation mit der deutschen Luftwaffe trägt den Namen »Roter Baron«, dies hat angeblich das israelische Militär bestimmt. Geehrt wird damit der deutsche Kampfflieger Manfred von Richthofen aus dem 1. Weltkrieg.
Heimatverband der deutschen Militärdrohnen ist das Aufklärungsgeschwader 51 »Immelmann« in Jagel. Auf dem Flugplatz zwischen Kiel und Flensburg hat die Luftwaffe auch »Tornado«-Flugzeuge stationiert. Hin und wieder kommen auch Piloten der »Heron 1« in Jagel vorbei und trainieren dort an einem Simulator. Auch das von Bundeswehrdrohnen in Mali aufgenommene Bild- und Videomaterial wird nach Jagel übertragen und von »Luftbildauswertern« des Geschwaders analysiert.
Nach langem Warten sollen bald tatsächlich die ersten »Heron TP« nach Jagel verlegt werden. Die Bundeswehr plant dort mit der Deutschen Flugsicherung einen »Demonstrationsbetrieb« im allgemeinen Luftraum. Die Rahmenbedingungen dafür seien bereits abgestimmt, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage des »nd«. Der Flugbetrieb sei »zunächst« in der Kontrollzone von Schleswig und daran angrenzenden Flugbeschränkungsgebieten in Nord- und Ostfriesland vorgesehen.
Nur in Israel teilen sich die »Heron TP« schon jetzt den Luftraum mit zivilen Flugzeugen, dort dürfen sie sogar an zivilen Flughäfen starten und landen. Für die Flüge in Deutschland braucht es eine Musterzulassung, mit der die Bundeswehr die Verkehrssicherheit bescheinigt. Ein solches Zertifikat hat das militärische Luftfahrtamt vergangene Woche an Airbus und IAI überreicht, es ist für Drohnen dieser Größe bundesweit einmalig.
Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 sollen die ersten Flüge in Deutschland beginnen. Die eigentliche Ausbildung an der »Heron TP« findet aber weiterhin in Israel statt, bestätigt die Luftwaffe dem »nd«. Das könnte sich zu einem späteren Zeitpunkt ändern, denn die »Erprobung« kann verlängert werden. So kündigt es die Luftwaffe auf ihrer Webseite an. Dann könnten auch Trainings mit Kampfdrohnen oder Flüge zum Erhalt der Pilotenlizenz über Deutschland stattfinden.
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