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Erfahrener Kuhhändler
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa verteidigt seinen ANC-Vorsitz
Mit Viehwirtschaft kennt sich Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa bestens aus. Er ist passionierter Rinderzüchter, hat über Ankole-Rinder gar ein Buch geschrieben. Ramaphosas Fähigkeiten im Kuhhandel waren – im übertragenen Sinne – nun auch gefordert, um sein politisches Überleben zu sichern. Schwer angeschlagen war der als Gewerkschafter populäre und anschließend als Geschäftsmann steinreich gewordene Politiker in den Wahlparteitag seines African National Congress (ANC) gegangen. Ein Huftier-Deal, seiner Version zufolge ging es um 20 Büffel, wäre Ramaphosa fast zum Verhängnis geworden, weil danach zwar noch sämtliche störrischen Hornträger auf seiner Farm grasten, zusätzlich aber knapp 600 000 US-Dollar in bar in seiner Couch lagerten. Das Geld zog Diebe an, die Geschichte einen ehemaligen Geheimdienstchef seines Gegenspielers und Ex-Präsidenten Jacob Zuma – und schwupps drohte Ramaphosa in der vergangenen Woche gar ein Amtsenthebungsverfahren. Letzteres konnte die ANC-Fraktion zwar abwehren, doch selbst aus der eigenen Partei gab es Gegenstimmen.
Zu Beginn des Parteitags am vergangenen Freitag wurde Ramaphosas Rede zunächst in lautem Gesang interner Widersacher erstickt. »Es wirkt wie ein wildes Trinkloch spät an einem Samstagabend, wo Getränke verschüttet werden, die Gemüter erhitzt sind und Faustkämpfe nur ein Missverständnis entfernt scheinen«, beschrieb ein Journalist die Szenerie auf der wichtigsten Versammlung des altehrwürdigen ANC. Drei Tage angeregter Gespräche hinter den Kulissen und einige Neubesetzungen rangniederer Parteiämter später bestätigten die mehr als 4000 Delegierten Ramaphosa am Montag dennoch mit knapper Mehrzeit an der Parteispitze. Er hat damit beste Chancen, 2024 als Kandidat für eine zweite Amtszeit an der Staatsspitze zu kandidieren. Vorausgesetzt natürlich, dass ihn die Büffel nicht doch noch einholen.
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