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Die Dynastie der Hördlers in Berlin

Frank Hördler feiert sein 1000. Spiel für die Eisbären mit der Familie – die auch im Eishockey verwurzelt ist

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 5 Min.
Seit 2003 spielt Frank Hördler bei den Eisbären Berlin – inzwischen hat er die magische Marke von 1000 Spielen geknackt.
Seit 2003 spielt Frank Hördler bei den Eisbären Berlin – inzwischen hat er die magische Marke von 1000 Spielen geknackt.

Der Weihnachtsmann kam in diesem Jahr bei den Hördlers schon ein paar Tage früher. Das hatte seinen Grund. Eishockey-Star Frank Hördler stieg als Eisbär auf den 1000er-Thron. Gegen den ERC Ingolstadt schlüpfte der 37-Jährige zum 1000. Mal ins Eisbärenfell. Die DEL hatte sich nicht lumpen lassen. Spielleiter Jörg von Amelen überreichte Hördler einen Weißgoldring, mit Brillanten besetzt und eingraviertem Namen. Beim Warmmachen liefen alle Eisbären mit der Trikot-Nummer 7 und dem Namen Hördler auf. »Ich empfand das als tolle Geste. Wer da nicht schluckt, hat kein Herz«, beschreibt der eiserne »Fränki« seine Gefühle.

Der Verteidiger gehört jetzt zum »Klub der Acht«, denn acht Spieler können bisher auf 1000 und mehr DEL-Einsätze verweisen. Für die Familie Hördler war das Grund genug, um sich in Berlin zu versammeln. »Es war ein großer Familientreff, den wir sonst immer zu Weihnachten vereinbart hatten. Diesmal ließ sich das nicht mit den sportlichen Aufgaben vereinbaren. Eric weilt mit der U20 in Kanada bei der WM und ich ziehe mit den Eisbären am 1. Weihnachtstag los, weil wir am 26. Dezember in Ingolstadt spielen.« Das vorgezogene Fest unterm Tannenbaum wird den Hördlers dennoch lange in Erinnerung bleiben, wie Vater Frank betont: »Aus Selb waren meine Eltern und mein Bruder David angereist. Meine Großeltern aus Weißwasser ließen es sich ebenfalls nicht nehmen, an diesem besonderen Tag mit mir zu feiern. Meine Frau Corinna hatte die Feier mit unseren Kindern Eric, Jonas und der kleinen Anni organisiert. Es war ein eindrucksvoller Tag für mich.«

Im vergangenen August hatte Sohn Eric einen Profivertrag bei den Eisbären unterschrieben. Da glänzten die Augen des Papas: »Es gibt für mich nichts Schöneres, als mit Eric im Profibereich zusammen in einer Mannschaft zu spielen.« Das sah auch Sohn Eric so: »Es ist ein unheimlich stolzes Gefühl, mit meinem Vater in einem Team zu stehen.« Eric darf zu seinem Vater auch in der Kabine »Papa« sagen, was nicht unbedingt zu erwarten ist. Insgesamt liefen Vater und Sohn bisher neunmal in der DEL gemeinsam auf und setzten damit eine Familientradition fort: Großvater Jochen stürmte einst nämlich für Dynamo Weißwasser und sogar 20 Mal für die DDR. Franks fünf Jahre älterer Bruder David trieb zudem in der Lausitz den Puck bei den Kleinschülern. Mit der Wende verschlug es die Familie nach Selb. Dort sorgten die Hördlers für ein Novum in Deutschland. Jochen Hördler stürmte mit seinen beiden Söhnen für die Franken. Dabei fiel Frank Hördler durch sein Geschick auf und Manager John Peter Lee krallte sich das Talent für die Eisbären. Bereits 2003 rückte Frank Hördler, kaum 18 Jahre alt, in das DEL-Team auf, was EHC-Stürmer Marcel Noebels Hochachtung abringt: »1000 Spiele und alle für die Eisbären. Frank ist eine Legende.«

Frank Hördler wohnt jetzt im brandenburgischen Barnim. Als Kapitän trägt der Verteidiger seit zwei Jahren eine neue Verantwortung: »Ich habe das Kapitänsamt nie angestrebt, aber da es mir übertragen wurde, versuche ich, dieses Amt nach besten Kräften und objektiv wahrzunehmen. Gerade in den zurückliegenden Pandemiezeiten wurde von uns allen und besonders natürlich von mir als Kapitän Verantwortung gefordert.« Trotz der nunmehr über 1000 Spiele steht das Karriereende noch nicht zur Debatte, zumal sich die Erfolgsbilanz ziemlich gewaltig anhört. Frank Hördler durfte mit den Eisbären neun Mal die deutsche Meisterschaft und den Sieg in der Euro-Trophy 2010 feiern. Er gehörte zum WM-Team Deutschlands, das 2010 nur ganz knapp als WM-Vierter das Podest verpasste. Ein unglaublicher Moment war auch die Medaillenvergabe bei den Olympischen Winterspielen 2018. »Die Silbermedaille von damals ist für mich ein richtiger Schatz. Sie hängt in meiner privaten Museumshütte neben dem Bild des deutschen Olympiateams von 2018«, berichtet der Jubilar.

Das nächste Ziel des Eisbären sind bei der derzeitigen prekären Tabellenlage die Play-Offs im nächsten Frühjahr. Mit 1000 Spielen übertraf Hördler übrigens die Eisbären-Altstars Star Jens Baxmann (937 Spiele) und Sven Felski (924). »Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet«, staunt der Rekordmann. Immer ein bisschen dankbar blickt Frank Hördler in Richtung RB München zu Trainer Don Jackson. »›Donni‹ hatte Vertrauen zu mir und hat mich damals als jungen Spieler in 40 Partien eingesetzt. Ich denke heute noch, dass mich Jackson in die richtige Spur schob.« Neben Vater Frank und Sohn Eric schwingt nun mit Jonas (14) ein weiterer Hördler die Kelle bei den Eisbären Juniors. Ob bei den Berlinern auch einmal wie einst in Selb ein Hördler-Trio stürmen wird? Da bleibt Frank Hördler skeptisch: »Jonas macht als Verteidiger eine gute Figur, aber der Weg zur Spitze ist für ihn noch weit und erfordert viel Ausdauer. Außerdem bin ich 41, wenn Jonas 18 Jahre alt ist. Da müsste ich schon sehr lange durchhalten.« Warum nicht? Frank Hördler ist in der Lausitz geboren und dort lebt ein zäher Menschenschlag, wie der in Weißwasser geborene Mirko Lüdemann beweist. Lüdemann setzte einst wie Jochen Hördler die Schlittschuhe zum ersten Mal in Weißwasser aufs Eis und spielte dann bis zu seinem 43. Lebensjahr bei den Kölner Haien, für die er mit 1199 Spielen einen DEL-Rekord aufstellte.

»Wir wollen nicht träumen«, dämpft der Eisbären-Kapitän ausschweifende Gedanken. »Wir kämpfen jetzt erst einmal um die Play-Offs.« Dann richtet er den Blick noch einmal nach Oberfranken: »In Selb habe ich richtig mit dem Eishockey begonnen. Ich bin meinen ersten Trainern dort dankbar und bin ziemlich stolz darauf, dass mich die Selber zu ihrem Ehrenbürger ernannt haben.« Den Verweis auf das kanadische NHL-Familientrio Gordie Howe (verstarb mit 88 Jahren) und die beiden Söhne Marty (68) und Mark (66) weist Frank Hördler weit von sich: »Die Howes sind einmalig in der Eishockey-Geschichte und erlauben keinen Vergleich.«

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