Plätzchen oder Kekse?

Fragen Sie Dr. Schmidt: Wie heißt das Kleingebäck im Dezember richtig?

In der Vorweihnachtszeit werden Plätzchen gebacken. Oder doch Kekse?

Tja, eigentlich ist das dasselbe, wie man im Duden nachlesen kann. Plätzchen sagt man mehr so hochsprachlich, und Kekse mehr im Österreichischen, las ich. Im praktischen Sprachgebrauch ist das weitgehend synonym.

Ja, man sagt doch nicht Weihnachtskekse?

Nö, komischerweise nicht. Aber du sagst auch nicht zwangsläufig Weihnachtsplätzchen, eher Weihnachtsgebäck.

Das ist richtig.

Weil ja noch verschiedenes anderes Zeug dazukommt, zum Beispiel Spekulatius.

Keks ist etymologisch jünger als Plätzchen?

Ja, bei Weitem. Plätzchen findest du schon im 16. Jahrhundert. Im Grimm’schen Wörterbuch finden sich Belegstellen für Plätzchen, aber keine einzige für Keks. Und das hat einen ganz einfachen Grund: Erst Ende des 19. Jahrhunderts ist Keks über die Eindeutschung der Mehrzahl von Kuchen aus dem Englischen ins Deutsche gekommen. Wenn du alte Bahlsen-Verpackungen irgendwo im Internet suchst, dann findest du auf der Verpackung die Bezeichnung »Butter-Cakes«. Das ändert sich erst im Vorfeld des Ersten Weltkriegs, vermutlich im Zuge neuer Feindbilder. Da wird dann auf den Verpackungen die Schreibweise »Keks« verwendet, aber bei dem Firmennamen noch das englische »Cakes«. Angeblich soll der alte Bahlsen, der Firmengründer, das ganze Konzept des Butterkekses aus England mitgebracht haben. Woraus ich schlussfolgere, dass die Engländer in der industriellen Herstellung minderwertiger Nahrungsmittel den Deutschen einfach schon ein bisschen voraus waren, wie ja die Industrielle Revolution dort auch schon früher losging. Aber ich weiß nicht, wie es bei dir zu Hause ist – wir sagen eigentlich mal so, mal so.

Wir sagen immer Plätzchen.

Ich würde zum Beispiel zu unseren Orangenkeksen ungerne Plätzchen sagen: Das wären Orangenplätzchen, das ist einfach zu lang. Dazu bin ich wahrscheinlich zu faul.

Du meinst Jaffa-Cakes oder selbst gemachte Orangenplätzchen bzw. -kekse?

Wir machen selbst welche, wobei ich nur die Orangen abreibe.

Und die Lebkuchen-Anverwandten, die sind für mich Plätzchen.

Was wäre für dich denn jetzt ein Lebkuchen-Anverwandter?

Na ja, wie sagt man dazu – Pfefferkuchen?

Meinst du Pfeffernüsse oder Lebkuchen? Dazu Keks oder Plätzchen zu sagen, wäre mir nie in den Sinn gekommen, nicht mal bei den selbst gebackenen von meiner Oma. Was das Selbstgebackene angeht, ist man ja in den meisten Fällen ein Gefangener seiner Familientradition.

Jedenfalls würde die niemand im Sommer backen.

Jein. Bei bestimmten Lebkuchensorten muss der Teig schon ein halbes Jahr vorher angerührt werden und dann lange kühl liegen, bevor er gebacken werden kann.

So wie der Stollen dann auch am besten zu Ostern schmeckt?

Jedenfalls noch schmeckt. Ob am besten, weiß ich nicht. Es ist schon erstaunliches Backwerk, dass das so lange haltbar ist. Sogar die gekauften Stollen, die es ja schon ab September/Oktober gibt.

Den backt niemand mehr selbst.

Doch, wenn auch wohl nicht so viele. Als Kind habe ich noch mit meiner Oma die geformten Stollen zum Bäcker gebracht, der sie dann gebacken hat.

Und was ist dein Lieblingsplätzchen oder -keks?

Oh ja, die erwähnten Orangenkekse esse ich sehr gerne. Und dann Linzer, wenn die nicht mit so viel Zimt gemacht werden.

Und isst du den Stollen mit Marmelade oder ohne?

Mit Marmelade?! Das ist doch kein Brot. Da sind ja nun genug Trockenfrüchte und Zucker drin, da brauchst du keine Marmelade mehr drauf!

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