Deutsche Glücksgefühle mit Einschränkungen auf der Pokljuka

Die Biathleten des DSV blicken nach einem wechselhaften Weltcup-Wochenende positiv auf die WM in Oberhof

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 4 Min.
Nach zwei Strafrunden von Sophia Schneider in der Mixed-Staffel war auch die letzte Podestchance in Pokljuka vergeben.
Nach zwei Strafrunden von Sophia Schneider in der Mixed-Staffel war auch die letzte Podestchance in Pokljuka vergeben.

Mit einem etwas fragenden Blick stand Denise Herrmann-Wick im Zielraum. Der Schweizerin Lena Häcki-Groß, die sie auf der Strecke zwischenzeitlich abgefangen hatte, von der sie im Schlussspurt dann aber wieder überholt worden war, tippte die Schlussläuferin der deutschen Mixed-Staffel noch kurz auf die Schulter. Dann verschwand sie rasch von der Bildfläche – nachdem der gemischte Vierer vom Deutschen Skiverband (DSV) in der Besetzung mit Roman Rees, Benedikt Doll, Sophia Schneider und Herrmann-Wick beim Sieg des französischen Quartetts Fünfter geworden war.

Am Ende vom Weltcup auf der slowenischen Hochebene Pokljuka herrschte am Sonntag im deutschen Team also durchaus eine gewisse Ratlosigkeit. Und richtig lange Gesichter hatte es drei Stunden zuvor gegeben, als Justus Strelow und Janina Hettich-Walz dem DSV in der Single-Mixed-Staffel mit dem 13. Platz das bislang schlechteste Ergebnis in der Weltcup-Geschichte dieser noch jungen Biathlon-Disziplin beschert hatten.

Ähnlich wie beim 26-jährigen Strelow, der zum Saisonbeginn mit guten Resultaten auf sich aufmerksam machen konnte, ist die Anfangseuphorie gerade bei den Skijägerinnen und Skijägern aus der zweiten DSV-Reihe spürbar abgeebbt. Auch der 26-jährige David Zobel oder die ein Jahr jüngere Schneider, die sich in der Mixed-Staffel im Liegendanschlag zwei Strafrunden einhandelte, fanden sich nach einem sehr erfreulichen Start in den Winter in den Einzelrennen zuletzt weit hinten im Klassement wieder. Und so stehen in den Gesamtwertungen die Team-Oldies mit der 34-jährigen Herrmann-Wick auf Rang drei und dem zwei Jahre jüngeren Doll, momentan Sechster, am besten da.

Zuversichtlich stimmen die beiden vor allem ihre Laufleistungen. So legte Herrmann-Wick im Sprint von Pokljuka die mit Abstand beste Laufzeit in den Schnee und rauschte auf ihrer furiosen Schlussrunde noch an 13 Konkurrentinnen vorbei. Beim Sieg der Schwedin Elvira Öberg, die am Sonnabend auch die Verfolgung gewann, wurde die Wahl-Ruhpoldingerin so schließlich Sechste.

Bis zur Heim-WM in Oberhof ist es noch einen Monat hin. Dank ihrer sehr soliden Leistungen in diesem Winter weiß die Olympiasiegerin von Peking: »Der Weg passt.« Ihre persönliche Route führte die gebürtige Sächsin dabei vom letzten Dezember-Weltcup in den französischen Alpen direkt weiter zum Training nach Davos. Nach Weihnachten nahm sie an der Skijäger-Show auf Schalke teil, reiste dann spontan weiter nach Antholz – und stellt nun zufrieden fest: »Diese Phase mit großen Umfängen war sehr wichtig, gerade mit Blick auf die WM. Ich bin sehr glücklich.«

Noch glücklicher wäre die frühere Langläuferin, für die es mit dem Biathlon-Tross nun weiter nach Ruhpolding geht, wenn sie auch bei den Einlagen mit dem Gewehr mal wieder ein echtes Ausrufezeichen setzen könnte. »Im Dezember waren es oft der erste und letzte Schuss, die daneben gingen. Jetzt ist es häufig der zweite«, grübelte sie in Slowenien – und setzte sich für die Wochen bis hin zur WM die Aufgabe: »Die Nummer muss ich mal ablegen.«

Gelingt das, hat Herrmann-Wick aus dem deutschen Team sicher die besten Chancen auf eine Einzelmedaille beim Saisonhöhepunkt im Thüringer Wald. Prinzipiell aussichtsreich bei der Jagd nach Edelmetall sind die Staffeln des DSV. Bei den Frauen bleibt jedoch abzuwarten, ob Franziska Preuß, die gerade ihren zweiten Weltcup in diesem Winter verpasste, ihre gesundheitlichen Probleme rechtzeitig in den Griff bekommt. Die dreimalige Staffel-Weltmeisterin Vanessa Hinz musste ihre Chance, sich erstmals in diesem Winter im Weltcup zu präsentieren, aufgrund von Symptomen im Bereich der oberen Atemwege verstreichen lassen. Anna Weidel, die über Weihnachten erkrankt war, wurde nach dem ersten Rennen auf der Pokljuka geschont.

Deutlich stabiler ist die Lage bei den deutschen Männern: Neben Routinier Benedikt Doll, der den überragenden Norwegern als Sprint-Vierter Paroli bot, überzeugte auch dessen Schwarzwälder Trainingskollege Roman Rees als Achter. Den Norwegern, in der Gesamtwertung mit sechs Athleten in den Top Ten vertreten, attestiert Rees eine Sonderstellung. Abgesehen davon hält der Skijäger vom SV Schauinsland aber fest: »Gegen alle anderen sind wir wirklich konkurrenzfähig.«

Das gilt inzwischen auch wieder für seinen Teamkollegen Johannes Kühn, der sich in der Verfolgung von Pokljuka dank eines fehlerfreien Schießens von Platz 44 auf Rang 12 katapultiert hatte. »Oberhof war für mich zuletzt weit weg, dafür war ich in dieser Saison vorher zu schlecht«, berichtete der bekannt starke Läufer aus Niederbayern nach seinem persönlichen Befreiungsschlag – der die WM-Tage am Rennsteig nun auch bei ihm zunehmend ins Blickfeld befördert haben dürfte.

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