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Antirepublikanische Frauen
Am Beispiel des Luisenbundes zeigt sich die militaristische Traditionslinie der Garnisonkirche
Da die Potsdamer Garnisonkirche als angebliches Wahrzeichen des Friedens wiederaufgebaut werden soll, wäre die ortsbezogene Auseinandersetzung mit der preußischen Militärgeschichte von großer Wichtigkeit. So hieß es in der Einladung für eine wissenschaftliche Tagung »Preußisches Militär als Tradition und Erbe«, die am Freitag und Sonnabend im Potsdam-Museum abgehalten wurde. Eingeladen hatte der Lernort Garnisonkirche, der sich kritisch mit dem Wiederaufbauprojekt auseinandersetzt.
Das Militär galt und gilt zum Teil auch heute noch als Männersache. In dieser Hinsicht setzte die Tagung mit dem Vortrag »Luisenbund. Frauen im Militärstaat« einen ungewöhnlichen Akzent. Jeanette Toussaint sprach vor einem nahezu voll besetzten großen Saal und erklärte, der Bund, der sich nach der 1810 gestorbenen preußischen Königin Luise benannte, sei nicht etwa während der Herrschaft der Hohenzollern, sondern erst im Mai 1923 in Halle an der Saale gegründet worden, also während der Weimarer Republik.
Anfang der 30er Jahre zählte der »Bund Königin Luise«, wie die korrekte Bezeichnung dieser Frauenorganistion lautete, etwa 150 000 Mitglieder, die sich die Bekämpfung der Republik und die Beseitigung des »Schandfriedens von Versailles« zum Ziel gesetzt hatten. Es handelte sich um die weibliche Version des reaktionär-militanten Wehrverbands Stahlhelm, dem Bund der Frontsoldaten. Eine Potsdamer Ortsgruppe wurde übrigens erst 1927 gegründet. Laut Toussaint verzeichnete das Potsdamer Adressbuch den Luisenbund unter der Rubrik »Kriegervereine«.
Einheitlich in Kornblumenblau gekleidet waren die Frauen des Luisenbundes. Sie wollten damit nicht nur die gerühmte Natürlichkeit der Königin Luise (1776–1810) nachempfinden. Es sei auch »die Lieblingsblume« ihres Sohnes gewesen, des späteren Kaisers Wilhelm I., erfuhren die Zuhörer. Der Wahlspruch des Bundes lautete »Ich dien’«. Schon seit 1923 waren Jüdinnen von der Mitgliedschaft ausgeschlossen. Das Ausrichten immer größerer, martialischer Aufzüge habe sich der Luisenbund von der NSDAP abgeschaut, sagte die Wissenschaftlerin.
Neben diesen Bekundungen ihrer Geisteshaltung widmeten sich die Mitglieder Sanitätsdiensten und auch der Unterstützung mittelloser Gesinnungsschwestern. Die preußische Prinzessin Cecilie, nach der das Schloss Cecilienhof benannt ist, trat als Schirmherrin des Luisenbundes auf. Ein Stummfilm von 1933 lässt mit seinen eingeblendeten Botschaften keinen Zweifel: Es kam dem Luisenbund auf eine »neue deutsche Frau« an, die »Sonderaufgaben zu erbringen« habe in »Ergänzung zur Tat des Mannes«.
Als den Nationalsozialisten die Macht übergeben wurde, stellte sich der Luisenbund demonstrativ selbst unter den Schutz Adolf Hitlers. Doch die Rivalität mit den klassischen Nazi-Frauenorgansiationen hatte sich am 1. April 1934 erübrigt. Damals löste sich der Luisenbund auf.
Auch die noch nicht wehrfähige Jugend spielte bei der Tagung eine Rolle. Haben die preußischen Kadettenanstalten Kindersoldaten hervorgebracht? Dem Historiker Olaf Briese zufolge ist das nicht nachweisbar. Vielmehr sei die Erziehung in den Kadettenanstalten darauf ausgerichtet gewesen, dass die dort erzogenen Kinder später als Erwachsene Kriegsdienst leisten können. In die königlichen Anstalten seien die Söhne des Adels zunächst mehr oder weniger hineingepresst worden. Später in der Kaiserzeit betrachteten begüterte Eltern die Aufnahme ihrer Sprösslinge dann allerdings als durchaus erstrebenswert.
Olaf Briese erwähnte eine derartige Anstalt, die noch bis 1961 in Merseburg existiert habe. »Karrierebewusste Eltern« hätten dort noch zu DDR-Zeiten mit Begeisterung ihre Söhne angemeldet. Aufgelöst worden sei die Anstalt dann aber, weil der dort herrschende Drill eher widerspenstiges Verhalten erzeugte und dem SED-Politbüro aufgefallen war, dass weniger Arbeiterfamilien als vielmehr Funktionärsfamilien ihre Söhne dorthin schickten. Das sollte jedoch nicht der Sinn der Übung gewesen sein. Ein Merseburger »Kadett« war der später in den Westen ausgereiste Dichter Thomas Brasch. Er wurde von seinem Vater, dem SED-Funktionär Horst Brasch, dort untergebracht.
Der These des Tagungsorganisators Philipp Oswalt, im heutigen Potsdam gebe es kein Militär mehr, widersprach Oberstleutnant John Zimmermann mit dem Verweis auf das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaft der Bundeswehr, das sich in Potsdam befindet. Zimmermann vertrat die Meinung, dass die antidemokratisch eingestellte Reichswehr in der Weimarer Republik keine »Gegenwelt« dargestellt habe, sondern dass die Armee die Vorstellungen breiter Bevölkerungsteile repräsentierte.
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