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Voller Tatendrang

Max Eberl kehrt mit bemerkenswerten Geständnissen ins Rampenlicht der Bundesliga zurück

  • Frank Hellmann
  • Lesedauer: 4 Min.
Zurück im Geschäft: Max Eberl hat in Leipzig viel Arbeit vor sich.
Zurück im Geschäft: Max Eberl hat in Leipzig viel Arbeit vor sich.

Es hat wohl einfach gutgetan, die alten Bekannten zu treffen. Die Geschäftsführer Markus Aretz und Stephan Schippers sowie sein direkter Nachfolger Roland Virkus begrüßten Max Eberl ausgesprochen fröhlich, als der neue Sportvorstand von RB Leipzig sich bis in eine hintere Ecke der alten Offenbacher Industriehalle beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball-Liga (DFL) vorgekämpft hatte. Und vielleicht spürten die alten Mitstreiter bei Borussia Mönchengladbach am besten, dass sie hier einem anderen Menschen begegneten – einem, der im vergangenen Jahr viel Ballast abwerfen musste, um nun durch das Auftaktspiel zwischen RB Leipzig und Bayern München am Freitagabend ins Rampenlicht zurückzukehren.

Dass der mit einem klassischen Traditionsverein verknüpfte Manager nun für einen Brauseklub mit sprudelnden Millionenzuwendungen aus einem österreichischen Getränkekonzern arbeitet, finden viele noch gewöhnungsbedürftig. Aber der gebürtige Bayer war mit seiner Mission am Niederrhein an eigene Grenzen gestoßen. Die wohl deutlichsten Worte für seine Auszeit wählte der 49-Jährige dabei im Podcast »Phrasenmäher«, »Sportbild« verschriftlichte die Aussagen. Es bewege ihn immer noch, in welche Gefühlswelt er abgedriftet und wie leer er gewesen sei, sagte Eberl: »Ich will diese negativen Emotionen nie mehr erleben. Ich wusste nicht mehr, wohin mit mir.«

Situative Depression diagnostizierten die Helfer, denen sich Eberl anvertraute. Er ist dankbar für einen Freund aus Buenos Aires, der ihn nach Südamerika einlud. Über viele Gespräche und kleine Abenteuer wie eine Segelbootsfahrt fand er wieder zu sich. Wer Eberl heute sieht, dem fällt auf: Da hat sich einer verschlankt. Ein vitaler Macher strotzt wieder vor Tatendrang und beteuert im Rückblick: »Es wäre Wahnsinn gewesen, in dieser Schiene weiterzumachen.« Auch vor diesem Hintergrund ist seine scharfe Replik auf die Vorwürfe aus der Mönchengladbacher Fanszene zu betrachten: »Das war die schlimmste Verletzung, die mir jemals in meinem Leben zuteil wurde. Dass mir Menschen eine Lüge, Schauspiel und Theater unterstellen und mich gleichzeitig in das Licht stellen, dass ich kranke Menschen benutzen würde, um einen Vereinswechsel zu forcieren – mehr kranke Gedanken kann man nicht haben.«

Gleichzeitig verhehlt er nicht, dass ihn der damalige Leipziger Vorstandsboss Oliver Mintzlaff nach seinem Rücktritt sehr zeitnah kontaktiert habe – und dass es bereits nach dem Pokalfinale konkrete Verhandlungen gegeben habe, die im Spätsommer intensiviert worden seien. »Natürlich war mir bewusst, dass nicht jeder meine Entscheidung für RB verstehen würde. Aber: Es ist mein Leben«, betont Eberl, bei dessen Arbeitgeber sich viel getan hat: Mintzlaff verzog sich in die Red-Bull-Welt, genau wie sein treuer Gefährte Florian Scholz, der als kaufmännischer Direktor viel Mitspracherecht hatte. Mit Christopher Vivell heuerte der Kaderplaner beim FC Chelsea an, sodass Eberl den Verein »in der sportlichen Führung recht schlank aufgestellt« sieht. Möglich, dass er deshalb den vereinslosen Rouven Schröder noch an den Cottaweg lotst.

Arbeit gibt es nämlich in den nächsten Wochen und Monaten genug. Die sportlichen Ziele sind klar: In der Bundesliga wieder einen Champions-League-Rang erreichen, in der Königsklasse im Achtelfinale gegen Manchester City zumindest ordentliche Auftritte hinlegen – ein Weiterkommen erwartet niemand.

Am Saisonende kündigen sich außerdem die Abschiede mehrerer Leistungsträger an. Der Weggang von Topstürmer Christopher Nkunku zu den »Blues« scheint verabredet, wofür aber immerhin eine sehr ordentliche Ablöse von 60 bis 70 Millionen Euro fließt. Mittelfeldkämpfer Konrad Laimer zieht es hingegen ablösefrei zu den Bayern.

Und dann ist da auch noch Edeltechniker Dani Olmo, bei dem spanische Großklubs im Sommer ernst machen könnten. Englands Topvereine werden womöglich um WM-Entdeckung Joško Gvardiol buhlen. Im Gegenzug stünden erhebliche Summen zur Verfügung, die reinvestiert werden könnten, vorausgesetzt, Trainer Marco Rose tritt den von ihm selbst eingeleiteten Aufwärtstrend im neuen Jahr nicht mit Füßen. Dass Eberl jetzt mit einem Fußballlehrer zusammenarbeitet, den er selbst 2019 aus Salzburg nach Mönchengladbach holte, passt zur These, dass man sich in dieser Branche immer wieder begegnet, nicht nur bei den offiziellen Empfängen.

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