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Schwarze Studierende in Gefahr
Technische Universität erstellte Handlungskonzept gegen extrem rechte Einflussnahme
Wenn in den vergangenen Jahrzehnten die Cottbuser Zivilgesellschaft gegen Rechts aufgestanden ist, war die Technische Universität der Stadt in aller Regel mit dabei. Diese Hochschule muss sich am allerwenigsten Vorwürfe machen, weggesehen zu haben. Doch auch wenn die Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg mit Studierenden aus aller Welt für Bunt statt Braun steht, so bleibt sie doch nicht unberührt von ihrem Umfeld – und das ist bekanntlich hoch problematisch.
Die rechte Szene ist fest verankert und wird verstärkt durch Hooligans, Kampfsportler und Türsteher. Dem asylfeindlichen Verein »Zukunft Heimat« gelang es, bis zu 4000 Teilnehmer für seine Demonstrationen zu mobilisieren. Und als Cottbus am 9. Oktober mit Tobias Schick (SPD) einen neuen Oberbürgermeister kürte, erhielt in der Stichwahl Lars Schieske von der AfD 31,4 Prozent.
Die BTU sieht nicht tatenlos zu. Sie hat ein »Handlungskonzept gegen (extrem) rechte Einflussnahme« erarbeitet und will mit dem Sommersemester 2023 mit der Umsetzung beginnen. Mit Nachdruck verurteile man die jüngsten gewalttätigen Übergriffe und die Bedrohung internationaler Studierender, heißt es in einer dazu am Mittwochnachmittag verbreiteten Erklärung. »Die Universität steht in engem Kontakt mit der Polizei, um die Gewalttaten aufzuklären und die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen.« Die BTU stehe für eine »inspirierende Atmosphäre des Lernens und Forschens in einem dialogischen, demokratischen Miteinander« und »die Vielfalt unseres Kollegiums und unserer Studierenden« ermögliche Fortschritt in der Lausitz.
Hilfe können Betroffene rechter Hetze und Gewalt bei der Antidiskriminierungsbeauftragten Alexandra Retkowski und anderen Beschäftigten der Universität, aber auch beim Verein Opferperspektive erhalten, mit dem die Hochschule kooperiert. Vorfälle gebe es immer wieder, bedauert Vereinsmitarbeiter Joschka Fröschner. »Jedes Jahr beraten wir auch Studierende der BTU.« Nachdem sich die Situation in Cottbus etwas beruhigt hatte, sei die Zahl der Übergriffe im letzten Quartal vergangenen Jahres wieder gestiegen. Fröschner nennt als Beispiel eine Messerattacke. Das Messer sei schon gezückt gewesen, doch der angegriffene Studierende habe unverletzt fliehen können.
Dann habe es im August noch in zwei aufeinanderfolgenden Nächten Brandstiftungen in drei Aufgängen eines Wohnheims gegeben, in dem besonders viele internationale Studierende leben. Da die Täter bisher nicht dingfest gemacht werden konnten, lässt sich ein rechtsextremistischer Hintergrund bislang nur vermuten. Bewohner haben Fröschner zufolge nun aber von ihren Erfahrungen mit Alltagsrassismus berichtet und gesagt, dass sie sich nicht mehr sicher fühlen. Schief angesehen, angepöbelt und beleidigt zu werden, das haben viele von ihnen erlebt. Nach Berichten der »Lausitzer Rundschau« darüber steckten dann Flugblätter der neofaschistischen Splitterpartei »Der III. Weg« in den Briefkästen des Wohnheims. »Eine bewusste Provokation«, hält Fröschner fest. Zu Silvester sei außerdem ein Briefkasten mit einem Böller mehr oder weniger gesprengt worden. Solche Sachbeschädigungen habe es an diesem Tag auch anderswo gegeben, doch die Studierenden müssen befürchten, dass dies ein weiterer Einschüchterungsversuch war. Dass die Universität reagiert, könnte man für eine Selbstverständlichkeit halten, sagt Fröschner. »Aber es ist total wichtig«, lobt er. »Sehr sinnvoll« sei, die Ansprechpartner bekannt zu machen, die für die betroffenen Studierenden da sind.
35 Prozent der an der Hochschule Eingeschriebenen kommen aus dem Ausland, viele aus Afrika. Schwarze werden oft am Hauptbahnhof anlasslos von der Polizei kontrolliert, verspäten sich deswegen bei Seminaren und Vorlesungen und empfinden ihre Behandlung als Schikane, steht im Handlungskonzept der Universität. Es berichtet außerdem von Aufklebern mit rechten Inhalten, die am Campus aufgetaucht sind. »Bislang liegt nach unserem Wissen kein vergleichbares Konzept an einem anderen Hochschulstandort vor«, heißt es in dem Papier von Professorin Heike Radvan und Susanne Dyhr. Angeregt haben sie unter anderem eine Monitoringstelle, die Vorfälle sammelt und auswertet und die nun auch eingerichtet werden soll. Auch hierfür gibt es Lob von Opferberater Fröschner.
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