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Rüstungshilfe für deindustrialisierte Region
Das »Abrams«-Panzer-Werk in Ohio war lange von der Schließung bedroht. Jetzt florieren die Geschäfte
Lange galt die Panzerfabrik der US-Armee in Lima, Ohio, als die letzte ihrer Art. Nach der Finanzkrise 2008 drohte immer wieder die Schließung mit Jobverlusten für die verbliebenen 400 Mitarbeiter. Es wurde gemutmaßt, dass die Firma General Dynamics, die das 1942 errichtete Joint Systems Manufacturing Center in dem 38 000-Seelen-Nest seit 1982 im Auftrag der Armee betreibt, den Vertrag beendet. Erst im Jahr 2019 kam die Rettung durch Bestellungen der Trump-Regierung im Wert von rund zwei Milliarden Dollar. Dies war Teil einer Strategie der Reindustrialisierung des Mittleren Westens und der Aufrüstung gegen China.
Heute redet keiner mehr von einer Schließung der Anlage rund 200 Kilometer von Cincinnati entfernt. Die Fabrik ist weltweit der einzige Produzent der »Abrams«-Panzer – benannt nach dem Vietnam-Ära-General Creighton Abrams –, wobei die Produktion mit zwölf Stück pro Monat gering ist. Taiwan bestellte schon 2019 insgesamt 108 der weiterentwickelten M1A2-Panzer, die bis 2024 geliefert werden sollen. Auch Polen hat man versprochen, 250 Stück als baldigen Ersatz für die an die Ukraine abgegebenen sowjetischen T72-Panzer zu liefern. Und so wird sich die Lieferung der jetzt versprochenen 31 »Abrams«-Panzer an die Ukraine hinziehen. Bezahlt wird dieses 400-Millionen-Dollar-Paket von der Ukraine Security Assistance Initiative. Laut der Zeitung »Politico« hat die US-Regierung die modernsten exportfähigen M1A2-Panzer versprochen, die Hightech-Kommunikationssysteme besitzen, die jede Bewegung von Freund und Feind minutiös verfolgen können. Die Panzer können zwei Ziele gleichzeitig beschießen und ankommende Raketen abwehren. Die Militärzeitung »Stars und Stripes« geht von einer Lieferung Ende 2023 oder im Frühjahr 2024 aus.
Die modernen »Abrams«-Panzer waren ursprünglich nicht für den Export gedacht. 8000 sind im Besitz der US-Armee, 10 000 wurden produziert. Sie sind mit einem geheimen Schutzmaterial aus abgereichertem Uran versehen. Die äußerst schwere Metalllegierung wird für den Export ausgewechselt und in einer aufwendigen Prozedur durch eine Wolfram-Legierung ersetzt. Die Zeitschrift »Defense One« beteuert zudem, dass, anders als von Diplomaten in den letzten Wochen behauptet, auch die Verwendung von Dieselbrennstoff möglich ist, auch wenn der Panzer eigentlich von einer Gasturbine angetrieben wird. Durch die Digitalisierung ist die Aufgabe des Hauptschützen am Panzerturm zudem leichter geworden.
Der ehemalige US-General Mark Hertling mahnt dennoch, dass jeder menschliche Bedienungsfehler hochgefährlich sein kann. Die Reparaturen der Maschinen für die Ukraine wird man wohl in Polen durchführen müssen. Trotzdem trommelt die Fachpresse jetzt wieder für die Vorteile der »Abrams«, die jetzt doch zunehmend für den Export gedacht sind.
Der Bundesstaat Ohio leidet seit den 80er Jahren insgesamt unter einer Deindustrialisierung. Zuvor war die Stadt Lima ein führender Produzent von Lokomotiven, Industriemaschinen und Bussen. Die Regionaltageszeitung »Toledo Blade« kritisiert denn auch den neu gewählten Senator James David Vance, der als Trump-Anhänger eine Aufrüstung gegen China befürwortet, aber zusätzliche Militärhilfe für die Ukraine ablehnt. »Ohio spielt nun eine direkte Rolle in der Niederlage der einmarschierenden russischen Armee in der Ukraine: wegen des Abrams-Panzers, der in Lima, Ohio, gebaut wird«, kommentiert die Zeitung gegen Vance. »Es sollte ein Moment des Stolzes sein, wenn Ohio eine Rolle für die Sicherheit eines ehemaligen kommunistischen Staates spielen kann.«
Denn für Ohio, wo die Anlage im Jahr 1942 von General Motors gebaut wurde, steht überhaupt viel auf dem Spiel. Heute, genauso wie in der Wirtschaftskrise nach 1929, wird einem krisengeschüttelten Kapitalismus durch die Waffenproduktion sehr geholfen. Waffen werden bestellt, gekauft, verbraucht oder eingemottet. Immer wieder von vorne...Trotz der politischen Umbrüche in Washington hat ein deindustrialisierter Bundesstaat wie Ohio einen kontinuierlichen Wunsch: den nach mehr Aufträgen aus Washington.
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