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René Heilig wirbt für leise Töne in der Ballon-Affäre
Die USA holten einen Ballon vom Himmel. Er sei, so wie andere seiner Art, in China aufgestiegen, um über der Führungsmacht der »freien Welt« zu spionieren. Pekings Außenamt reagiert entrüstet. Es habe sich um ein ziviles Objekt gehandelt, mit dem man meteorologische Daten sammelte und leider vom Kurs abkam. In Washington glaubt man kein Wort davon und will – so es technisch möglich ist – Trümmer als Beweise für Pekings Hinterlist präsentieren.
Willkommen im neuen Kalten Krieg. Man kennt das alles. Einst, als Pekings Abwehrraketen noch behäbiger waren, »verirrten« sich U2-»Wetterflugzeuge« der CIA auch über Chinas Rüstungszentren. Wenn mancher nun über Chinas Ballonaufklärung lächelt, ist das pure Überheblichkeit. Sie bietet im Verbund mit Satelliten zweifellos Vorteile. Wenn man sich nicht erwischen lässt.
Das scheint nun passiert zu sein. Beide Seiten täten gut daran, dem Rest der Welt jegliche Art moralischer Empörung zu ersparen. Geplante Begegnungen auszusetzen – wie die von Außenminister Blinken mit Chinas Mächtigen –, ist eine verständliche Reaktion. Doch sollte man der Diplomatie keine allzu lange Pause gönnen. China und die USA sind die einzig verbliebenen Rivalen mit globalem Herrschaftsanspruch. Pekings Ballon über den USA wie auch dessen Abschuss können helfen, jeweilige Potenzen abzuschätzen und Klarheit darüber zu gewinnen, welche Grenzen man tunlichst nicht überschreitet.
Hilfreich wäre es zudem, wenn Peking sich Gedanken über Kollateralschäden macht. Sind die gewonnenen »Wetterdaten« es wirklich wert, die innenpolitische Position des demokratischen US-Präsidenten weiter zu schwächen? Was derzeit absehbar nach Joe Biden und seiner Vize Kamala Harris käme, wird die Welt kaum friedlicher gestalten.
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