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Vision klimaneutraler Plattenbau
Brandenburg zeichnet drei Neubau- und Sanierungsprojekte aus
Ein Stadtviertel mit DDR-Neubaublocks des Typs WBS 70 so umzugestalten, dass kein CO2 mehr ausgestoßen wird und die Bewohner trotzdem weder im Kalten noch im Dunkeln sitzen und auch die Miete noch bezahlen können – das ist eine knifflige Aufgabe. Es gibt zwar energiesparende Technologien, aber die müssen auch erst einmal zu einer Plattenbauwohnung passen. Dort eine moderne Fußbodenheizung einzubauen, sei sehr schwierig, weiß Gregor Heilmann, Geschäftsführer der kommunalen Gewoba Pro Potsdam GmbH. Trotzdem soll das Stadtviertel Am Schlaatz in den nächsten 20 Jahren klimaneutral werden. Dabei kommt es laut Heilmann darauf an, die Bewohner der Wohnblöcke nicht zu den Verlierern der Energiewende zu machen.
Viel mehr als 20 Jahre bleiben für diese Herausforderung auch nicht mehr. Denn ungefähr dann soll die Bundesrepublik flächendeckend klimaneutral sein. »Bis 2045 wollen wir CO2-neutral wirtschaften, also nicht nur heizen, sondern alles«, erinnert Brandenburgs Infrastrukturstaatssekretär Rainer Genilke (CDU) am Mittwoch. Dafür braucht es neue Ideen – und solche Ideen von Wohnungsunternehmen und Energieversorgern zeichnet Genilke bei der Landesinvestitionsbank in Potsdam aus.
Elf Vorhaben aus Brandenburg wurden bei einem im September vergangenen Jahres ausgelobten Wettbewerb eingereicht. Es sei nicht leicht gewesen, die drei Sieger auszuwählen, gesteht nun die Juryvorsitzende Kirsten Klehn. Nicht gereicht habe es für das Projekt Nutheburg in Luckenwalde, doch sei dem Auswahlgremium eine »lobende Erwähnung ein besonderes Anliegen« gewesen. Zwar habe dieses Projekt nicht so viel zur CO2-Neutralität beitragen können wie die letztendlichen Gewinner, doch mache es sich sehr um den sozialen Aspekt verdient.
Einer der drei Preisträger ist das Projekt Am Schlaatz in Potsdam, das laut Klehn beispielhaft für angestrebte Klimaneutralität im bereits existierenden Wohnungsbestand ist. Am Schlaatz sitzen zwei Wohnungsbaugenossenschaften, zwei kommunale Unternehmen und die Stadtverwaltung in einem Boot. Die Genossenschaften haben die energetische Sanierung ihrer Blöcke schon abgeschlossen, bei der kommunalen Pro Potsdam laufen die Baumaßnahmen noch. Aber damit ist es nicht getan. Solaranlagen auf den Häusern wären wünschenswert, um dieses Potenzial für die Energiegewinnung nicht zu verschenken. 14 000 Quadratmeter Dachfläche stünden dafür zur Verfügung, erläutert Sebastian Krause, Technischer Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft »Karl Marx«.
Ausgezeichnet wurden weiterhin das Konzept für das Quartier »Nördliche Hafenstraße« in Frankfurt (Oder) und das bereits weit vorangeschrittene Neubauprojekt am Märchenwald in Strausberg. In Strausberg entstehen in vier Häusern zusammen 77 Wohnungen. Heizung und warmes Wasser liefert sich das Quartier selbst, Strom zu 25 Prozent, der Rest wird als Ökostrom dazugekauft. Erdsonden, Abwärme und Solarzellen sorgen dafür. Die besonders effiziente Dämmung ist keineswegs billig. Doch die Investition lohnt, weil dafür die laufenden Kosten niedrig gehalten werden. Realisiert wird dieses Projekt von der Wohnungsgenossenschaft »Aufbau« in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken.
In Frankfurt (Oder) startete gerade erst der Abriss alter Gebäude, die den Plänen für die »Nördliche Hafenstraße« im Weg stehen. Im vergangenen Jahr nahmen die Stadtwerke noch ein Gaskraftwerk in Betrieb, sagt Geschäftsführer Torsten Rögelin. Nun versucht sich sein Unternehmen in der Nördlichen Hafenstraße am Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter, an Geothermie, Solaranlagen und Wärmepumpen. Rögelin sagt: »So haben wir jede Menge Spaß – und Arbeit.«
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