Bedeutendste Sammlung von DDR-Kunst

Brandenburgs Landesmuseum für moderne Kunst freut sich über einen Sinneswandel

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Nicht mehr als Schmuddelkind präsentiert sich das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) mit seinem Jahresplan 2023. Es beherbergt eine der weltweit wichtigsten Sammlungen von Kunstwerken aus der DDR. 1999 wurde die DDR-Kunst in der damaligen Europäischen Kulturhauptstadt Weimar betont verächtlich gezeigt. »Man hat diese Kunst nicht immer zu schätzen gewusst«, bestätigt BLMK-Direktorin Ulrike Kremeier. Lange sei eine »aus dem Westen herübergeschwappte Ignoranz« bestimmend gewesen. Doch sei es mit der Geringschätzung inzwischen vorbei, erklärt Kremeier.

Nicht zuletzt die neue Hasso-Plattner-Galerie der DDR-Kunst im ehemaligen Potsdamer Terrassenrestaurant »Minsk« hat dazu beigetragen, dass die DDR-Kunst wieder einen besseren Ruf genießt. Im laufenden Jahr werde das BLMK unter anderem Ausstellungen in den USA und Polen zeigen.

Die erste Ausstellung der Plattner-Galerie habe auch auf Leihgaben aus dem BLMK zurückgegriffen. Für Expertin Kremeier erkennbar ist ein gewachsenes Interesse auch junger Menschen an dieser Kunst. Vorbei die Zeit, da DDR-Kunst politisch-ideologisch und »aus dem Gründungszusammenhang heraus« erklärt worden sei. Inzwischen gelte die Einordnung in eine internationale Strömung der »neuen Sachlichkeit«, die sich von den Strömungen in der alten Bundesrepublik unterschied.

Kremeier bekannte sich dazu, dass ihr Museum den Begriff »modern« im Namen führt. Er sei in der Kunstszene eingeführt. Drei Viertel der Bestände stammen aus der DDR, ein Zehntel aus den Jahrzehnten danach und das Übrige steuerte die Zeit zwischen 1904 und dem Zweiten Weltkrieg bei. Im laufenden Jahr sollen 1400 Kunstwerke von 170 Künstlern präsentiert werden. »In der DDR wurde unglaublich viel Geld für Kunst ausgegeben«, sagt die Direktorin. Erfreulicherweise sammelten die Museen in den damaligen Bezirken Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus nicht nur Kunst aus ihrer Region, »sondern DDR-weit«, wie Kremeier sagte. Das Erbe, die bedeutendste Sammlung von DDR-Kunst in der Welt zu besitzen, »kann uns niemand wegnehmen«.

Das Landesmuseum für moderne Kunst ging 2017 aus der Fusion der Museen Dieselkraftwerk Cottbus und »Junge Kunst« in Frankfurt (Oder) hervor und wird zusammen mit dem Staatstheater Cottbus in der Brandenburgischen Kulturstiftung geführt. Es verfügt über einen Jahresetat von 2,6 Millionen Euro, womit freilich keine Neuankäufe im großen Stil möglich sind. »Allem Gejammer zum Trotz machen wir viel aus diesem Geld«, äußert die Direktorin selbstbewusst. Es werden auch mal Ratenzahlungen vereinbart.

Aber vor allem auch Schenkungen bereichern die Bestände. So übereignete ein Diplomaten-Ehepaar im vergangenen Jahr seine Sammlung von 380 Werken der DDR- und BRD-Kunst. Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) lobt die »exzellente« Vernetzung der Museumschefin, die so etwas möglich mache.

Mit mehr als 36 000 Besuchern im vergangenen Jahr konnte die Zahl vor der Corona-Pandemie nun sogar übertroffen werden. Das ist nur sechs Prozent der vergleichbaren Kultureinrichtungen in Deutschland geglückt. Das lange leerstehende Lichtspieltheater der Jugend in Frankfurt (Oder) soll für 23 Millionen Euro zum Hauptstandort des Museums ausgebaut werden.

»Werke des sozialistischen Realismus spielen in der Tat eine untergeordnete Rolle«, sagt Ministerin Schüle über die Sammlung. Bertolt Brecht hat einmal gesagt: »Ein Werk gehört dem sozialistischen Realismus an, wenn es erstens sozialistisch und zweitens realistisch ist.« Stärker lasse sich das nicht eingrenzen. Beim sozialistischen Realismus handle es sich nicht um eine Stilrichtung, sondern um eine Arbeitshaltung.

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