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  • Nordische Ski-WM in Planica

Medaillen-Träume für deutsche Skiläufer

Das deutsche Team geht mit goldenen Aussichten in die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften von Planica

  • Lars Becker, Planica
  • Lesedauer: 5 Min.
Die Ansprüche von Katharina Hennig (l.) und Victoria Carl sind nach zwei Olympiamedaillen gestiegen.
Die Ansprüche von Katharina Hennig (l.) und Victoria Carl sind nach zwei Olympiamedaillen gestiegen.

Zwei Jahre nach den Heim-Titelkämpfen in Oberstdorf ohne Fans ist die Vorfreude der deutschen nordischen Ski-Stars auf die WM in Planica gigantisch. »Die Begeisterung dort ist grandios, das Ambiente in den Bergen der absolute Wahnsinn. Wenn dann noch wie so oft in Planica die Sonne scheint, werden das geile Wettkämpfe«, ist sich der deutsche Skisprung-Star Andreas Wellinger sicher.

Mit 250 000 Fans insgesamt rechnen die Organisatoren beim größten Sportereignis in der Geschichte Sloweniens. Welche Begeisterung die Zuschauer im Dreiländereck Slowenien-Italien-Österreich entfachen können, war bislang alljährlich beim Weltcupfinale auf der gigantischen Skiflugschanze zu erleben. Diesmal treffen sich jedoch erstmals Skispringer, Skilangläufer und Nordische Kombinierer zur WM im »Tal der Schanzen«, das in eine traumhafte Alpenkulisse eingebettet ist.

Nach der durchwachsenen Bilanz bei den Heim-Weltmeisterschaften im Biathlon in Oberhof mit drei Medaillen und den alpinen Titelkämpfen in Meribel mit zweimal Edelmetall hofft der Deutsche Skiverband auf echte Medaillen-Festspiele in Slowenien. Vor zwei Jahren gab es in Oberstdorf sechs WM-Medaillen, doch diese Bilanz könnte in Planica noch übertroffen werden. »Die slowenischen Fans feiern den Wintersport extrem und natürlich wollen sie ihre Sportler siegen sehen. Aber wir wollen ihnen in die Parade spucken«, kündigt der sechsmalige Skisprung-Weltmeister Markus Eisenbichler an.

Bei den Weltmeisterschaften vor zwei Jahren setzte sich Karl Geiger in seinem Heimatort Oberstdorf mit zweimal Team-Gold sowie Silber und Bronze im Einzel selbst ein Denkmal. Auch diesmal sind die Skispringer nach einer enttäuschenden Vierschanzentournee rechtzeitig für den Saisonhöhepunkt in Form gekommen. Größte Hoffnung ist Doppel-Olympiasieger Andreas Wellinger, der nach jahrelanger Verletzungs-Leidenszeit im Weltcup zuletzt viermal in Folge aufs Podest geflogen ist und dabei drei Siege feierte.

»Klar will ich um die Medaillen mitkämpfen, im Team auch um Gold«, sagt Wellinger. Auch Geiger nähert sich wieder seiner Topform und hat beste Erinnerungen an Planica, wo er sich vor gut zwei Jahren zum Skiflug-Weltmeister krönte und dabei den WM-Topfavoriten Halvor Egner Granerud aus Norwegen schlug. Bundestrainer Stefan Horngacher hofft auf drei Medaillen – eine Einzelmedaille auf der Normalschanze plus zweimal Edelmetall im Mannschafts-Wettbewerb und Mixed.

Deutschlands fliegende Frauen sind wesentlich stärker als vor zwei Jahren einzuschätzen. Die viermalige Weltmeisterin Katharina Althaus hat bereits fünf Saisonsiege gesammelt und ist Gesamtweltcup-Zweite. Dazu kommt mit Selina Freitag, der kleinen Schwester des ehemaligen Skispringers Richard Freitag, eine weitere Podestkandidatin. Neben der fest eingeplanten Mixed-Medaille sind eine Team- und mindestens eine Einzel-Medaille für die deutschen Skispringerinnen realistisch.

Derweil ist der Generationswechsel bei den deutschen Goldgaranten in der Nordischen Kombination vollzogen. Die Legenden Eric Frenzel mit sieben und Johannes Rydzek mit sechs WM-Titeln stehen zwar im Team, die großen Medaillenkandidaten sind jedoch der Gesamtweltcup-Zweite Julian Schmid und Peking-Olympiasieger Vinzenz Geiger. »Das sind unsere Favoriten«, sagt Bundestrainer Hermann Weinbuch und gibt das Ziel von »drei Medaillen« aus.

Neben dem fest eingeplanten Edelmetall im Team – dort geht es gegen Norwegen und Österreich traditionell um Gold – soll auch mindestens eine Einzelmedaille bei zwei Chancen eingefahren werden. Die Deutschen gehören wie die Norweger Jarl Magnus Riiber und Jens Lurås Oftebro oder der Österreicher Johannes Lamparter zum engsten Favoritenkreis. Das gilt auch für den neu im WM-Programm stehenden Mixed-Wettbewerb. Denn mit der erst 17 Jahre alten Nathalie Armbruster steht die Gesamtweltcup-Zweite im deutschen Team.

Sie ist auch im Einzelwettbewerb die erste Jägerin der in diesem Winter noch ungeschlagenen Norwegerin Gyda Westvold Hansen. Die Elftklässlerin Ambruster hofft auf eine »magische erste WM«, sieht sich aber vor allem auf einer Mission im Kampf für die Zukunft ihrer Sportart. Das Internationale Olympische Komitee hat die Kombiniererinnen nicht für Olympia 2026 zugelassen, den Männern droht zudem die Streichung aus dem Programm der Winterspiele. »Ein Schlag ins Gesicht, der mich unglaublich wütend macht. Wir werden bei der WM zeigen, wie attraktiv unsere Sportart ist«, sagt Armbruster.

Bei den Heim-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Oberstdorf verpasste das deutsche Skilanglauf-Team noch die anvisierte Medaille, doch die Vorzeichen haben sich seitdem massiv geändert. Mit dem olympischen Gold für Victoria Carl und Katharina Hennig im Teamsprint sowie Silber für die Staffel der Frauen schafften die Loipen-Spezialistinnen im vergangenen Winter die vielleicht größte deutsche Sensation der Winterspiele in Peking.

Dass es danach auch mit Unterstützung des neuen schwedischen Coachs Per Nilsson noch weiter aufwärts gegangen ist, beweisen die Ergebnisse in diesem Winter. Vorzeigeläuferin Katharina Hennig feierte ihren ersten Weltcup-Einzelsieg und die Frauen-Mannschaft rückte kollektiv näher an die Weltspitze heran. »Im letzten Jahr haben wir noch gesagt: Wenn alles gut läuft, wollen wir eine Staffel-Medaille. Diesmal ist das Podest das klare Ziel«, sagt Olympiasiegerin Carl.

Hennig gehört auch im Skiathlon und im Rennen über die 30 Kilometer in der von ihr geliebten klassischen Technik zum erweiterten Favoritenkreis im Schatten der Favoritinnen aus Norwegen und Schweden: »Es ist mein großer Traum, einmal eine Einzelmedaille bei einem Großereignis zu gewinnen.« Davon können die deutschen Männer nur träumen. Friedrich Moch hat zwar deutliche Fortschritte gemacht, aber mehr als ein Top-Ten-Platz im Einzel und ein Platz unter den besten sechs in der Staffel sind nicht realistisch.

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