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Es gibt keine Kleinen mehr
Daniel Säwert über westliche Erwartungshaltung in Indien
Christian Linder ist unzufrieden. Russland und China haben beim G20-Finanzministertreffen im indischen Bengaluru eine gemeinsame Abschlusserklärung verhindert, weil Moskau und Peking nicht von »Krieg«, sondern von einer »Krise« reden wollten. Die G20 haben es nicht geschafft, die Reihen zu schließen, weil »West« wie »Ost« um Substantive streiten.
In Moskau könnte man jetzt feiern, dass die von Wladimir Putin beschworene multipolare Welt wahr geworden ist. Doch das wäre zu einfach. Wie China fährt auch Gastgeber Indien seit vielen Jahren seinen eigenen Kurs. Der wirkt zwar russlandfreundlich, ist aber auch von Pragmatismus geprägt. Und dem Unverständnis darüber, warum die Europäer sie in einen Krieg auf einem anderen Kontinent diplomatisch hineinziehen wollen.
Das hat Premierminister Narendra Modi Bundeskanzler Olaf Scholz bei dessen Visite am Wochenende zu verstehen gegeben. Deutschland braucht Indien, um unabhängiger von China zu werden. Und die G20 brauchen China, um gegen die Armut in der Welt vorzugehen. Beide Staaten sind keine »Kleinen« mehr, die sich etwas vorschreiben lassen wollen. Und seien es nur Worte.
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