Silber, Pizza und Wein für die deutschen Staffelfrauen in Planica

Die deutschen Skilangläuferinnen holen die erste WM-Medaille seit 14 Jahren

  • Lars Becker, Planica
  • Lesedauer: 4 Min.
Pia Fink (2.v.l.) sorgte für eine Vorentscheidung, als sie die Attacke von Schwedens Vizeweltmeisterin Frida Karlsson (r.) kontern konnte.
Pia Fink (2.v.l.) sorgte für eine Vorentscheidung, als sie die Attacke von Schwedens Vizeweltmeisterin Frida Karlsson (r.) kontern konnte.

»Geht doch!« Der sportliche Leiter Andreas Schlütter kommentierte die erste WM-Medaille seit 14 Jahren für die deutschen Skilangläuferinnen ganz trocken. Bei den vier silbernen Staffelfrauen Katharina Hennig, Victoria Carl, Laura Gimmler und Pia Fink wechselten sich dagegen im Zielraum von Planica strahlende Gesichter mit Glückstränen ab. Ein Jahr nach der sensationellen Silbermedaille für die Staffel bei den Olympischen Spielen von Peking bestätigte das Quartett, dass Deutschland endgültig in die Langlauf-Weltspitze zurückgekehrt ist.

»Ich bin sehr, sehr glücklich – und sehr, sehr stolz auf das Team. Einmal wie bei Olympia so einen Erfolg zu schaffen ist das eine, aber es nochmal zu bestätigen, das andere«, erklärte Ausnahmeläuferin Hennig. Als Vierte im Skiathlon hatte die 26-Jährige bei dieser WM noch hauchdünn ihre erste Einzelmedaille verpasst, genau wie die ebenfalls viertplatzierten Victoria Carl/Laura Gimmler im Teamsprint. Doch gemeinsam in der Staffel glückte der vorher klar anvisierte Medaillencoup.

»Ihr seid spitze« riefen die Eltern von Katharina Hennig und andere deutsche Fans von der Tribüne, als die vier Athletinnen mit den aufgemalten schwarz-rot-goldenen Fähnchen auf der Wange ihr Silber-Interview gaben. Dieser Einschätzung war nichts hinzuzufügen, denn im Ziel war nur die große Langlaufnation Norwegen 20,8 Sekunden schneller. Bronzegewinner Schweden und Finnland landeten geschlagen auf den Plätzen. Damit hat das deutsche Skilanglauf-Team als letzte Sparte bei dieser WM Edelmetall gewonnen. Die Skispringer (sechs Medaillen) und Kombinierer (vier Medaillen) hatten bereits zuvor geglänzt.

»Silber glänzt wie Gold. Wenn man die jetzt fünfjährige Historie anschaut und sieht, wie sich das Schritt für Schritt vorwärts entwickelt, macht das schon stolz«, kommentierte Bundestrainer Peter Schlickenrieder. Nach dem Olympia-Silbergewinn, zu dem die Teamsprint-Olympiasiegerinnen Hennig und Carl schon beigetragen hätten, habe sich die Mannschaft noch einmal weiterentwickelt. »Jetzt hat schon ein Großteil der Mädels Medaillen gewonnen und die anderen werden in den nächsten Jahren zuschlagen«, kommentierte Schlickenrieder.

Der Chefcoach lobte explizit die Arbeit des neuen Damentrainers Per Nilsson aus dem Langlauf-Topland Schweden, der die deutschen Frauen in den letzten Monaten kollektiv noch einmal einen Schritt nach vorn gebracht habe. Gemeinsam mit Ex-Weltmeister Axel Teichmann als Techniktrainer hätten Hennig und Co. jetzt ein Duo, das fachlich absolute Weltklasse sei und das Team auch menschlich perfekt führe. Die Kultur im deutschen Skilanglauf habe sich nach langen Jahren ohne Erfolge geändert: »Vertrauen und Offenheit sind die Grundvoraussetzungen, dass man als Team Erfolg hat. Wir sind schon viele Schritte gegangen, aber es liegt noch ein langer erfolgreicher Weg vor uns.«

Die Leistung beim Staffelrennen lieferte schon einen kleinen Vorgeschmack. Nach einer starken Startrunde von Laura Gimmler übernahm Topläuferin Hennig als Vierte mit Kontakt zur Spitze. Die gebürtige Sächsin konnte Pia Fink nach einer überragenden Runde in der klassischen Technik sogar einen kleinen Vorsprung mitgeben. Als die Norwegerin Ingvild Flugstad Østberg das Tempo anzog, blieb Fink zunächst hinter der Schwedin Frida Karlsson. Dann hängte sie jedoch die zweimalige Silbergewinnerin dieser WM sensationell ab. Schlussläuferin Carl konnte die enteilten Norwegerinnen nicht mehr einholen, sicherte aber clever Silber ab.

»Ich wollte vor allem nicht überziehen. Sensationell, wie unser Plan aufgegangen ist«, kommentierte Carl. Laura Gimmler fand den Erfolg »krass«, Pia Fink kündigte eine große Silber-Party mit »Pizza und Wein« an. Hennig wird dann nicht so lange mitfeiern: »Die WM ist schließlich nicht vorbei.« Am Samstag steht ihr »Hauptrennen« über 30 Kilometer in der geliebten klassischen Technik an und die Deutsche gehört in dieser Form zu den Goldanwärterinnen. »Es ist mein großer Traum, einmal eine Einzelmedaille bei einem Großereignis zu gewinnen«, sagt sie. Staffel-Silber wird sie dabei zusätzlich beflügeln.

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