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- Nordische Ski-WM 2023
Deutschen Skiläufern geht am Ende der WM die Puste aus
DSV-Team feiern zwölf WM-Medaillen in Planica. Nur die Norweger bleiben unantastbar
Beim großen Finale in Planica kam sogar Gänsehautstimmung auf. Tausende begeisterte Fans feierten den Heimsieg von Sloweniens Skispringern im Teamwettbewerb. Die deutschen Flieger um Karl Geiger schauten als Fünfte enttäuscht zu. Aber der Frust verflog spätestens bei der Abschlussparty des Teams. Schließlich reist Deutschland mit der Rekordbilanz von zwölf Medaillen (drei Gold, sechs Silber, drei Bronze) in 24 Entscheidungen nach Hause. Damit wurde die bisherige Bestmarke der WM 2017 in Lahti von elfmal Edelmetall übertroffen – und die Bilanz der Heim-WM 2021 von Oberstdorf (sechs Medaillen) verdoppelt.
»10 Tage haben uns alle Nationen der Welt gratuliert, die letzten zwei Tage haben wir den anderen gratuliert. Wir sind trotzdem megazufrieden«, bilanzierte Horst Hüttel, Weltcup-Sportdirektor für die traditionellen Erfolgsdisziplinen Skispringen (sechs Medaillen) und Nordische Kombination (vier Medaillen). Das Besondere an diesen Titelkämpfen: Nach über einem Jahrzehnt Flaute steuerten auch die deutschen Skilangläufer zwei Staffel-Medaillen zum deutschen Medaillenregen dabei. »Wir werden irgendwann Norwegen schlagen«, kündigte Langlauf-Bundestrainer Peter Schlickenrieder an. Die Skandinavier gewannen die Hälfte der Goldmedaillen und waren einmal mehr die überragende Nation der WM.
Der Held der Heim-WM vor zwei Jahren in Oberstdorf war Skispringer Karl Geiger mit vier Medaillen, davon zwei in Gold. Diesmal fährt der Überflieger nur mit Mixed-Gold und Einzel-Bronze von der Normalschanze nach Hause. Im finalen Teamfliegen am Samstag gab es statt der erhofften Titelverteidigung nur Platz fünf. »Der letzte Tag hat schon einen bitteren Beigeschmack, aber es war eine gute WM«, erklärte Geiger. Nach der vom gesamten Team völlig verpatzten Vierschanzentournee kehrte auch Andreas Wellinger mit Einzel-Silber in die Weltspitze zurück. Die erfolgsverwöhnten Skisprung-Männer standen jedoch klar im Schatten der Frauen. Katharina Althaus war mit dreimal Gold und einmal Bronze die Königin dieser WM. »Die Frauen waren unglaublich und haben uns inspiriert«, meinte auch Geiger.
Bei der Jagd nach der ersehnten Goldmedaille in der Nordischen Kombination ging Julian Schmid im finalen Einzelwettbewerb die Kraft aus. Während der überragende Norweger Jarl Magnus Riiber seine vierte Goldmedaille in Planica feierte, reichte es nur zu Platz sechs. Nach drei zweiten Plätzen verlässt »Silber-Schmid« seine erste WM trotzdem mit einer spektakulären Bilanz. Silber im Team bescherte Eric Frenzel die 18. WM-Medaille, womit er der erfolgreichste Wintersportler aller Zeiten ist. Er wird nach dieser WM genauso zurücktreten wie Bundestrainer Hermann Weinbuch, der nach 27 Erfolgsjahren ins »zweite Glied« rücken wird. Dort könnte er künftig auch für die deutschen Kombinierinnen zuständig sein. In deren Reihen steht die größte Aufsteigerin dieser Titelkämpfe: Die 17-jährige Nathalie Armbruster begeisterte mit zweimal Silber und ihrem Kampf für die Olympia-Zukunft der Sportart.
Bei Olympia in Peking vor einem Jahr hatten die deutschen Skilangläuferinnen mit Teamsprint-Gold und Staffel-Silber für die größte Sensation der Spiele gesorgt. In Planica gab es mit Staffel-Silber für die Frauen und Bronze für die Männer wieder zwei Plaketten bei einem Großereignis. »Auf den ersten Blick schaut das schlechter aus als bei Olympia, aber wir sind deutlich näher an die Weltspitze herangekommen. Und wir nehmen erstmals wieder eine Herren-Medaille mit heim«, kommentierte Bundestrainer Peter Schlickenrieder. Bronzegewinner Jonas Dobler sprach von einem »Skilanglauf-Wunder«. Und der Erfolg könnte erst der Anfang sein: Die Ausnahmetalente Katharina Hennig (26) und Friedrich Moch (23) waren auch in den Einzelrennen in Medaillennähe. Schlickenrieder sieht sie als »künftige Weltmeister und Olympiasieger«.
Der Norweger Jarl Magnus Riiber sorgte bei seinem einsamen Lauf zu seinem vierten Kombinierer-Titel in Planica für den Aufreger der WM. Nach einem Schanzenrekordflug auf 147 Meter verhöhnte der »Bad Boy« mit abwertenden Gesten in der Loipe die (nicht vorhandene) Konkurrenz. »Scheiße und respektlos« fand das der dreifache WM-Silbergewinner Julian Schmid. Trotzdem war Riiber mit viermal Gold der König dieser WM. Die »Königin« kam mit Überfliegerin Katharina Althaus aus dem deutschen Team. Dreimal Gold, einmal Bronze und immer ein Lächeln auf den Lippen – so eroberte die 26-Jährige die Herzen der nordischen Ski-Welt im Sturm. Ihr Herz ist freilich schon vergeben: Althaus wird im April Patrick Schmid – den Bruder des Kombinierers Julian Schmid – heiraten.
250 000 Fans hatten die Organisatoren angekündigt, es kamen nur etwas über 60 000. Richtige WM-Stimmung kam nur am finalen Samstag beim Triumph des slowenischen Skisprung-Teams auf. »Das war eine tolle Atmosphäre wie bei einer WM. Die erste Woche war dagegen enttäuschend. Alle dachten: Hier brennt der Bär wie sonst beim Skifliegen«, so Horst Hüttel. Wichtigster Grund: Horrende Ticketpreise von mindestens 49 Euro für einen Tagespass und exorbitante Zimmerraten für die Unterkünfte rund um das wunderschöne Tal der Schanzen im Dreiländereck von Slowenien, Österreich und Italien. »Ich freue mich schon jetzt auf die WM in zwei Jahren in Trondheim«, meinte Kombinierer Vinzenz Geiger. Dann werden im Nordisch-Mekka Norwegen definitiv Hunderttausende zu den Wettkämpfen strömen.
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