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Post-Urabstimmung: Ein Zeugnis verschärfter Klassengegensätze
Die Verdi-Mitglieder bei der Post stimmten in der Urabstimmung für eine Verschärfung des Arbeitskampfes
Wer glaubt, dass es keine Verteilungskämpfe gebe, weil der heiße Herbst der Proteste vergangenes Jahr ausfiel, irrt. Die Klassengegensätze haben im Zuge der massiven Inflation der letzten Monate zu- statt abgenommen. Das Ergebnis der Urabstimmung bei der Deutschen Post zeigt dies. Fast 86 Prozent der Verdi-Mitglieder in dem Unternehmen stimmten für einen unbefristeten Streik und insofern auch für eine Verschärfung des Arbeitskampfes.
Dies geschieht in einem Unternehmen, das gerade erst den vierten Rekordgewinn in Folge vermeldete. 8,4 Milliarden Gewinn machte die DHL, zu der die Deutsche Post gehört, im vergangenen Jahr. Für ihre Aktionär*innen bedeutet dies steigende Dividenden, doch ihren Beschäftigten drohte die Konzernleitung bisher lieber mit Outsourcing, als ihnen ein ernsthaftes Angebot zu machen. Wenn sie dies nicht diesen Freitag nachholt, gibt es tatsächlich seit acht Jahren erstmals wieder einen unbefristeten Streik bei der Post.
Dabei brodelt es nicht nur in einem Konzern. Im öffentlichen Dienst sind die Verhandlungen derzeit ebenfalls rauer und die Warnstreiks entschlossener als üblich. Auch in anderen Bereichen werden in diesem Jahr härtere Tarifverhandlungen erwartet. Denn während das Kapital jammert, dass keiner mehr Bock habe zu arbeiten, und vorschlägt, den 1. Mai zur Finanzierung der Aufrüstung der Bundeswehr abzuschaffen, haben die Beschäftigten keinen Bock mehr, sich für einen miesen Lohn krummzumachen und mal wieder die Kosten einer Krise auf sich abwälzen zu lassen. Doch in dieser Krise könnte es mal anders laufen. Schließlich hat sich angesichts eines allgemeinen Arbeitskräftemangels das Machtverhältnis zugunsten der Beschäftigten verändert.
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