• Berlin
  • Haus der Kulturen der Welt

Liebe statt Antisemitismus

Der neue Direktor des Haus der Kulturen der Welt Ndikung stellt sein Programm für die nächsten Jahre vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Der neue Direktor Bonaventure Soh Bejeng Ndikung will mit dem Berliner Haus der Kulturen der Welt (HWK) nach Strategien für ein besseres Zusammenleben »in und mit dieser Welt« suchen. Dafür sollten im HKW Kulturen der Gastfreundschaft gepflegt werden, sagte Ndikung am Dienstag bei der Vorstellung seines Teams und des Programms für die kommenden Jahre.

Ndikung machte klar: »Im Haus der Kulturen der Welt gibt es keinen Raum für Hassreden und Gewalt jeglicher Art.« Er sieht keinen Platz für Diskriminierungsformen wie etwa Antisemitismus. Im Haus sollten »Liebe, Respekt und Großzügigkeit« gelebt werden. Damit reagierte er auch auf frühere Vorhaltungen, die ihn in die Nähe der antiisraelischen Boykottbewegung BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) gerückt hatten. Zur Diskussion standen Facebook-Posts des Kurators, eine Unterschrift unter einem offenen Brief und ein Text in einer von Ndikung kuratierten Ausstellung, in dem die Siedlungspolitik Israels als Kolonialismus bezeichnet wird.

Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung hatte sich geäußert. »Ich kritisiere, dass Ndikung mehrfach Positionen der BDS-Bewegung unterstützt hat«, hatte Felix Klein im Oktober geäußert. Ndikung hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und auf seine kuratorische Arbeit verwiesen, an der auch israelische wie jüdische Künstlerinnen und Künstler beteiligt gewesen seien.

Das Haus der Kulturen der Welt soll sich in den kommenden Jahren etwa mit der Geschichte von Nationalstaaten und den Folgen für Rechte, Autonomie, Zugehörigkeiten und Abhängigkeiten befassen. Zudem soll nach Formen alternativer Wissenschaften gesucht und deren möglichen Erkenntnissen Raum verschafft werden. Ein Schwerpunkt soll »die Welt aus dem Osten sehen« und damit den westlichen Zentrismus überwinden.

Der aus Kamerun stammende Kurator und Kulturmanager Ndikung ist seit Januar Nachfolger des bisherigen Intendanten Bernd Scherer. Der promovierte Biotechnologe lehrt an der Kunsthochschule Weißensee in Berlin, ist Mitherausgeber zahlreicher Publikationen zu Kulturkritik und Ausstellungstheorie und war 2015 im kuratierenden Team der Documenta 14 in Kassel und Athen. In Berlin, wo er studierte und nach einer Station in Frankreich auch wieder lebt, leitete er zudem den Kunstraum Savvy Contemporary.

Das Haus der Kulturen der Welt dient in unmittelbarer Nähe des Kanzleramtes als Ausstellungs-, Konferenz-, Diskurs- und Veranstaltungsort. Das HKW ist als Bundeseinrichtung Teil der Gesellschaft, die auch die Internationalen Filmfestspiele Berlin und die Berliner Festspiele mit dem Gropius-Bau trägt. yaw/dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.