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- Baseball-Duell: USA gegen Kuba
Kuba unterliegt mit MLB-Profis den USA bei der Baseball-WM
Die Niederlage im Halbfinale könnte dennoch den Beginn einer Auslandsprofis gegenüber offeneren Ära darstellen
Die große Party fiel ins Wasser – und das gleich doppelt. Nachdem Kubas Baseball-Nationalteam in den vergangenen Tagen bei der World Baseball Classic (WBC), der inoffiziellen Weltmeisterschaft, überraschend für Furore gesorgt hatte, waren für das Halbfinale am Sonntagabend gegen den Erzrivalen USA in ganz Kuba Public Viewings geplant. In Havanna und dem gesamten Westteil der Insel schüttete es dann aber ab dem späten Nachmittag ohne Unterlass. Und im Spiel selbst verpasste das mit All-Stars gespickte US-Team den Kubanern eine deutliche 14:2-Abreibung.
Es dauerte bis zur fünften Ausgabe des seit 2006 ausgetragenen Turniers, dass die beiden nach Baseball verrückten Länder aufeinandertrafen – und das ausgerechnet in Miami mit seiner großen auslandskubanischen Gemeinde. Dort kam es vorab und rund um die Partie wie erwartet zu Protesten gegen die kubanische Regierung, wenn auch von einer zahlenmäßig recht kleinen Gruppe.
Auf Kuba dagegen versammlte sich gefühlt das ganze Land hinter der Mannschaft und fieberte vor den Fernsehgeräten mit. Schon lange hat kein Baseball-Spiel das Land mehr so elektrisiert. »In diesen Tagen spricht man nicht mehr über Warteschlangen, nicht mehr über den (schlechten) Nahverkehr, nicht mehr über Stromausfälle, sondern über Baseball«, schrieb das staatliche Online-Portal Cubadebat und sprach von »Balsam für die Seele«.
Tatsächlich scheint für einen Moment nicht nur die wirtschaftliche Krise vergessen, sondern auch die sportliche. Nach Jahren des Misserfolgs hat die Wiederauferstehung der Mannschaft die Leidenschaft von Millionen Fans neu entfacht. Der Beginn der heimischen Liga wurde um eine Woche nach hinten verschoben, Präsident Miguel Díaz-Canel twitterte regelmäßig seine Unterstützung und Musiker der Insel komponierten eigens einen Song für das Nationalteam.
Die eigentliche Bedeutung aber ist sportpolitisch: Zum ersten Mal überhaupt hat Kubas Baseball-Verband seine Praxis geändert und aktive Profis der nordamerikanischen Profiliga Major League Baseball (MLB) in den Kader eines internationalen Turniers berufen, darunter die beiden Spieler der Chicago White Sox, Luis Robert Jr. und Yoan Moncada, dazu einige Spieler der Minor League sowie mit Erlaubnis der Regierung im Ausland spielende kubanische Profis. Nur acht der 30 Nominierten sind in der heimischen Liga aktiv.
In den USA tätige Spieler zu berufen, war wegen der US-Blockadepolitik jahrzehntelang nahezu unmöglich. Um von einem dortigen Klub angestellt zu werden, müssen Kubaner ihren Wohnsitz in einem Drittland annehmen und alle Brücken nach Kuba abbrechen. Einen Deal des kubanischen Verbandes mit der MLB, der es Spielern erlaubt hätte, legal in den USA zu spielen, versenkte Donald Trump 2019 im Handstreich. Nach einigem Hin und Her erteilte die neue US-Regierung Kubas Verband nun aber eine Sondergenehmigung, Spieler aus den eigenen Profiligen für die WBC zu berufen.
Die nun lange Liste möglicher Nationalspieler wurde dennoch schnell kleiner. Kubas Verband erklärte von Anfang an, dass niemand, der während eines internationalen Wettbewerbs »desertiert« sei, berufen würde. Auch sollten, so Verbandspräsident Juan Reynaldo Pérez, nur Spieler ausgewählt werden, die »eine positive Einstellung zu unserem Baseball und unserem Land bewahrt haben«. Mit anderen Worten: Spieler, die sich öffentlich nicht kritisch über die kubanische Regierung äußern. Yoan Moncada beispielsweise erhielt 2014 die Erlaubnis zur Ausreise; Luis Robert verließ 2016 die Insel zwar illegal, aber eben nicht während eines Turniers. Politische Kommentare sparten sich beide.
Andere aber lehnten es selbst ab, für Kuba zu spielen, etwa der siebenmalige Allstar und MLB-Meister von 2016, Aroldis Chapman, und Aledmys Díaz, der erklärte, erst dann für Kuba zu spielen, »wenn es allen erlaubt ist«. Das wird seiner Meinung nach erst geschehen, wenn Baseball nicht mehr politisiert werde.
Dass Kubas Verband erstmals ein gemeinsames Team aus in den USA und in Kuba aktiven Profis bildete, sehen Optimisten als Zeichen für eine mögliche Veränderung in Beziehungen des Landes zu jenen ehemaligen Landsleuten, die die Insel verließen. Selbst die Parteizeitung »Granma« rief vor dem Halbfinale dazu auf, das Trikot im Namen derjenigen zu tragen, »die auf der Insel und in Miami leben«. Das kubanische Team »und die Art und Weise, wie es alle Kubaner überall auf der Welt repräsentiert hat, ist ein Aufruf, diese Beziehung neu zu überdenken«. Töne, die man nicht immer so gehört hat.
Yoan Moncada sprach von einem Traum, für Kuba zu spielen, und einer »der besten Erfahrungen in meinem Leben«. Er sei »sehr hoffnungsvoll, dass dies ein erster Schritt für die kubanischen MLB-Spieler ist, um ihr Land künftig zu vertreten«. Dann wäre die Niederlage gegen die USA kein End- sondern der Startpunkt für eine vielleicht über den Sport hinausgehende Annäherung zwischen der Insel und seiner Diaspora.
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