Gunter der Erste blickt jetzt von der Wand

Gemäldeserie der brandenburgischen Landtagspräsidenten feierlich eröffnet

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine neue Tradition des Landtags hat am Donnerstag ihren Anfang genommen. Im Beisein von alten politischen Weggefährten wurde das Porträt des langjährigen Parlamentspräsidenten Gunter Fritsch (SPD) im Potsdamer Landtag feierlich enthüllt. Der inzwischen 80-jährige Fritsch lobte das von der Künstlerin Katrin Seifert in etwa 100 Stunden gemalte Bild als »prachtvoll« und »sehr gelungen«. Er scherzte: »Ich habe mich wiedererkannt.«

Im vergangenen Jahr hatte das Landtagspräsidium einstimmig beschlossen, eine Galerie von Porträts ehemaliger Landtagspräsidentinnen und -präsidenten anfertigen zu lassen und sie im Landtagsschloss öffentlich zu präsentieren. So verfährt man auch im Falle von Bundespräsidenten und Bundeskanzlern. Man habe sich für Gemälde und gegen Fotos entschieden, denn »ein Kunstwerk sagt mehr«, versicherte die aktuelle Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) bei der Vorstellung des ersten fertigen Portäts. Sie erinnerte daran, dass mit der Präsidentschaft von Gunter Fritsch eng verbunden der Neubau des Landtags in Potsdam gewesen sei und dass er bei der Eröffnung die schlicht-schönen Worte äußerte: »Nehmen Sie es in Besitz.«

Früher hatte der Landtag in der ursprünglich 1899 bis 1902 als Kriegsschule errichteten ehemaligen SED-Bezirksleitung auf dem Potsdamer Brauhausberg residiert. 2014 zog das Parlament herunter auf den Alten Markt in einen Neubau, dessen Fassade an das alte Stadtschloss erinnert, das früher einmal an dieser Stelle gestanden hatte.

Fritsch selbst freute sich nun einmal mehr ausdrücklich darüber, dass das Schloss als Parlamentshort nun »volkseigen« sei. Es sei ihm schwergefallen, beim oftmaligen Modell-Sitzen für das Gemälde mehrere Stunden unbeweglich zu verharren und in eine Richtung zu starren, räumte der passionierte Bergsteiger ein. »Das ist wider meine Natur«, sagte Fritsch.

Künstlerin Seifert berichtete, sie habe das Bild bis zu seiner Vollendung vor dem Porträtierten verborgen gehalten und für den Fall, dass er ganz und gar nicht einverstanden sei, »sicherheitshalber schon eine zweite Leinwand grundiert«. Zu ihrer Erleichterung sei Frisch dann aber mit dem Ergebnis sehr zufrieden gewesen. Sein Abbild zu schaffen, sei ihr immer noch »eine besondere Ehre«. Die Annäherung an ihr künstlerisches Objekt sei nicht so einfach gewesen. »Ich kannte ihn nur von der Zeitung.« Gunter Fritsch sei ihr im persönlichen Gespräch dann zunächst »brandenburgisch-knurrig« begegnet. Doch habe sie sich rasch an seinem hintergründigen Humor erfreuen können und ihn »sehr sympathisch« gefunden. Zunächst sei er im Rollkragenpullover erschienen, doch habe man schließlich auch auf dem Bild der Tatsache Rechnung getragen, dass Fritsch im Amt Jackett und Krawatte getragen hatte. Den Bildhintergrund formt eine märkische Wald- und Ackerlandschaft. Gemalt wurde das alles im alten Potsdamer Rechenzentrum, in dem Künstlerin Seifert ihr Atelier hat.

Gunter Fritsch ist 1945 mit seiner Familie vor der herannahenden Roten Armee in den heutigen Osten Deutschlands geflohen und studierte in der DDR Hochfrequenztechnologie. Er war Bausoldat, hatte also aus Gewissensgründen in der Nationalen Volksarmee den Dienst an der Waffe verweigert. 1990 wurde er Landrat im Kreis Strausberg, 1994 Landrat in Märkisch-Oderland. 1999 zog er in den Landtag ein.

Laut Landtagspräsidentin Liedtke kostete das Bild 7000 Euro. Fritschs Nachfolgerin Britta Stark (SPD) sei ebenfalls einverstanden, sich malen zu lassen. Der erste Landtagspräsident des 1990 wiedergegründeten Landes Brandenburg, Herbert Knoblich (SPD), ist seit über einem Jahr tot. Das lässt nur die Möglichkeit, ihn von Fotos abzumalen. Damit sind seine Hinterbliebenen einverstanden. »Der arme Herbert«, sagte Fritsch. »Leider erlebt er das nicht mehr.«

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