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FC Bayern: Münchner Momentum vor dem Spitzenspiel gegen Wolfsburg

Die Fußballerinnen des FC Bayern wollen den VfL Wolfsburg im direkten Duell endlich vom Thron stoßen – die Vorzeichen dafür stehen gut

  • Christian Stüwe, München
  • Lesedauer: 5 Min.
Georgia Stanway (l.) und ihre Münchnerinnen wollen Druck auf Wolfsburg mit Lena Oberdorf machen.
Georgia Stanway (l.) und ihre Münchnerinnen wollen Druck auf Wolfsburg mit Lena Oberdorf machen.

Das »Mia san Mia«, das berühmte Credo des FC Bayern München, lässt einigen Interpretationsspielraum. Der Leitspruch ist zum einen ein Verweis an die bayerische Heimat, an die Wurzeln, die dem deutschen Rekordmeister trotz seiner Rolle als Global Player des Weltfußballs so wichtig sind. Zum anderen steht das »Mia san Mia« für die Identifikation mit dem Verein, für den familiären Charakter, der bei den Bayern trotz allem Streben nach Erfolg immer wieder hervorgehoben wird. Vor allem ist das »Mia san Mia« aber eine Ansage an die Konkurrenz. Wir sind die Nummer eins, so lautet die Botschaft, egal ob im Fußball oder im Basketball. Und die Verfolger brauchen im Idealfall das von Uli Hoeneß früher gern bemühte Fernglas, um die enteilten Bayern an der Tabellenspitze zu sehen. Jedes Spiel gewinnen zu müssen ist der Anspruch, dem sich jede Sportlerin und jeder Sportler im Bayern-Trikot stellen muss.

Dementsprechend nervig ist es, dass der VfL Wolfsburg den Fußball der Frauen in Deutschland dominiert. Die Bayern-Frauen und die Wölfinnen liefern sich seit zehn Jahren einen erbitterten Zweikampf um die Vorherrschaft, meistens mit dem besseren Ende für den VfL. Sieben Mal gewann das Team aus der Autostadt die Meisterschaft, drei Mal der FC Bayern. Den DFB-Pokal sicherten sich die Wölfinnen sogar die letzten acht Jahre in Serie. An diesem Thron wollen die Bayern nun wieder rütteln. »Es ist unser Anspruch, auch mit unseren Fußballerinnen internationale Spitze und in Deutschland die Nummer eins zu sein«, stellte Bayern-Präsident Herbert Hainer, der ein großer Unterstützer des Fußballs der Frauen ist und die meisten Heimspiele im Stadion verfolgt, bereits vor einiger Zeit klar.

Wenn in den nächsten Tagen und Wochen die Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball der Frauen neu verhandelt werden, stehen die Chancen des FC Bayern auf die Wachablösung so gut wie lange nicht. Vor dem Spitzenspiel in der Bundesliga an diesem Sonnabend liegen die Bayern-Frauen nur noch zwei Punkte hinter Wolfsburg, da der VfL völlig überraschend Anfang März gegen Hoffenheim verlor. Es war die erste Niederlage in der Bundesliga seit Oktober 2021. Im Halbfinale des DFB-Pokals hatte der VfL kein Glück bei der Auslosung, am 15. April müssen sie wieder nach München reisen.

»Dass wir die Meisterschaft wieder selbst in der Hand haben, hat uns Schwung gegeben, darüber haben wir uns alle sehr gefreut. Ich möchte jetzt auch endlich mal mit Bayern ins Pokalfinale kommen, die letzten Jahre sind wir immer im Halbfinale gegen Wolfsburg ausgeschieden. Was Meisterschaft und Pokal angeht, bin ich sehr positiv gestimmt und glaube schon, dass wir es besser machen können als in den letzten Jahren«, sagte Torjägerin Lea Schüller. Da beide Teams ihr Hinspiel im Viertelfinale der Champions League gewannen, könnte es im Halbfinale Ende April zu zwei weiteren direkten Duellen kommen. Das Momentum scheint zumindest aktuell auf der Seite der Münchnerinnen zu sein.

Um an diesen Punkt zu gelangen, betrieb der FC Bayern in den vergangenen Jahren großen Aufwand. Der Vertrag mit Langzeit-Trainer Thomas Wörle wurde im Sommer 2019 nicht verlängert. Nachfolger Jens Scheuer sollte für frischen Wind sorgen und in einem auf mehrere Jahre angelegten Projekt die Bayern-Frauen an die Spitze führen. Mit Klara Bühl, Linda Dallmann, Giulia Gwinn und Lea Schüller verpflichtete der FC Bayern in dieser Phase einige der besten jungen Nationalspielerinnen Deutschlands, von Olympique Lyon kam die fünfmalige Champions-League-Siegerin und Weltmeisterin Saki Kumagai, die französische Nationalspielerin Viviane Asseyi wechselte von Girondins Bordeaux nach München.

Zwar gewannen die Münchnerinnen 2021 die Meisterschaft, doch auch in dieser Phase spuckte ihnen Wolfsburg wieder in die Suppe. Zunächst schnappte der VfL dem Erzrivalen mit Lena Oberdorf das größte Talent des deutschen Fußballs der Frauen weg, dann wurden in der darauffolgenden Saison mit dem Gewinn des Doubles die Kräfteverhältnisse wieder zurechtgerückt. Der FC Bayern hingegen blieb letzte Saison ohne Titel und wurde in der Rückrunde der vergangenen Saison mit 0:6 in Wolfsburg gedemütigt. Woraufhin das Projekt mit Scheuer beendet wurde. Ob es am Verfehlen der sportlichen Ziele oder tatsächlich an atmosphärischen Störungen zwischen dem Trainer und der Mannschaft lag, ist nicht ganz klar.

Als Nachfolger wurde im Sommer Alexander Straus verpflichtet, der Norweger ist neben seinen Fähigkeiten, Mannschaften und einzelne Spielerinnen effizient weiterzuentwickeln, vor allem für seine Kommunikationsstärke bekannt. Seine Spielidee verfängt sich bei dem Team immer besser, der 47-Jährige möchte in München eine Ära begründen. »Mein Hauptziel ist es, hier beim FC Bayern etwas aufzubauen, um auch im Frauenfußball nicht nur einmal Meister zu werden, sondern am besten mehrmals in Folge. So wie es Wolfsburg in den letzten zehn Jahren geschafft hat. Wenn man dann die Meisterschaft einmal verpasst, muss man im nächsten Jahr den Titel zurückholen. Es ist mein Ziel, dass der FC Bayern ein solcher Klub wird«, erklärte er kurz nach seinem Amtsantritt. Dass Sportdirektorin Bianca Rech vor der Saison mit der englischen Europameisterin Georgia Stanway eine Star-Spielerin von Manchester City nach München lotsen konnte, zeigt, dass der FC Bayern weiter bereit ist, in den aktuell schnell wachsenden Fußball der Frauen zu investieren. Die drei Champions-League-Spiele, die die Frauen innerhalb eines Jahres in der Allianz Arena austrugen, sind ein weiteres Indiz dafür.

Am Samstag wird sich Stanway mit Lena Oberdorf im Mittelfeld harte Zweikämpfe liefern und wie gewohnt keinen Zentimeter zurückziehen. Genauso wie der Rest des Teams. »Mir ist gar nicht bange. Wir haben vor, das Spiel zu dominieren«, stellte Torhüterin Maria Luisa Grohs klar. An Selbstvertrauen mangelt es den Bayern-Frauen nach 13 Pflichtspiel-Siegen in Folge ganz sicher nicht. Sie scheinen das Motto ihres Arbeitgebers voll und ganz verinnerlicht zu haben. »Mia san Mia«, was interessieren uns die anderen?

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