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Runterdrehen der Heizungen sparte 13 Prozent Energie
Berliner Immobilienmanagement bilanziert Maßnahmen zur Senkung des Gasverbrauchs in den Gebäuden des Landes
Auf eine Raumtemperatur von 22 oder 23 Grad waren die Heizungen zuvor eingestellt. Wegen der befürchteten Gasknappheit sollten es im zurückliegenden Winter vorsorglich aber nur 18 bis 20 Grad sein, auf den Fluren sogar nur 16 Grad. Bei den rund 5000 Gebäuden, die von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) für das Land Berlin verwaltet werden, rechnete Geschäftsführer Sven Lemiss mit zahlreichen Beschwerden und auch damit, dass Angestellte die Vorgaben in ihren Büros unterlaufen, indem sie massenhaft Heizlüfter heranschaffen würden. Das wäre kontraproduktiv gewesen, da diese Geräte enorm Strom fressen.
»Aber die Reaktionen waren weitaus verständnisvoller, als wir vermutet hatten«, resümiert Lemiss am Donnerstag zum Ende der Heizperiode. Über 21 500 Thermostatdrehknöpfe verfügte der Gebäudebestand schon. Sie mussten nur noch so eingestellt werden, dass sich die Heizungen beispielsweise nicht mehr über die Stufe drei hinaus aufdrehen lassen. 22 500 Stück mussten erst neu angeschafft werden, was auch gelang – obwohl Lemiss mit Lieferschwierigkeiten gerechnet hatte. Das Austauschen und Einstellen kostete zusammen 1,4 Millionen Euro.
Es gibt auch Heizungsanlagen, die zentral nach der aktuellen Wetterprognose reguliert werden. Für 105 Standorte gab es sie schon, 65 weitere Standorte wurden entsprechend umgerüstet. Das kostete noch einmal 1,9 Millionen Euro. Doch die politisch gewollte und aus Klimaschutzgründen nicht verkehrte Investition zahlte sich auch wirtschaftlich aus. Die Abrechnungen liegen zwar noch nicht vor. Doch eine Einsparung von 13 Prozent beim Wärmeenergieverbrauch gegenüber dem Vorjahr bedeutet schätzungsweise eine Million Euro weniger Energiekosten. Wenn es bei den Vorgaben zur Raumtemperatur auch im nächsten Winter bleibt – womit Lemiss rechnet –, könnte eine weitere Million eingespart werden. Davon abgesehen gebe es auch vorgenommene Maßnahmen, die selbst dann noch zu geringeren Kosten führten, wenn die Temperatur wieder hochgeregelt werde, erklärt der BIM-Chef. Er sagt auch: »Klimaneutralität bis 2045 ist machbar, wenn wir das Geld bekommen.« Es gibt im Bestand einen energetischen Sanierungsbedarf von 2,2 Milliarden Euro, wobei noch die um 16 Prozent gestiegenen Baukosten aufzuschlagen wären. »Wir haben heute nicht das Geld«, bedauert Lemiss. 20 Millionen Euro stünden aus dem regulären Budget dafür zur Verfügung. Zusätzliche je 105 Millionen seien für die kommenden beiden Jahre beantragt. Mal sehen, was das Sondervermögen Klimaschutz, auf das sich CDU und SPD geeinigt haben, für die BIM hergibt. Mindestens diese 105 Millionen müssten bewilligt werden, fordert Matthias Krümmel vom Bund für Umwelt und Naturschutz. Die öffentliche Hand müsse Vorbild sein.
Unrealistisch ist Lemiss zufolge der 2021 beschlossene Plan, die Dachflächen bereits bis 2024 komplett mit Solarmodulen auszurüsten. Selbst wenn das Geld dafür bereitgestellt würde, so bräuchte es Material und Handwerker – und die sind knapp. Bis 2026 oder 2027 wäre es aber zu schaffen. Nach einer 2022 durchgeführten Potenzialanalyse wären 778 von 1622 untersuchten Dächern für die Photovoltaik geeignet. Die übrigen liegen etwa im Schatten von Hochhäusern oder sind durch Aufbauten wie Antennen, Klimaanlagen oder Aufzüge belegt. Auch der Denkmalschutz macht Probleme, obwohl es sogar schon Dachziegel gibt, die Solarstrom liefern. Da wünscht sich Lemiss Erleichterungen nach dem Vorbild von Brandenburg.
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