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Neuer Zuschauer-Rekord in der Frauen-Bundesliga
Kölns Fußballerinnen können im Abstiegskampf auf großen Fan-Rückhalt vertrauen
Einige technische Probleme mussten noch behoben werden, bis am Mittwoch die Leitungen zwischen der Geschäftsstelle des 1. FC Köln und dem Proficamp von Eintracht Frankfurt für eine besondere Pressekonferenz standen. Doch Sarah Puntigam, mit 133 Einsätzen die Rekordnationalspielerin Österreichs, und Sara Doorsoun, 44-fache deutsche Nationalspielerin, warteten geduldig. Schließlich bezeugte die Veranstaltung ein historisches Ereignis: Stolze 31 500 Tickets sind für das Heimspiel des 1. FC Köln in der Frauen-Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt (Sonntag 13 Uhr) abgesetzt. Die bisherige Bestmarke von 23 200 Besuchern – beim Eröffnungsspiel Frankfurt gegen Bayern München im September 2022 – wird locker überboten.
Speziell die in Köln geborene Doorsoun, die seit Januar 2022 für die Eintracht spielt, freut sich riesig »auf was richtig Cooles«. Die Tochter eines Iraners und einer Türkin ist in Köln aufgewachsen. »Das ist meine Heimatstadt, mein Zuhause.« Vater und Bruder würden im Stadion sein, ihren Neffen wolle sie nach Abpfiff vor der imposanten Kulisse auf den Rasen mitnehmen, erzählte die 31-Jährige mit leuchtenden Augen. Diesen Rahmen, sagte die mit rheinischem Frohsinn gesegnete Verteidigerin, kenne man in der Domstadt ja nur vom Pokalfinale der Frauen – und auch dort kamen bislang nie mehr als 30 000 Besucher.
Dass der 1. FC Köln das Potenzial anhebt, ist überfällig. Lange gehörten die Rheinländer zu jenen Lizenzvereinen, die ihre Frauenabteilung stiefmütterlich behandelten. Geschäftsführer Christian Keller war erschrocken, als er zu Beginn seiner Amtszeit erfuhr, dass die Bundesliga-Spielerinnen ihre Trikots noch selbst zuhause wuschen. Danach habe er erst einmal die Anschaffung einer Waschmaschine veranlasst. Inzwischen schreitet die Entwicklung im Umfeld voran. Keller sieht das Event als eine Art Kick-off: »Wir wollen zeigen: Der Frauenfußball kann, wenn man es richtig macht, auch aus Vermarktungsperspektive sehr interessant sein.«
Eine professionelle Werbekampagne, aber natürlich auch das mit der EM 2022 in England ausgelöste Interesse machen es möglich. Im Viertelfinale hatten sich Deutschland und Österreich im beschaulichen Londoner Stadtteil Brentford duelliert, die DFB-Frauen gewannen damals etwas glücklich mit 2:0. Nach dem Turnier wechselte ÖFB-Stütze Puntigam an den Rhein, wo die 32-jährige Mittelfeldspielerin bislang eine sportlich eher unbefriedigende Saison erlebte. Trainer Sascha Glass musste kürzlich gehen, Abteilungsleiterin Nicole Bender-Rummler übernahm – die Abstiegsgefahr ist noch nicht gebannt.
»Wir wollen mit den Fans im Rücken ein kleines Feuer entfachen«, sagte Puntigam nun und fragte: »Warum machen wir nicht die Hütte voll?« Die mit Frankfurt um die Qualifikation zur Champions League kämpfende Doorsoun sieht mit dem großen Rahmen den nächsten Beleg erbracht, »dass wir es geschafft haben, den Boom in den Liga-Alltag zu nehmen. Dieses Spiel ist sinnbildlich dafür, was wir im Sommer erreicht haben.« Auch die TSG Hoffenheim (7109 Zuschauer gegen den VfL Wolfsburg), zweimal der VfL Wolfsburg (21 287 gegen Bayern, 14 027 gegen Frankfurt) und Werder Bremen (20 417 gegen SC Freiburg) zogen bereits punktuell in die großen Arenen um. Der anachronistisch anmutende Schnitt von 806 Zuschauern aus der Vorsaison ist Geschichte. Nach 17 Spieltagen liegt er aktuell bei 2430 – also dreimal so hoch.
Doris Fitschen, DFB-Koordinatorin Frauen im Fußball, verweist auf die übergeordnete Strategie »FF27«, mit der bis zum Jahr 2027 verschiedene Ziele erreicht werden sollen: »Eine Maßnahme ist, die Zuschauerzahl durch Highlight-Spiele in den großen Stadien zu steigern.« Der Verband rechnet im nächsten Jahrzehnt im schlechtesten Fall mit 22, im besten Fall sogar 60 Spielen der Frauen-Bundesliga vor mehr als 10 000 Fans.
Auf der Bremse steht ausgerechnet der FC Bayern als reichweitenstärkster Gesamtverein, der sowohl für den Ligagipfel als auch das DFB-Pokalhalbfinale gegen den VfL Wolfsburg auf dem nur 2500 Plätze bietenden Campus verblieb. Der Umzug in die 75 000 Zuschauer fassende Arena will wegen der Organisations- und Energiekosten im hohen sechsstelligen Bereich gut überlegt sein. Dennoch sind andere Klubs mutiger: Frankfurt wird seine Arena im Stadtwald für das Spitzenspiel gegen Wolfsburg am 14. Mai ein zweites Mal für die Eintracht-Fußballerinnen öffnen. »Dann«, sagte Doorsoun grinsend, »wollen wir uns den Rekord zurückholen.«
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