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Vier-Tage-Woche: Weniger kann mehr sein
Arbeitszeitverkürzung ist eine Chance, meint Marten Brehmer
Es ist ein Dilemma, das die Funktionsfähigkeit der Berliner Verwaltung infrage stellen könnte: Die Last für die Ämter und Verwaltungen wird in der Boom-Stadt Berlin immer größer, während die Mitarbeiter reihenweise in Rente gehen. 44 000 der etwa 215 000 Landesbeschäftigten werden bis zum Ende des Jahrzehnts das Rentenalter erreichen. Weil es für viele Stellen nicht genügend Bewerber gibt, müssen alle mehr arbeiten – und weil alle mehr arbeiten müssen, möchte sich kein junger Mensch bewerben. Ein Teufelskreis, dem die Politik gerade noch ohnmächtig gegenübersteht.
Kann die Vier-Tage-Woche, wie Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) sie vorschlägt, den öffentlichen Dienst retten? Vieles deutet darauf hin, dass er ohne diese zurückzufallen droht. Längst nicht nur in Start-ups ist die 30-Stunden-Woche schon jetzt üblich, die IG Metall geht mit der Forderung offensiv in die Tarifverhandlungen. Wenn die Verwaltung nicht mit der Zeit geht, könnte sie am Ende ohne Mitarbeiter dastehen. Schon jetzt finden Behörden kaum IT-Fachkräfte, weil private Unternehmen bessere Bedingungen bieten. Mit dem demografischen Wandel könnte sich das Problem auf zusätzliche Berufsgruppen ausweiten.
Man würde so wohl auch die Realität anerkennen. Bereits jetzt arbeiten weite Teile des öffentlichen Dienstes in Teilzeit, unter Lehrkräften sind es mehr als 40 Prozent. Die Vorteile der Arbeitszeitverkürzung liegen ohnehin auf der Hand: Wer mehr Zeit für Freizeit und Familie hat, bewältigt in der verbleibenden Arbeitszeit mehr Aufgaben und wird seltener krank. Das zeigt sich in Unternehmen, die die Vier-Tages-Woche schon eingeführt haben.
Man muss trotzdem kein Anhänger der Arbeitgeber-Erzählungen sein, um die Skepsis gegenüber Kiziltepes Vorstoß zu verstehen. Damit die Arbeitszeitverkürzung nicht zum Stellenabbau durch die Hintertür führt, müssten mehr Mitarbeiter eingestellt werden. Bewerber gibt es immer weniger. Doch wenn der öffentliche Dienst keine attraktiven Arbeitsbedingungen bietet, gibt es vielleicht bald gar keine Bewerber mehr.
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