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Berlin: Mehr queerfeindliche Angriffe für 2022 gemeldet
Der Maneo-Report weist auf 44 Übergriffe gegen LSBTIQ*-Einrichtungen hin. Die Beratungsstelle fordert außerdem ein Ende der »Austauschsperre«.
Der Monitoringbericht der Schwulenberatungsstelle Maneo zählt für das Jahr 2022 insgesamt 557 Fälle queerfeindlicher Gewalt in Berlin – 30 mehr als im Vorjahr. Bei den 261 ausgewerteten Fällen handelt es sich zu 42 Prozent um Beleidigungen, zu 29 Prozent um einfache, gefährliche und versuchte Körperverletzung und zu 24 Prozent um Nötigung und Bedrohung.
Wie der Bericht zu antisemitischen Vorfällen, der ebenfalls am Mittwoch vorgestellt wurde, zeigt auch der Maneo-Report, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit vor allem in der Öffentlichkeit stattfindet: 46 Prozent aller Angriffe fanden auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln statt.
Maneo weist auf einen besorgniserrenden Trend hin. Für 2022 erfasst der Bericht 44 Übergriffe gegen LSBTIQ*-Einrichtungen und deren Unterstützer*innen. Senatsgeförderte Projekte, Bars und Cafés, aber auch kirchliche oder religiöse Einrichtungen, die Regenbogenflaggen zeigten, wurden demnach zur Zielscheibe. So erreichte etwa die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee nach dem Hissen der Regenbogenflagge vergangenen Juli eine Sprachnachricht mit den Worten: »Viele Grüße, euch sollte man enthaupten und verbrennen. Tschau, tschau.« Ein Angriff auf den queeren Jugendtreff Q*ube im Oktober, bei dem drei Personen Jugendliche beleidigten und ankündigten, dass der Club »spätestens zu Silvester sowieso brennt«, zählt ebenfalls dazu.
Einen Fokus legt Maneo auf homophobe und queerfeindliche Gewalt gegen Geflüchtete. 30 Fälle zählt das Monitoring in diesem Bereich. Durch den Angriffskrieg in der Ukraine und die Ankunft Geflüchteter in Berlin habe sich zudem die Anzahl der Beratungsgespräche auf 721 fast versechsfacht. Dabei sei es vor allem um »Ängste vor LSBTIQ*-bezogener Diskriminierung durch Behörden und Übergriffe im Wohnumfeld und im Umfeld von Szeneeinrichtungen« gegangen.
Maneo macht ebenso wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin und die Opferberatungsstelle Reachout auf die schwierige Datenlage aufmerksam. Seit 2020 untersagt eine von der Generalstaatsanwaltschaft verfügte »Austauschsperre« der Polizei, Daten an zivilgesellschaftliche Organisationen weiterzugeben. Grund: Datenschutz. »Ein 25 Jahre lang funktionierendes und bewährtes Format darf nicht mehr fortgesetzt werden«, kritisiert Maneo diese Entscheidung. Denn seitdem stochern Monitoring-Stellen im Dunkeln. Sie können die bei ihnen gemeldeten Vorfälle nicht mit der Polizeistatistik nach anonymisierten Kriterien wie Datum, Tatort und Tatgeschehen abgleichen und wissen dadurch nicht, welche Anzeigen bereits in der eigenen Statistik enthalten sind.
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