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Das Problem Zahnarztmangel bei der Wurzel packen
Die private Medizinische Hochschule Brandenburg will ab 2024 auch ein Zahnarztstudium anbieten
Mitte kommenden Jahres soll erstmals eine Ausbildung von Zahnärzten auch
in Brandenburg beginnen. Es handelt sich um ein Projekt der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB). Es diene dem Ziel, die absehbare Lücke bei den niedergelassenen Zahnärzten zu schließen, sagte Hochschulpräsident Hans-Uwe Simon am Montag in Potsdam.
Der angestrebte Klebeeffekt, also dass die Studierenden nach dem Abschluss im Land Brandenburg blieben, habe bei Humanmedizinern funktioniert, die an der MHB bereits ausgebildet würden. Mit Unterstützung der Landeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung könne am Standort Brandenburg/Havel im Sommer 2024 mit einem »Modellstudiengang« losgelegt werden.
Laut Zahnärztekammerpräsident Jürgen Herbert ist diese Initiative auch deshalb zu begrüßen, weil Berlin, das sich einstmals zur Ausbildung des Zahnärzte-Nachwuchses in Brandenburg verpflichtet hatte, die Kapazitäten absenkte und »nur noch für den Berliner Bedarf ausbildet«.
Als Hauptsitz der künftigen Zahnmedizin werde derzeit in Abstimmung mit dem Denkmalschutz das historische Elektrizitätswerk in der Stadt Brandenburg ausgebaut, informierte MHB-Kanzler Gerrit Fleige. Es werde in etwa drei Jahren bezugsfertig sein, bis dahin werde es eine Zwischenlösung geben.
Wer einen Studienplatz bekommt, muss in zehn Semestern insgesamt 132 000 Euro Studiengebühr bezahlen. Die MHB ist keine staatliche Einrichtung. Fleige versicherte, dass es im Eignungsfall »nicht am Geld scheitern« werde. Es winkten Stipendiums-, Unterstützungs- und Darlehnsvarianten. Wer später im Beruf arbeite, der sei auch in der Lage, einen Studienkredit zurückzuzahlen. Trotz dieses stolzen Eigenbeitrags seien die realen Kosten »doppelt so hoch«, ergänzte Simon und verwies auf den »hohen Praxisanteil«. Weil das Zahnmedizinkonzept die regionale Dienstleistung vorsehe, die auch Geld einspiele, handle es sich insgesamt um eine sehr effektive Form der Zahnarztausbildung.
Bei der Auswahl der Bewerber will die MHB eigene Wege gehen und den an den Abiturnoten ausgerichteten Numerus Clausus nicht länger verwenden. Vielmehr werden die Bewerber in einem Auswahlverfahren auf Persönlichkeit, Motivation und vorausgegangene berufliche Entwicklung getestet. Ausgenutzt werden könne, dass laut brandenburgischem Hochschulgesetz ein Studium sogar auch ohne Abitur aufgenommen werden könne.
Die sonst übliche Dominanz der Abiturnoten habe dazu geführt, dass der Zahnarzt vor allem eine Zahnärztin ist. Überwiegend ergreifen Frauen diesen Beruf, weil sie im Schnitt die besseren Schulnoten haben. »In der DDR hat es bei der Zahnmedizin eine Männerquote gegeben. Ich fand das gut«, sagte Herbert.
Seltsamerweise mache sich in der Zahnmedizin ein Fachkräftemangel bemerkbar, »obwohl noch nie so viele Zahnärzte in Brandenburg tätig waren wie heute«, informierte Eberhard Steglich von der Kassenzahnärztlichen Vereinigung. Allerdings arbeiten ihm zufolge längst nicht mehr alle 40 oder auch 50 Stunden. Immer mehr Absolventen scheuen auch die Selbstständigkeit und lassen sich lieber in einer Paxis anstellen, und dann oft nur für 20 oder 30 Stunden in der Woche.
Romy Ermler von der Bundeszahnärztekammer bestritt, dass es sich hier um zunehmende Faulheit in der jungen Generation handle. Wenn junge Zahnärztinnen Kinder bekämen, dann sei das verkürzte Arbeiten nur natürlich. Weil auch Männern die Möglichkeit der Kinderbetreuung inzwischen offenstehe, müssten künftige Arbeitszeitmodelle dieser Entwicklung Rechnung tragen.
Bislang war Brandenburg eines der wenigen Bundesländer, das keine eigene
Zahnarztausbildung anbot, was ohne die Initiative der MHB so geblieben wäre. »An jedem Zahn hängt ein ganzer Mensch«, sagte Vizepräsidentin Ermler. Sie erwarte eine Unterstützung der Politik für die Zahnmedizin. Laut Steglich »schleicht sich die Politik elegant vom Hof«. Es sei Aufgabe der Landesregierung, sich Gedanken zu machen, äußerte Herbert.
Die MHB wurde 2014 gegründet. Gesellschafter sind die Ruppiner Kliniken, das Städtische Klinikum Brandenburg, die Immanuel-Albertinen-Diakonie, die Stadtwerke Neuruppin und die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin. Zurzeit studieren an ihren vier Standorten Neuruppin, Brandenburg/Havel, Bernau und Rüdersdorf 530 junge Menschen Humanmedizin und 202 Psychologie und Psychotherapie. Sieben sind im Bereich Versorgungsforschung eingeschrieben. Eine staatliche Ausbildung für Humanmediziner gibt es in Brandenburg auch noch nicht. Die soll aber in Cottbus aufgebaut werden.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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