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Spandaus Wasserballer werden endlich wieder deutscher Meister
Spandau 04 holt sich nach vierjähriger Dürre den Meistertitel von Hannover zurück
Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige, heißt es im Vokabular der Volksweisheiten. Dass diese Erkenntnis auch im Sport oft Anwendung findet, wurde dieser Tage im Wasserball bestätigt, als die Wasserfreunde Spandau 04 im Best-of-five-Meisterschaftsfinale gegen Waspo Hannover mit drei Siegen am Mittwoch in Niedersachsen sowie am Samstag und Sonntag in der Schwimmhalle Berlin-Schöneberg die Oberhand behielten. Dauerrivale und Titelverteidiger Hannover hatte seit 2018 in fünf Finalserien viermal die Oberhand behalten und auch im Pokal dominiert. 2019 durften die Berliner letztmals auf dem nationalen Wasserballthron Platz nehmen. Diese lange Dürre war ungewohnt für den jahrzehntelangen Krösus aus der Hauptstadt, der seit 1979 immerhin 37-mal Champion geworden war. Nach der Vorsaison befand Vereinspräsident Hagen Stamm noch mit Grimm und Herbert Grönemeyer: »Zeit, dass sich was dreht«. In den Kadern der beiden gepflegten sportlichen wie verbalen »Feinde« hatten sich danach tatsächlich diverse personelle Veränderungen vollzogen: Spandau wechselte den Trainer aus und verpflichtet gleich mehrere starke ausländische Profis.
Jene Renovierung fruchtete zusehends, die Wasserfreunde blieben in der Bundesliga-Hauptrunde ungeschlagen, feierten dabei bei mehrere zweistellige Kantersiege und marschierten in den Playoffs locker durch bis ins Finale. Hannover dagegen musste sich mit Hauptrundenplatz 3 hinter ASC Duisburg begnügen. Aber im Pokalendspiel sowie danach auch in den Playoffs waren die Niedersachsen, für viele überraschend, plötzlich wieder voll da. Sie holten sich mit 11:9 gegen Spandau den »Pott«, gewannen in der Bundesliga mit zwei Siegen gegen Duisburg auch ihr Halbfinale und waren den zuvor als Favorit gehandelten Wasserfreunden in den beiden ersten Finalbegegnungen auf Augenhöhe nicht nur ebenbürtig.
Dennoch verlor Hannover beide Spiele, weil Waspo nach zum Teil deutlichen Führungen bis in die Schlussphasen hinein (10:8 im ersten, gar 11:6 im zweiten Match) versäumte, den berühmten Sack zuzumachen. Spandau hingegen gewann dank eines überragenden Torwarts Laszlo Baksa. Der war neben Mateo Cuk, Maurice Jüngling, Dennis Strelezkij und Marin Restovic einer der wenigen »Überlebenden« aus dem 2019-Meisterteam – die damalige Titelserie ging mit 10:9, 18:17 n. 5-m-Werfen und 12:8 an Spandau. Diesmal wurde Baksa zweimal nach den 10:10- und 11:11-Unentschieden in den folgenden Fünfmeter-Werfen zum 14:13 und 15:13-Endständen zum Helden.
Ergo konnte schon am Sonntag die Entscheidung fallen. Und tatsächlich: 3:1-Führung zu Beginn, 7:4 zur Halbzeit, vier Treffer Vorsprung in der zweiten Hälfte – stets sah alles danach aus, als sei die Meisterschaft sicher. Jedes Mal aber kam Waspo wieder heran. Das ließ befürchten, dass es auch diesmal wieder ganz eng werden könnte. Doch Spandau rettete sich erneut aus der Bredouille und durfte eine Minute vor Spielende im Becken bereits feiern.
Mit dem entscheidenden 12:9 am Sonntag, das bei einem Ein-Tore-Defizit im Schlussviertel noch mal auf der Kippe stand, war die 38. Spandauer Meisterschaft perfekt und die Feier mit Neu-Trainer Athanasios Kechagias danach entsprechend ausgelassen. Mit den obligaten Sprüngen des gesamten Teams nebst Coaching-Staff ins Becken wurde er begangen, mit ausreichend Spirituosen, mit dem Korso zur Feier ins Vereins-Domizil »Alfreds« (benannt nach dem legendären Coach Alfred Balen) auf dem Olympiastadiongelände.
»Insgesamt war das über die Saison betrachtet auch verdient«, sagte Manager Peter Röhle, der als fester Bestandteil des Berliner Inventars seit Beginn der Spandau-Ära 1979 jeden Erfolg und manche Misserfolge als Torwart, Trainer und Manager miterlebt hat. »Der Titel jetzt ist sicher einer der schönsten, weil er so sehr herbeigesehnt wurde«, meinte er hinterher. Und die Meisterschaft wurde auch so ausgelassen gefeiert, weil sie ganz oben auf der Agenda der Ziele stand.
Im Saisonfazit wurden damit der Trainerwechsel und die Neuformierung der Mannschaft bestätigt. Dennoch gingen nicht alle Träume auf. Die Finalniederlage im Pokal schmerzte, in der Champions League verpasste man nach wechselhaften Auftritten erneut die Finalrunde der besten Acht. Der komplette Umbruch ist also noch nicht vollzogen: Noch bilden Routiniers das Gerüst des Teams, aber mit Yannek Chiru oder Zoran Bozic, einstweilen zu Nationalspielern gereift, stehen bereits junge Akteure (beide Jahrgang 2002) für die Zukunft parat.
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