Brandenburg-Tag: Sangeslust und Blaulichtmeile

Zum Brandenburg-Tag sollen Staatsgeschenke versteigert werden

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.
Denkmal für die berühmten Sangesbrüder von Finsterwalde
Denkmal für die berühmten Sangesbrüder von Finsterwalde

In 100 Tagen schlägt für das Lausitzer Ackerbürgerstädtchen Finsterwalde die große Stunde: Dann steht der Brandenburg-Tag an, der in diesem Jahr von der Stadt ausgerichtet wird. Pandemiebedingt fiel das märkische Landesfest 2021 aus und die damals vorgesehene Gastgeberstadt Bernau war so genervt, dass sie darauf verzichtete, zum nächsten Termin 2023 zum Zuge zu kommen.

Finsterwalde warf daraufhin beherzt seinen Hut in den Ring und bekam den Zuschlag, wie es auf einer Pressekonferenz in der Potsdamer Staatskanzlei am Mittwoch hieß. Erstmals werde der Brandenburg-Tag am 2. und 3. September im Kreis Elbe-Elster stattfinden, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). In der Stadt sei eine Menge passiert und sie werde die Möglichkeit nutzen, ihre Zukunftschancen darzulegen.

Den Titel »Sängerstadt« habe sich Finsterwalde selbst verliehen, ließ Bürgermeister Jörg Gampe (CDU) zu diesem Anlass durchblicken, aber er sei bundesweit einmalig und »wir tragen ihn selbstbewusst.« Auch beim Brandenburg-Tag soll das Musikalische im Vordergrund stehen. »Wir wollen einen Spiegel der Musikkultur bei uns zeigen«, so Gampe.

Überregional bekannt gemacht hat Finsterwalde das Lied »Dass wir die Sänger sind, das weiß ein jedes Kind«, das aus einem Theaterstück von Wilhelm Wolff aus dem Jahr 1899 stammt. Nicht von ungefähr steht das Denkmal der drei älteren Sangesbrüder im Stadtzentrum. Dort wird auch der große Festbereich aufgebaut sein, für den man je nach Wetter »zwischen 80 000 und 100 000 Besucher« erwartet, wie der Bürgermeister verkündete.

Für das vielfältige zweitägige Programm habe es bislang 200 Anmeldungen gegeben. Die Gäste erwarten ein Familienfest und eine »Blaulichtmeile«, auf der sich Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, Polizei und andere Schutzkörperschaften präsentieren. Nicht zuletzt »die besten Jugendbands« des Landes sollen an diesem Septemberwochenende bekunden, dass die Tradition der Sängerstadt auch eine moderne Note kennt.

Finsterwalde sei also längst mehr als die Kommune, die vor über 30 Jahren den Status der Kreisstadt verloren habe, fuhr Gampe fort. Mit Blick darauf, dass sich das halbe Landeskabinett angesagt habe, fügte er hinzu: »Wir werden für zwei Tage Landeshauptstadt sein.« Und der Deindustrialisierung der traditionellen Tuchmachergemeinde nach 1989 konnte er auch etwas Positives abgewinnen: »Wir sind nach der Wende eine grüne Stadt geworden.« Das Festwochenende wird die Stadt zwischen 800 000 und 900 000 Euro kosten, das Land hilft dabei mit 360 000 Euro. Die Sparkassenstiftung tritt als Hauptsponsor auf.

Als Besonderheit stellte der Ministerpräsident die Absicht vor, mit rund 200 Stücken einen Teil der Staatsgeschenke, die sich in über drei Jahrzehnten in der Potsdamer Staatskanzlei angesammelt haben, für wohltätige Zwecke zu versteigern. Diese Gegenstände werden in einem Auktionskatalog präsentiert. Als Beispiel führte er eine chinesische Vase vor, die laut dem Staatskanzleizuständigen Thomas Braune die vielfältigen internationalen Beziehungen Brandenburgs darstellen werde. Diplomatische Schwierigkeiten erwarte er keine, auch nicht, dass die Schenker von einst sich vielleicht brüskiert fühlen könnten, wenn ihre Gaben auf diese Weise unter den Hammer kämen. »Wir füllen damit nicht die Staatskasse auf. Es dient einem guten Zweck. Diese Art, mit den Staatsgeschenken umzugehen, genießt weltweit Akzeptanz.«

Der Brandeburg-Tag wurde erstmals 1995 ausgerichtet. Am 15. Juni soll das Kuratorium zusammentreten, das über den Ausrichtungsort des Brandenburg-Tages 2025 entscheidet. Beworben haben sich laut Staatskanzlei Lübbben, Perleberg und Luckenwalde.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.