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Endspiel gegen Barca: Wolfsburg vor der schwierigsten Hürde
Wolfsburgs Fußballerinnen wollen nach drei Finalniederlagen mal wieder die Champions League gewinnen
Wer Eindhoven besucht, wähnt sich mitunter wie in einem Freiluftmuseum. Die lebendige Stadt in der niederländischen Provinz Nordbrabant ist bekannt für ihre futuristische Architektur. Museen, Gebäude und U-Bahn-Eingänge sind außergewöhnlich gestaltet – und ziemlich bunt. Nicht umsonst steigt hier jedes Jahr im Herbst ein Festival für Dutch Design. Eine solche Stadt passt prima, wenn sich am Samstag um 16 Uhr im Champions-League-Finale der Frauen der VfL Wolfsburg und der FC Barcelona in der Heimstätte des PSV Eindhoven begegnen.
Der Schauplatz ist zugleich ein besonderer Ort für VfL-Trainer Tommy Stroot, der 2016 in die Niederlande ging, um mit Twente Enschede zweimal Meister zu werden – und sich damit auch für den deutschen Branchenprimus interessant zu machen. Auf den erst 34 Jahre alten Fußballlehrer wartet der Höhepunkt der bisherigen Karriere: »Wir sind uns bewusst, dass es die schwierigste Hürde in dieser Saison ist, aber wir wissen auch, dass es möglich ist. Es wird ein Ereignis sein, das keiner von uns vergessen wird.«
Es kündigt sich ein Kulturkampf an. Hier der deutsche Pokalsieger mit seiner körperbetonten, intensiven, gerne auch geradlinigen Spielweise, dort der spanische Meister mit feiner Technik und flüssigen Kombinationen, denen mitunter aber der zielgerichtete Abschluss fehlt. Nur mit einer gnadenlosen Effizienz konnte Deutschland bei der EM in England gegen Spanien das zweite Gruppenspiel gewinnen. Denselben Hebel müssen die Niedersachsen bemühen, um gegen das weltbeste Vereinsteam zu reüssieren.
Beide Kontrahenten haben sich in umkämpften Halbfinales gegen die englischen Topvereine Arsenal und Chelsea durchgesetzt. Dass es der VfL als Champions-League-Sieger 2013 und 2014 und Finalist 2016, 2018 und 2020 – wobei alle drei Endspiele gegen den französischen Rekordsieger Lyon verloren wurden – in den Showdown geschafft hat, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Ralf Kellermann, der langjährige Macher vom Mittellandkanal, registriert die erheblichen Investitionen der großen Marken mit gewissem Unbehagen. Woanders verdient man ihm zufolge inzwischen das Dreifache wie in Wolfsburg: »Die Kluft ist groß.«
Bei den weltbesten Fußballerinnen steigen Gehälter und Ablösesummen gerade rasant, auch wenn die Summen im Vergleich mit den Männern immer noch überschaubar klingen. Beispielsweise soll die umworbene Norwegerin Ada Hegerberg bald 500 000 Euro Ablöse kosten, bisher sind 400 000 Euro für die Europameisterin Keira Walsh der Rekord. Zurzeit werden für Topspielerinnen wie die Nigerianerin Asisat Oshoala, die Engländerin Lucy Bronze und natürlich Weltfußballerin Alexia Putellas zwischen 300 000 und 500 000 Euro Jahresgehalt veranschlagt. Ob letztere nach ihrer langen Zwangspause wegen eines Kreuzbandrisses im Endspiel in der Anfangself stehen wird, ist offen. Stammplätze haben mit Fridolina Rolfö und Caroline Hansen zwei Ex-Wolfsburgerinnen, die über die Rückendeckung in dem Renommierverein schwärmen.
Barça tut inzwischen viel, um auch den Frauenfußball auf höchstem Niveau zu präsentieren. Regelmäßige Champions-League-Heimspiele im Camp Nou gehören dazu. So sind die 91 648 Fans beim letztjährigen Halbfinale gegen Wolfsburg weltweit unübertroffen. VfL-Anführerin Alexandra Popp gibt zu, dass die Kulisse ihr Team damals im Hinspiel (1:5) schier erdrückt habe. Der Achtungserfolg im Rückspiel (2:0) half nichts mehr. »Ich glaube, dass man Barcelona in einem Spiel besser beherrschen kann«, sagt die 32-Jährige. Man sei sicherlich nicht der Favorit, »aber in einem Spiel kann unfassbar viel passieren«, erklärt die 32-Jährige. »Ich glaube, dass wir endlich mal wieder dran sind, diesen Pokal in die Höhe zu heben«, sagt die Unterschiedsspielerin, die mit Nationaltorhüterin Merle Frohms und Stabilisatorin Lena Oberdorf die deutsche Achse des Werksvereins bildet.
Fast ebenso wichtig könnten aber Verteidigerin Lynn Wilms, Allrounderin Jill Roord und Abwehrchefin Dominique Janssen werden, denn dieses Trio hat im Süden der Niederlande eine Art Heimspiel. »Barcelona hat hier jedoch generell sehr viele Fans, weil viele Niederländer für den Klub gespielt haben. Aber da Jill, Lynn und ich auch als Nationalspielerinnen bekannt sind, hoffen wir, dass das Stadion mehr in Grün-Weiß leuchten wird«, sagt Janssen, die keine 50 Kilometer von Eindhoven entfernt aufgewachsen ist.
Die 34 000 Tickets sind seit Wochen vergriffen, Unterkünfte kaum mehr zu bekommen. Das Frauen-Finale seit 2019 vom Männer-Endspiel der Königsklasse abzukoppeln, war seitens der Uefa definitiv der richtige Weg. Gerade die Niedersachsen haben oft genug erfahren, dann eher als lästiges Anhängsel behandelt zu werden. Frühere Endspiele mit Beteiligung der »Wölfinnen« stiegen in veralteten Stadien (2014 in Lissabon oder 2018 in Kiew) und einmal sogar ziemlich weit weg von der Ausrichterstadt (2016 in Reggio Emilia statt in Mailand). Mitunter teilte die Uefa nicht einmal die offizielle Zuschauerzahl mit: Es hätte mitunter zu peinlich geklungen. Und manchmal fiel im gesamten Stadion auch das Internet aus. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei.
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