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Buch Am Sandhaus: Wohnungen ja, aber weniger
Anwohner demonstrieren gegen die Bebauungspläne
Die Pläne für Buch bewegen die Nachbarschaft. Mehrere Hundert Gegner des neuen Quartiers Am Sandhaus haben am Samstagnachmittag gegen das Projekt demonstriert. Von Jung bis Alt, mit tierischen Kostümen und Pappschildern, auf denen Botschaften von »Rettet die Knoblauch-Kröte« bis »Natur statt Häuser« standen, machten sie ihrem Ärger Luft.
Auf 57 Hektar wollen die landeseigene Howoge und die private Deutsche Wohnen in Buch 2700 Wohnungen Am Sandhaus bauen. Schon seit Jahrzehnten gibt es Ideen für die Entwicklung des Gebietes, auf dem bereits ein ehemaliges Stasi-Krankenhaus steht. Die Anwohner demonstrieren vor allem dagegen, dass auch Naturräume rund um die Moorlinse bebaut werden sollen. Mit der Änderung des Flächennutzungsplans 2019 wurde zwar nur ein bestimmter Korridor für die Bebauung freigegeben, um andere Flächen zu schützen. Verbände wie der Nabu befürchten durch die Bebauung aber einen Verlust der Biodiversität. Beispielsweise sei das Gebiet ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel. Es wurden Einwände gemacht und Unterschriften gesammelt: Genutzt hat es nichts. Der neue Bausenator Christian Gaebler (SPD) sieht das Quartier als eines der vordringlichen Projekte und nannte im Interview mit der »Morgenpost« das Jahr 2026 als Baustart.
»Der Bezirk hat in einer schwachen Situation das Vorhaben an die Senatsverwaltung abgegeben«, sagt Fred Bordfeld, Stadtentwicklungspolitiker der Linken in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow. Dadurch ist nun der Handlungsspielraum vor Ort begrenzt. »Was die Menschen hier gerade machen, ist jetzt genau das Richtige«, sagt er am Rande der Demonstration zu »nd«.
Ein Problem, das Bordfeld und viele Anwohner sehen, ist die verkehrliche Anbindung. Zwar liegt das neue Quartier in der Nähe des S-Bahnhofs Buch. Es ist aber eine grundsätzliche Sorge, wenn am Rande der Stadt neue Quartiere entstehen, ohne dass dem der Ausbau der Nahverkehrsanbindung vorausgeht. Von den 4000 bis 5000 Einwohnern, die das Quartier bei 2700 Wohnungen haben wird, dürften schlussendlich viele auf das Auto angewiesen sein.
Neben den Wohnungszahlen ist es auch die Dichte, mit der hier geplant wird. »So richtig finde ich Zehngeschosser um einen Abenteuerspielplatz auch nicht«, sagt Christian Gaebler im Januar im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses, damals noch als Staatssekretär. Letztlich will die Landesregierung aber hohe Zielzahlen im Wohnungsbau erreichen. Die Anwohnerinitiative hat einen alternativen Entwurf für eine Bebauung erstellt. Statt 2700 sollen nur knapp über tausend Wohneinheiten entstehen und bestimmte Flächen geschützt werden. Laut der Initiative ist es eine Planung, die auf den »ökologischen, baulichen und sozialen Gegebenheiten aufbaut«. Wenn man mit 1000 Wohnungen plane, komme man am Ende bei 500 heraus, quittierte Gaebler im Januar den Plan der Anwohner.
Bei Linke-Stadtentwicklungspolitiker Fred Bordfeld sorgen solche Aussagen für Unverständnis. Das sei genau das Problem der Stadtentwicklungspolitik der SPD. »Es werden voll wahnsinnige Zielzahlen ohne Sinn und Verstand in die Welt gesetzt. Was Natur, Anwohner und der Kiez tatsächlich leisten können, tritt in den Hintergrund.« Seiner Meinung nach müsste es genau andersherum sein.
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