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Deutsche Volleyballerinnen machen großen Schritt zu Olympia
Die deutschen Volleyballerinnen feiern 3:1-Sieg gegen die Dominikanische Republik und rücken in der Weltrangliste auf den wichtigen Platz neun vor
Weltranglisten sind im Sport oft nicht mehr als eine Spielerei. Jeder Tennisprofi will zwar gern mal ganz oben stehen, um zu behaupten, der Beste der Welt zu sein. Aber als solcher wird ohnehin nur gesehen, wer in den ganz großen Turnieren triumphiert. In Teamsportarten sind Weltranglisten sogar oft völlig nutzlos. Die Berechnungen sind umstritten, außerdem wechseln die Kader ständig, und so interessiert es kaum jemanden, wer gerade angeblich die beste Fußballnationalmannschaft des Planeten ist.
Der Volleyball-Weltverband hat sich nun etwas ganz Besonderes einfallen lassen, dies zu ändern. Die FIVB hat zumindest einen Teil der heiß begehrten zwölf Olympiastartplätze für Paris 2024 an jene Rangliste gekoppelt. Und so kommt es, dass aktuell die Nationalspielerinnen der besten Nationen der Welt immer wieder den Link dazu auf der FIVB-Homepage aufrufen. »Seit dem Start der Nations League schaue ich täglich auf die Weltrangliste, auch wenn es manchmal einen ganzen Tag dauert, bis sie endlich aktualisiert wird«, beschreibt die deutsche Außenangreiferin Lena Stigrot ihr alltägliches Nervenspiel. »Auf jeden Fall macht es die ganze Sache spannend, weil es auch schnell hoch- und runtergehen kann.«
Sechs Teams werden sich über gesonderte Qualifikationsturniere für Olympia qualifizieren, Deutschland hat hier aber sehr schwere Gruppengegner erwischt. Und da die Gastgeberinnen aus Frankreich fest dabei sind, bleiben nur noch fünf Plätze, die an die stärksten noch übrigen Teams vergeben werden, wobei noch je ein Vertreter aus Afrika und Ozeanien unterkommen müssen. »Wahrscheinlich ist man auf Platz neun oder zehn noch dabei. Dahinter ist man raus«, sagt Bundestrainer Vital Heynen im nd-Gespräch und fügt am Dienstagabend stolz hinzu: »Vor drei Wochen waren wir noch Zwölfter, ab heute liegen wir auf Rang neun.«
In der Tat hat die deutsche Frauenauswahl in der Volleyball Nations League (VNL) eine unerwartet starke Serie hingelegt und von ihren ersten neun Partien sieben gewonnen. Wohl kein Erfolg war wichtiger als der am Dienstag gegen die Dominikanische Republik, die bis dahin auf Platz neun rangiert hatte und nun um Paris bangen muss, während es die Frauen des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV) erstmals seit 2004 in Athen wieder zu Olympia schaffen könnten. »Die Olympiaqualifikation war für die vielen starken Teams aus Europa immer sehr schwierig. Als das System umgestellt wurde, haben wir Älteren im Team schnell gewusst: Das ist mal eine realistische Chance. Also haben wir wirklich alles reingesteckt, denn das hat für uns eine riesengroße Bedeutung«, sagt Stigrot.
Noch aber liegt ein langer Weg vor dem DVV-Team. Schließlich muss die aktuelle VNL-Saison noch abgeschlossen werden, und die im kommenden Frühsommer steht auch noch an. Dazwischen können bei der Europameisterschaft in diesem Herbst noch Punkte gewonnen oder verloren werden. »Wir schaffen es zum Glück richtig gut, trotzdem in jedem Spiel und in jedem Moment präsent zu sein. Der Fokus liegt nicht nur auf Olympia, auch weil wir erst einmal den Traum verfolgen, es mal in die Finalrunde der Nations League zu schaffen. Und dann kommt die EM im eigenen Land als nächstes Highlight«, so Stigrot.
Erreicht das Team all diese Ziele, ist ein Olympiaplatz im nächsten Jahr fast schon automatisch gesichert, was für den zuletzt international schwächelnden und finanziell klammen DVV endlich eine positive Nachricht wäre. Die riskante Entscheidung, den Männertrainer Heynen 2022 an die Spitze des Frauenteams zu setzen, hätte sich dann ausgezahlt. »Jede von uns hat sich im vergangenen Jahr individuell weiterentwickelt. Vor allem wissen wir aber jetzt genau, was Vital von uns sehen will«, sagt die 28-jährige Stigrot über das zweite Jahr unter dem Belgier, der 2014 noch die deutschen Männer zu WM-Bronze geführt hatte. »Die Kommunikation mit dem Trainerteam ist richtig gut, und wir wachsen als Team zusammen.« Heynen gibt das Lob sofort zurück: »Ich hatte schon damit gerechnet, dass wir im zweiten Jahr besser werden, weil das immer so ist, wenn ich ein Team trainiere. Aber dass wir so viel gewinnen, damit hatte niemand gerechnet. Ich auch nicht.« Zumal das DVV-Team die vorzeitigen Rücktritte von gleich vier Leistungsträgerinnen verkraften musste.
Genau darin sieht der Trainer mittlerweile aber sogar einen Grund für den Entwicklungsschub: »Wir sind etwas eingeschränkt im Kader. Aber jede Spielerin weiß dadurch nun, dass sie Verantwortung übernehmen muss. Früher wurde die oft von einer zur nächsten weitergeschoben. Das hat sich klar geändert. Und zum Glück haben wir jede Chance genutzt, die sich uns geboten hat.«
Dabei fällt auf, dass die deutschen Angreiferinnen trotz der von Heynen stets propagierten Strategie der Fehlervermeidung besonders in engen Situationen mutig auftreten. Dadurch gewinnen sie auch endlich gegen Teams, die über ihnen platziert sind. Zuvor waren die letzten drei Duelle mit den Dominikanerinnen verloren worden. Die Weltranglistensiebten aus Japan wurden sogar erstmals seit elf Jahren wieder bezwungen. »Jetzt finden wir den Glauben zurück, dass wir das können. Das lässt uns in engen Situationen immer ruhig und clever bleiben«, meint Heynen.
Diese neu gewonnenen Eigenschaften will er unbedingt konservieren, auch wenn seinen Spielerinnen der so wichtige Aufstieg in die Weltspitze natürlich nicht entgangen ist: »An Medaillen denken wir noch nicht. Unser Ziel und unser Traum ist die Olympiateilnahme, daran ändert sich nichts.«
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