• Kommentare
  • Stiftung preußische Schlösser und Gärten

Brandenburg: Künstlerische Sklavenbefreiung

Koloniale Bezüge in den preußischen Schlössern

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Wer böswillig urteilt – und von solchen Menschen gibt es heute leider mehr als genug – wird es als Mode abtun, als zwanghafte politische Korrektheit verdammen. Doch politische Korrektheit sollte in einer mit Steuermitteln finanzierten Institution wie der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) kein vorübergehender Trend sein, sondern eine Aufgabe von Dauer. Es ist lobenswert, dass sich diese Stiftung mit kolonialen Kontexten ihrer Sammlungen beschäftigt.

Es ist nicht einfach nur politisch korrekt, sondern überaus vernünftig, sich dazu Sachverstand zivilgesellschaftlicher Initiativen einzuholen und einen Künstler mit ghanaischen Wurzeln kreativ die Sklaven eines Reiterstandbilds des Kurfürsten befreien zu lassen. Schließlich gehört dieses Spezialthema nicht zum Kerngeschäft der SPSG. Ihre Fachleute können und sollen nicht ausgewiesene Experten für den Kolonialismus sein. Dass sie sich des Themas trotzdem engagiert annehmen, lässt sich nicht hoch genug einschätzen. Eine marxistische Sichtweise auf Kolonialismus und Kapitalismus, das wäre noch schön gewesen, ist hier aber eindeutig zu viel verlangt.

Kerngeschäft der Stiftung ist die Bewahrung der Schlösser und Gärten, die seit dem Ende der Monarchie im Jahr 1918 der Bevölkerung gehören. Die Verantwortung dafür umfasst mehr, als Touristen aus aller Welt zu deren Vergnügen im barocken Stil geschnittene Hecken und kunstvoll gearbeitete Tabakdosen zu präsentieren. Viele Jahre reihte sich die Stiftung genau damit ein in den vom damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe (SPD) ziemlich kritiklos angefeuerten Preußenrummel.

Abonniere das »nd«

Linkssein ist kompliziert. Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen. Jetzt abonnieren!

Inzwischen hat ein Wandel eingesetzt. Das zeigt sich auch in den Bemühungen, einst von den Faschisten geraubte Kunst jüdischer Sammler zu identifizieren und den Erben der Opfer zu übereignen. Eingedenk dessen bewundere ich dann auch wieder gern die barocken Hecken und die kunstvollen Tabakdosen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -