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Brandenburg: Freie Wähler nun ohne Platz an der Sonne

Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen geben sich die Orange als neues Logo

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 4 Min.
Péter Vida (l.) bei der Präsentation des neuen Designs
Péter Vida (l.) bei der Präsentation des neuen Designs

Ja, richtig. Ab und zu muss auch einmal renoviert und neu tapeziert werden. Die Freien Wähler im Land Brandenburg nutzen den Start in die parlamentarische Sommerpause, um sich ein neues Logo zu verpassen. Neu die Farbe, neu die Form, weniger neu der politische Inhalt. In diesem Zeichen spielt die Orange (beziehungsweise die Apfelsine) die zentrale Rolle.

»Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn/ Im dunklen Laub die Goldorangen glühn ... Dahin möcht’ ich mit dir./ Oh mein Geliebter ziehn.« Johann Wolfgang von Goethe hat sich für die Orangen erwärmt, und die Freien Wähler tun es auf ihrem neuen Logo auch und wollen damit Wähler ziehen. Selbstsicher wie Korbine Früchtchen prangt nun die Orange auf dem Schild. Und in der neuen Parteifarbe orange waren die Anhänger gewandet, die am Dienstag vor dem Potsdamer Landtagsschloss dem Schilderwechsel das Gepräge gaben.

Von den bisherigen Grundfarben Blau-Gold wechselt die Vereinigung nun zu
Blau-Orange
. Die Orange wird auch als Apfelsine bezeichnet, was so viel heißt wie »Apfel aus China«. Aber freilich geht es dem Landtagsfraktionschef Péter Vida nicht darum, auf irgendwelche chinesischen Früchtchen hinzuweisen. Er ließ am Dienstag deutlich vernehmen, was man sich unter den neuen Wappen vorzustellen habe und wie es gemeint sein soll. Damit lädt er einer Südfrucht, die nun wahrlich nichts Märkisch-Heimatliches an sich hat, eine Menge auf. Das
»neue Design« verkünde mit seinem Vitaminreichtum die »Kraft der gesunden Mitte« und wende sich an diejenigen, die eine politische Heimat suchen, so Vida. Eingeschlossen jene, »die sonst keine Stimme haben«.

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Einer grünen »Verbotskultur« setze seine Partei die orange Freiheitskultur entgegen. »Mehr Vitamin C – weniger Vitamin B«, rief Vida der Landesregierung entgegen. Und: »Esst mehr Orangen und wählt die Orangen.« Mit ihnen werde es keine »ideologischen Debatten« mehr geben. Dafür aber Busse und Züge, die Menschen ans Ziel bringen, »aber auch wieder wegbringen«. Auch das Blau gehöre zum Wappen. Es symbolisiere die Polizei, die für Sicherheit stehe, für Recht und Ordnung.

Goethes »Goldorange« könnte als »Missing Link« (fehlende Verbindung) zwischen dem alten und dem neuen Parteizeichen gelten. Bislang hat es mitunter Anlass zur Witzelei gegeben. Denn die Grundfarben Blau-Gold im bisherigen
Parteilogo der Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen (BVB), Schrägstrich Freie Wähler erinnerten manche älteren Ostdeutschen an die Fahne der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Die zeigte ja auch ein sattes Blau, vor dem sich
strahlend eine goldene Sonne erhob – oder auch senkte, genau weiß man das
bis heute nicht.

Die goldene Sonne hatte sich ebenfalls auf dem Logo von BVB/Freie Wähler befunden, freilich etwas frecher und weniger hölzern gemalt, als es die FDJ-Sonne war. Sie ist auf dem neuen Wappen verschwunden.

Vor allem der Fraktionsvorsitzende Vida zeigte sich immer mal wieder pikiert und wenig erfreut angesichts der möglichen Assoziation mit dem sozialistischen Jugendverband der DDR. Er wies die Vorbildrolle der FDJ zurück und gelegentlich darauf hin, dass auch die Farben der Europäischen Union Blau-Gold seien. Das stimmt. Aber theoretisch ist es nicht ausgeschlossen, dass die EU sich ebenfalls von den FDJ-Jugendfreundinnen und -freunden inspirieren ließ. Denn immerhin stammt die FDJ-Fahne von 1946. Da war von der Europäischen Union noch keine Spur.

Im Landtag sind die Freien Wähler seit 2014 vertreten. Damals gewann der altgediente Sozialdemokrat Christoph Schulze, der sich im Streit von seiner Partei getrennt hatte, als Kandidat der Freien Wähler seinen Wahlkreis. Das schaltete die Fünf-Prozent-Hürde aus, die es in Brandenburg vergleichbar mit der Drei-Mandate-Regel für den Bundestag gibt. Doch schon vor der Landtagswahl 2019 trennte sich Schulze auch von den Freien Wählern. Da aber gewann Péter Vida einen Wahlkreis und die Freien Wähler übersprangen nun auch die Fünf-Prozent-Hürde. Wieder bei fünf Prozent stehen sie nun auch in den Meinungsumfragen.

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