- Berlin
- Klimaresilienz
Umweltsenatorin will blühende Innenhöfe
Manja Schreiner legt ein neues Hofbegrünungsprogramm des Landes auf
Vera Thoß von der Grünberatung Kreuzberg führt durch den Innenhof des Hauses am Heckmannufer. Frisch angepflanzter Waldmeister, Walderdbeeren und auch Rosen finden sich hier. Selbst eine kleine Sitzgelegenheit hat die Hausgemeinschaft jetzt in ihrem Innenhof stehen. Möglich gemacht wurde das durch das Hofbegrünungsprogramm des Bezirks. Bis zu 3000 Euro können Mieter beim Bezirk beantragen, um ihren Innenhof wohnlicher und nicht zuletzt auch widerstandsfähiger für den Klimawandel zu machen.
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So eine Möglichkeit gibt es bisher nur in einzelnen Bezirken wie Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Neukölln. Das Hofbegrünungsprogramm sei etwas, was man aus eigener Kraft tun könne für die Kieze, sagt Bezirksstadträtin Annika Gerold. »Wir sind hier in einer absoluten Innenstadtlage im Wrangelkiez, wo wir mit Grünflächen unterversorgt sind. Da müssen wir kleine Oasen schaffen.«
Über Kreuzberg hinaus soll im kommenden Jahr auch wieder ein Hofbegrünungsprogramm auf Landesebene starten. Geld ist bereits im Landeshaushalt für 2024 und 2025 reserviert. Die genauen Konditionen werden derzeit noch erarbeitet. »Das kleine Grün kann eine große Bedeutung haben«, sagt Umweltsenatorin Manja Schreiner (CDU). Einerseits sei das eine soziale, weil Hausgemeinschaften zusammenkommen, wenn sie sich gemeinsam um den Innenhof kümmern. Außerdem: »Begrünte Höfe bieten den Vorteil, dass sie gerade in hochverdichteten Quartieren einen wichtigen Beitrag zur Klimaanpassung liefern«, sagt Schreiner. Wodurch letztlich auch die Lebensqualität steige. Bis 1996 hat es schon einmal solch ein Programm auf Landesebene gegeben. Seit 1983 wurden dabei über 1500 Anträge bewilligt und mehrere Hunderttausend Quadratmeter Hof- und Fassadenfläche begrünt.
Im Bezirk freut man sich bereits über kleinere Zahlen. Letztes Jahr hatte man sieben Anträge. »Dieses Jahr bin ich zuversichtlich, dass wir zweistellig werden«, sagt Patrick Mahlow, der im Bezirksamt für das Hofbegrünungsprogramm zuständig ist. Der Zuschuss wurde zuletzt auf 3000 Euro verdoppelt. »Damit kann jetzt auch mal ein Baum gepflanzt werden«, sagt er. Doch auch Sträucher würden mehr bringen, als ihnen zugesprochen werde. Gerade Jungvögel würden diese als Lebensraum brauchen. Wer selbst seinen Hof begrünen will, der braucht zunächst die Zustimmung des Vermieters. Vor Antragstellung sollten sich Hausgemeinschaften außerdem an die Grünberatung im Bezirk und Vera Thoß wenden, rät er.
Thoß weiß, welche Pflanzen auch in lichtarmen Innenhöfen wachsen. Nicht zuletzt kennt sie sich auch mit den Problemen in den Böden aus. Viele seien voll mit Bauschutt, der zum Teil belastet ist mit Schadstoffen. Wenn organische Substanzen im Boden fehlen, könnten beispielsweise Schwermetalle ins Grundwasser »ausgewaschen werden«. Wenn man aber immer wieder Kompost oder Mulch in den Boden einbringe, würden diese gebunden. »Das Beste, was man machen kann, ist entsiegeln und den Boden aufbauen«, sagt sie.
Aber ist das alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Überall in Berlin wehren sich Anwohner gegen die Nachverdichtung. Grünflächen verschwinden schneller, als Hausgemeinschaften Stauden pflanzen können. Gegen das große Bauvolumen sagt Schreiner zwar nichts. Allerdings verweist sie auf die Parkplätze beispielsweise von Supermärkten, die versiegelt sind. Die Flächen wolle man in den Blick nehmen für die Entsiegelung. »Das, was jedem auffällt, fällt auch mir auf«, sagt Manja Schreiner. Na immerhin.
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