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Mitch McConnell: Personifizierter Stillstand

Mitch McConnell, Minderheitsführer der US-Republikaner im Senat, schweigt vor der Presse

  • Julian Hitschler
  • Lesedauer: 2 Min.

Der republikanische Fraktionsvorsitzende im US-Senat, Mitch McConnell, gönnte sich am Dienstag eine Auszeit – inmitten einer Pressekonferenz. Der 81-jährige brach mitten im Satz einfach ab und starrte nahezu regungslos in die Kameras. Etwa eine halbe Minute verging so, bis er von Kollegen und Mitarbeitern beiseite geführt wurde. Den Faden zu verlieren, kann jedem einmal passieren. Doch McConnell ist nicht irgendwer: Der Minderheitsführer und Senator aus Kentucky verkörpert seit Jahrzehnten das Parteiestablishment der Republikaner wie kein zweiter und galt als wichtigster parteiinterner Gegenspieler von Ex-Präsident Trump.

Vor einigen Monaten erlitt McConnell durch einen Sturz Verletzungen am Kopf. Sollten sich die Hinweise mehren, dass McConnells körperliche oder geistige Kräfte spürbar abnehmen, würde dies das Machtgefüge innerhalb der Partei zweifelsohne verschieben. McConnell ist seit 38 Jahren Senator, der republikanischen Fraktion sitzt er seit nunmehr 16 Jahren vor. So schnell kommt in Washington niemand an ihm vorbei.

Nicht nur deshalb wurde McConnells Aussetzer schnell zum Politikum. Nach der Episode schnellten in den USA die Suchanfragen nach dem Wort Gerontokratie in die Höhe, wie »The Intercept« berichtete. Einige Kommentatoren stellten Vergleiche mit der späten Sowjetunion an, die für ihr greises politisches Personal bekannt war.

Die wenigsten Menschen dürften ein Problem mit der adäquaten Repräsentation von Senior*innen im politischen Betrieb haben. Das Problem im Fall McConnell ist eher, dass er keine Ausnahme darstellt. Der Senat hat immer mehr sehr alte Mitglieder. Seit geraumer Zeit wird unter anderem von der 90-jährigen Senatorin Dianne Feinstein aus Kalifornien berichtet, dass sie sich kaum noch selbstständig zurechtfinde. Besonders brisant ist, dass Mitarbeiter*innen sie wohl vor Kurzem bei einer Abstimmung begleiten mussten, um sicherzustellen, dass sie wie beabsichtigt votiert. Auch das hohe Alter von Präsident Joe Biden ist regelmäßig Thema in den Medien.

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