Ticketpreise Berlin: Offene Enden beim ÖPNV

Für das 29-Euro-Ticket und die ausgelaufenen Semestertickets gibt es erst mal keine Lösungen

  • Christian Lelek
  • Lesedauer: 3 Min.

Für viele Berliner*innen ist mit der Einführung des 49-Euro-Deutschlandtickets die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel teurer geworden: Für all jene, die bis Mai noch zum 29-Euro-Ticket im Bereich AB griffen und künftig für Studierende, deren Hochschulen entschieden haben, die bisherigen Angebote des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) nicht zu verlängern.

Das Vorhaben der schwarz-roten Koalition, innerhalb Berlins ein »29-Euro-Ticket für alle« anzubieten, kommt nicht voran. Auf Nachfrage von »nd« verwies eine Sprecherin des Brandenburger Verkehrsministeriums auf eine Anfrage der Linken im Landtag von Mitte Juli. Aus der Antwort geht hervor, dass kein Angebot des Senats für eine Vereinbarung bekannt sei. Die Sprecherin erklärte darüber hinaus: »Aktuell gibt es in Brandenburg zum Thema 29-Euro-Ticket keinen neuen Sachstand.« Dafür sei eine Beratung und Entscheidung im Aufsichtsrat VBB notwendig. Ein Sprecher des VBB, dessen Zustimmung auch die Berliner Koalition anstrebt, äußerte sich dazu gegenüber »nd«: »Das 29-Euro-Ticket ist eine politische Initiative, zu der wir uns als VBB nicht äußern.« Zu dieser Initiative lägen keine Erkenntnisse vor.

Es geht also nach wie vor nicht über den politischen Berliner Tellerrand hinaus. »Der Senat beschäftigt sich allein mit sich selbst, das heißt, er entwickelt Modelle und Zahlenspiele, die allein er kennt«, kommentiert der verkehrspolitische Sprecher der Berliner Linksfraktion Kristian Ronneburg gegenüber »nd« den gegenwärtigen Stand. Das zeuge von wenig Ernsthaftigkeit oder auch davon, dass man sich sicher sei, dass Brandenburg ohnehin nicht mitmacht, so Ronneburg weiter.

Innerhalb des VBB gibt es unterschiedliche Interessen: Auch dem im Mai ausgelaufenen 29-Euro-Ticket des rot-grün-roten Senats hatte Brandenburg nur zögernd zugestimmt. Die Priorität jenseits der Stadtgrenze liegt beim Ausbau des Netzes. Die nächste Aufsichtsratssitzung des VBB ist für September geplant.

Auch konzeptionell wird das Modell eines Tickets für alle kritisiert. So äußerte sich der Fahrgastverband Igeb in der Vergangenheit, dass das Geld besser in einem auf bedürftige Personengruppen zugeschnittenen Modell angelegt wäre. Dazu zählten Schüler, Auszubildende und Studierende.

Für letztere Gruppe geht aus einer Antwort auf eine weitere Anfrage der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus hervor, dass aktuell knapp 54 500 von ihnen ohne vergünstigtes Ticket zum Semesterstart dastehen werden. Die Studierendenschaften der Technischen Universität, der Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie der Universität der Künste haben demnach beschlossen, das bisherige Angebot des VBB nicht weiter nutzen zu wollen. Mit Blick auf das Deutschlandticket böte die 32-Euro-Option zu geringe Einsparungen, als dass eine Verpflichtung für alle Eingeschriebenen zu rechtfertigen sei, erklärte die Studierendenschaft der Technischen Universität.

In der Antwort auf die Anfrage der Linken heißt es weiter, dass der Senat selbst keine Planungen für »isolierte Tarifmaßnahmen im VBB zugunsten einzelner Personengruppen« verfolge. Stattdessen engagiere man sich in der Bundesinitiative für einen allgemeinen Studierendenrabatt auf das Deutschlandticket. Zuvor hatte noch im Juni Marcel Hopp, der wissenschaftspolitische Sprecher der SPD im Abgeordnetenhaus, gegenüber dem »Tagesspiegel« erklärt, sich in seiner Fraktion für ein auf 29 Euro oder gar 19 Euro reduziertes Deutschlandticket für Studierende einsetzen zu wollen. Eine Idee, die das Land Bayern bereits realisiert hat. Dessen Studierende können ab dem 1. September für 29 Euro durch ganz Deutschland fahren.

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