Marschflugkörper: Verweigert Deutschland Solidarität?

Daniel Lücking zu geforderten Marschflugkörpern

  • Daniel Lücking
  • Lesedauer: 2 Min.

Angeblich nur zentimeterweise gehe es vorwärts mit der ukrainischen Offensive, überspitzt ein Interviewer im Gespräch mit Außenpolitiker Ralf Stegner (SPD) und baut sogleich den Vorwurf aus, die Bundesregierung verweigere der Ukraine Solidarität und Unterstützung. Die Waffensysteme sind austauschbar. Mal ist es der Panzer Leopard, der unbedingt in der Ukraine gebraucht wird. Dann sind es Raketen. Dieses Mal sogar solche mit einer Reichweite von über 500 Kilometern, die theoretisch tief in das russische Staatsgebiet vordringen können.

Stets geht es um Menschenleben, die zu retten seien. Zu schnell täuscht das darüber hinweg, dass westliche Waffensysteme nach Einschätzung von Militärexpert*innen bislang kaum Erfolge erzielten. Die Schnellkurse, in denen die meist jungen Soldat*innen an den Waffensystemen trainiert worden sind, reichen nicht aus, um komplexe Waffensysteme auch taktisch wirkungsvoll einzusetzen.

Dass die deutsche Vorsicht angesichts der großen Reichweite der Raketen nicht akzeptiert wird, weil Frankreich und Großbritannien vergleichbare Marschflugkörper liefern, ist in doppelter Hinsicht nicht hinnehmbar. Zunächst, weil Frankreich und Großbritannien über größere Bestände verfügen, während in Deutschland nur 150 der 600 deutschen Taurus-Waffen einsetzbar sind. Wesentlicher aber ist, dass die Raketenlieferung eine Bestätigung für Wladimir Putin wird. Schlagen Nato-Raketen erst auf russischem Gebiet ein, bewahrheitet sich seine Darstellung des aggressiven Nato-Angriffsbündnis. Das Vertrauen der russischen Bevölkerung in Putin kann dadurch noch weiter wachsen. Einem Waffenstillstand oder der Beilegung des Konfliktes kämen die verfeindeten Blöcke so dann auch keinen Zentimeter näher.

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